Groin. . 20 Landwirte aus dem Kreis Kleve haben entlang der Felder Blühstreifen anlegt. Sie sollen Insekten helfen. Felix Streuff aus Groin macht mit.

Die ersten Schmetterlinge sind schon zu sehen. „Es braucht nicht viel, um das Insektenleben zu befördern“, sagt Markus Reinders. Ein Blühstreifen am Ackerrand kann schon kleine Wunder bewirken und muss für den Landwirt nicht großen Aufwand bedeuten.

Der Leiter der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft in Wesel ermutigt seit geraumer Zeit Bauern in Sachen Biodiversität. Bereits 20 Landwirte im Kreis Kleve hätten sich ein Herz gefasst und Produktionsflächen in Blühstreifen umgewidmet. Einer von ihnen ist Felix Streuff.

Ein Groiner Landwirt opfert 6 ha für den Naturschutz

Der Landwirt aus Groin bewirtschaftet für seine 450 Kühe insgesamt 250 Hektar Fläche. Sechs Hektar hat er jetzt dem Naturschutz gewidmet. Er sieht, dass die Insektenvielfalt in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen hat und auch der Schutz- und Lebensraum für Wildtiere wurden durch die Intensivierung der Landschaft geringer.

Der passionierte Landwirt Streuff wollte ein Zeichen setzen. Die ersten Erfolge könne er schon mit bloßem Auge erkennen: „Diese Flächen sind Magnete für Artenvielfalt und Wildtiere“, sagt er.

Die Behörden ziehen die Flächen noch ab

Die Stiftung Rheinische Kulturlandschaft hofft im Kollegenkreis auf Nachahmer. Denn bislang scheuen viele Bauern diesen Weg noch. Zum einen, weil sie Umsatzeinbußen befürchten, zum anderen, weil die bürokratischen Hürden noch zu hoch seien, sagte Bauernvertreter Josef Peters.

Die EU müsse hier bei der Agrarreform auch für den Naturschutz der Landwirte ein Auge habe. „Die Berufskollegen werden noch durch manche Kontrollbehörde abgeschreckt, weil sie die Blühstreifen, von ihrem Flächenkontingent abgezogen bekommen“, sagte Peters. Damit bestrafe man diejenigen, die gutes im Sinne führen.

Naturschutz kann man lernen

Auch Felix Streuff hat sich erst mit dem Thema auseinandersetzen müssen. Denn einfach ein Feldstreifen mit irgendwelchen Samen einsäen, funktioniert nicht. „Naturschutz muss man den Landwirten lehren“, sagt Markus Reinders. „Das Anlegen von Blühstreifen kommt bislang in der Ausbildung nicht vor.“

20 Landwirte im Kreis Kleve beteiligen sich an der Aktion Biodiversität.
20 Landwirte im Kreis Kleve beteiligen sich an der Aktion Biodiversität. © Erwin Pottgiesser

Felix Streuff hat mit Hilfe der Stiftung den Schritt gewagt und jetzt blühen unter anderem Sonnenblumen, Phacelia, Ölrettich und Ölrauke auf seinem Feld. Streuff hat für sich erkannt, dass er für die sechs Hektar Blühstreifen keine Einnahmeausfälle zu beklagen braucht: „Es gibt Förderprogramme, die fehlenden Einnahmen kompensieren“, sagt er. Auch die Samensorten wurden eng mit der Stiftung abgestimmt, um nicht am Ende invasive Pflanzen auf dem Nachbar-Acker aufwendig entfernen zu müssen.

Sein Projekt wird jetzt unter die Lupe genommen. Biologen sollen erforschen, ob die Blühstreifen tatsächlich der Insektenwelt nützen.

>> ZUM SCHUTZ VON BODENBRÜTERN

Im Kreis Kleve gibt es insgesamt 33 Landwirte, die im Rahmen einer EU-finanzierten Regelung insgesamt 35 Hektar Blühstreifen angelegt haben. Hinzu kommen noch 20 weitere Landwirte, die sich am Projekt der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft beteiligen.

Mit den Blühstreifen soll nicht nur den Insekten geholfen werden. Auch die Bestände von Bodenbrütern wie Kiebitz, Feldlerche oder Rebhuhn können davon profitieren. Ihr Verschwinden hänge vor allem durch das geringe Nahrungsangebot von Insekten zusammen, so die Stiftung.

Neben den Blühstreifen werden Projekte für den Gelegeschutz von Kiebitzen gefahren. Der Verzicht von Pflanzenschutzmittel werde besprochen und die Entwicklung feuchter Grünlandflächen.