Emmerich. Ehemalige Schüler und Lehrer sagten „ihrer“ Hanse-Realschule Emmerich am Samstag Tschüss. In lockerer Runde ließ man die Zeit Revue passieren.
Es war ein Gang in die Vergangenheit. Ein besonderer. Ein letztes Mal! Ein Gang in eine prägende Zeit, die für mich 35 Jahre zurückliegt. Jedes Mal, wenn ich am Realschul-Gebäude vorbeifuhr, wurden Erinnerungen wach. Doch damit ist bald Schluss. „Der Himmel weint‘, weil die Realschule schließt“, fasste es Jürgen Straetmans, kommissarischer Schulleiter am Samstag auf dem Schulhof am Grollschen Weg zusammen.
Trotz Regen kamen viele ehemalige Schüler und einige Lehrer um „ihrer“ Hanse-Realschule bei einer Abschiedsparty Tschüss zu sagen. „Da geht ein Stück Kindheit verloren“, fasste es Ilona Giesbers zusammen. Ehemann Frank wusste: „Ich war seit 1983 nicht mehr hier.“ Aber für ihn sei es eine Selbstverständlichkeit gewesen, jetzt vorbeizuschauen. „Ich bin gerne hier hingegangen“, erklärte Giusi Reyers in der Pausenhalle.
Rauchen im „stillen Örtchen“
An dem Ort der Orte wurde viel geschmunzelt. Denn die Zeit nicht immer gut riechender Toiletten und des Nikotin-Konsums im „stillen Örtchen“ ist schon lange Geschichte. Draußen traf man sich. Herzliche Umarmungen gab’s jede Menge. „Hier wurde meine Basis für den späteren Werdegang gelegt“, so Marc Gabriel zurückblickend.
Dominik Kilch, der bis vor 14 Jahren die Schulbank dort drückte, verbindet mit der Realschule „viele Freundschaften, die bis heute existieren“.
Schade findet es Lukas Janßen, dass diese Schulform in Emmerich bald Geschichte ist: „Man kann seinen Kindern später nicht mehr zeigen, wo man zur Schule gegangen ist“. Für Onkel Michael überwiegt bei allem Abschiedsschmerz „die Freude viele Klassenkameraden wieder zu treffen“.
Lehrer der ersten Stunde: Dr. Hans Brenne kam zur Party
Gerne erinnern sich Karin und Oliver Thelemann an das Schulorchester unter der Leitung von Musiklehrer Hans Franz. Apropos Lehrer. Die waren, wenngleich eher wenige, auch mit dabei. Unter ihnen ein Mann der ersten Stunde vor 56 Jahren: Dr. Hans Brenne. „Ich war damals im Kollegium der einzige Mann“, so der einstige Fachleiter für Englisch. „Vier Realschulen wurden am Niederrhein jetzt dichtgemacht“, wusste der in Kempen lebende 83-Jährige und lobte die Party, die wohl einmalig in der Region sei.
Ins Getümmel ging’s für die ehemaligen Schulleiter Brigitte Schulze-van der Wal, Christiane Feldmann und Alfred Peil. Da passte, dass der Pausengong erklang. Von einigen hieß es augenzwinkernd: „Jetzt müssen wir rein, sonst gibt’s Ärger mit der Schulleitung.“ Nicht nur mit der, scherzte man und schaute zu Lehrerin Roswitha Benoit oder Hildegard Franken.
Als Katja Groenewald den Koffer am Bus stehen ließ
Letztere findet es „nach wie vor bedauerlich, dass die Realschule schließt“. Ein Stückchen weiter fragte Katja Groenewald Lehrerin Ulrike Looschelder: „Kennen Sie mich noch?“ Eine Sechs fürs Abschreiben hatte es seinerzeit gegeben.
Just erinnert sich Groenewald lachend an die Fahrt nach Schmallenberg in der Sieben 1981: „Da hatte ich doch glatt keinen Koffer. Den stellte ich anstelle vor nämlich hinter den Bus.“ Für Michael Hellebrand schloss sich am Samstag der Kreis. Nachdem Sohn Nick 2017 – 30 Jahre nach seiner Entlassung! – den Realschulabschluss feierte, gehörte Tochter Sina 2019 zum allerletzten Jahrgang. Tatjana de Vree (2016 entlassen) sprach abschließend von einer tollen Zeit und lobte den „Zusammenhalt – auch von der Schulleitung her. Es war einfach nur schön.“
Musik aus fünf Jahrzehnten
Musikalisch ließen die DJs Oliver Heus, Marco Kühnen und Uli Mebus die mehr als 50 Realschule-Jahre Revue passieren. Da schwang auch der ein oder andere im Foyer des Stadttheaters das Tanzbein mit ehemaligen Klassenkameraden und schwelgte auch so in Erinnerungen. Ein Gastspiel gab die Band Gene@Work. Am Schlagzeug übrigens Jürgen Straetmans.