Emmerich. .

Zum Schluss konnte sie die Tränen nicht zurückhalten. Nach 17 Jahren als Leiterin der Hanse-Realschule in Emmerich und 42 Jahren im Beruf wurde Brigitte Schulze-van der Waal gestern in den Ruhestand verabschiedet.

Die 63-Jährige plauderte aus dem Nähkästchen: Auch wenn sie nach außen stark aufgetreten sei, habe sie im Inneren viel mit sich gekämpft. Das habe daran gelegen, dass sie beharrlich ihre Ziele verfolgte, auch wenn ihr Umfeld anderes von ihr erwartet hatte. Was hatte damals schon ein Mädchen auf dem Gymnasium zu suchen? Oder: Sie hätte eine solide Ausbildung bei Mannesmann machen können. Warum sollte sie auf Lehramt studieren? Warum sollte sie nach der Geburt ihres ersten Kindes direkt wieder unterrichten wollen? Sie hätte zu Hause bleiben können wie andere Frauen ihres Alters. Warum sollte sie eine Schulleiterlaufbahn anstreben als sie drei Kinder hatte? Brigitte Schulze-van der Waal ging ihren Weg. Dazu kommt ihre Körpergröße: Schon die meisten Achtklässler überragen sie deutlich. Sie musste also andere Wege finden, sich Respekt zu verschaffen.

Ihre Art kommt besonders gut an

Die Menschen, mit denen sie zu tun hatte, brachten ihr gestern viel Wärme entgegen und drückten Dank aus. Wie Jürgen Volkmer, Dezernent der Bezirksregierung in Düsseldorf, der ihre „hohe soziale Kompetenz“ lobte. Bürgermeister Johannes Diks attestierte ihr „17 Jahre gute Zusammenarbeit“ mit der Stadt. Sie sei eine „sehr menschliche, sachliche und zuverlässige Frau“. Wie beliebt die 63-Jährige ist, habe kürzlich ein Ehemaligen-Treffen gezeigt, so Dr. Clemens Schiffer, Elternpflegschaft. Klaus Hassel als Vorsitzender des Lehrerrates lobte ihre „versöhnliche Art“.

Schulze-van der Waal legte 1971 das zweite Staatsexamen zur Volksschullehrerin in Mathematik und Ev. Religion ab. Sie ließ nach Stationen in Duisburg 1978 die Zusatzausbildung Realschule folgen und unterrichtete dann in Marienthal und Wesel. Sie schlug die Schulleiterlaufbahn ein: 1994 wurde sie die erste Frau, die in Emmerich eine weiterführende Schule leitete, als sie zur Realschule berufen wurde. Heute ist das Gros der Rektoren in Emmerich weiblich.

In Zukunft wird Schulze-van der Waal in Ostfriesland leben, wo sie noch Lehrerfortbildungen durchführen möchte. „Es gibt viele ungelesene Bücher. Vielleicht häkle und stricke ich auch. Mir wird nicht langweilig.“ Das Kollegium schenkte Schulze-van der Waal auch gleich das passende Möbelstück: einen Strandkorb. Natürlich in den Emmericher Farben Rot-Weiß.