Emmerich/Mehrhoog. Nach 41 Jahre wird Hans-Jürgen Kraayvanger als Geschäftsführer der Katholischen Waisenhausstiftung verabschiedet. Er hat viel für Emmerich getan.
„Auf los geht’s los. Los!“ – wer häufiger mit Hans-Jürgen Kraayvanger zusammen arbeitet, wird diesen Satz öfter mal gehört haben. Das ist seine Art zu sagen: Packen wir’s an. Und anpacken, das kann der 68-jährige Mehrhooger. Wenn der Geschäftsführer der Katholischen Waisenhausstiftung, der Gasthaustiftung sowie der Hoppen- und Hompheus Stiftung Emmerich am 5. Juli offiziell verabschiedet wird, dann kommt er auf 120 Jahre Berufstätigkeit. Zusammengerechnet: 49 Jahre bei der Stadt Emmerich, 41 Jahre in den Stiftungen und 30 Jahre als freier Mitarbeiter der NRZ.
Diese Stiftungen sind wahrlich der Kitt, der die Emmericher Gesellschaft zusammen hält. Da, wo es Bedarf gibt, werden hier Lösungen gefunden. Vieles, was in den vergangenen 41 Jahren entstanden ist, hat Hans-Jürgen Kraayvanger maßgeblich auf den Weg gebracht. Die Mitarbeiterzahl ist von etwa 50 auf heute 250 angestiegen.
Seit dem 1. Januar 1978 für die Stiftungen zuständig
Die Verwaltung der Stiftungen lag vor rund 60 Jahre im Liegenschaftsamt der Stadt Emmerich. Zu dieser Zeit ging es hauptsächlich um die Betreuung von Immobilien im Besitz der Stiftungen. Erst Mitte der 60er wurde das Kinderheim errichtet; im dem Gebäude, in dem sich heute das Haus der Familie befindet. Am 1. Januar 1978 wechselte Hans-Jürgen Kraayvanger zum Liegenschaftsamt und war somit für die Geschäftsführung der Stiftungen verantwortlich.
1992 eröffnet die Kita Arche Noah in Trägerschaft der Waisenhausstiftung. 1991 übernahm die Stiftung vom Kinderschutzbund die Übermittagsbetreuung „Schule von 8 bis 13 Uhr“. „1996 gab es einen Strukturwechsel“, erinnert sich Kraayvanger. So wurde er nebenberuflich zum Geschäftsführer der Stiftungen, unabhängig von seiner Tätigkeit bei der Stadt.
Mit der Betreuung in den Schulen Neuland betreten
2005 stieg die Katholische Waisenhausstiftung in die Trägerschaft des Offenen Ganztages in Emmerich ein, die für die Stadt Emmerich zu viel geworden war. Auch in 2005 übernahm die Waisenhausstiftung Übermittags-Betreuungs-Formate in Rees, ab 2006 in Kalkar und 2008 in Kranenburg. Sabine Heynen, Bereichsleitung Schulbetreuung außerhalb von Emmerich, lobt Kraayvanger: „Er hat alleine den gesamten Schulbereich für die Stiftung aufgebaut.“ Und damit ja ziemliches Neuland betreten.
Das Aufgabenspektrum wuchs und wuchs. So wurde 2008 Norbert Pastoors als weiterer Geschäftsführer ins Boot geholt. Jetzt, mit dem Ausstieg von Kraayvanger, ist seit dem 1. April erstmals ein hauptamtlicher Geschäftsführer mit Thomas Selders eingestiegen, den der 68-Jährige so noch einarbeiten konnte.
Ein Vorbild in der Menschen-Führung
„Das hat Spaß gemacht. Ich hatte gute Kollgen. Der Abschied wird mich sicherlich berühren“, sagt Kraayvanger. Langweilig sollte es ihm nicht werden. Es wird eher ein Unruhestand. Denn in seinem Heimatort Mehrhoog ist er nach wie vor stark eingespannt, hat dort die Initiative Mehrhoog hilft aufgebaut, ein Sozialkaufhaus errichtet, ist im Vorstand einer Begegnungsstätte und Ratsmitglied.
Sabine Heynen und ihre Kollegen werden Hans-Jürgen Kraayvanger vermissen: „Er hatte immer ein offenes Ohr und stand hinter einem. Er ist ein Vorbild in der Menschen-Führung. Er sagt den Menschen nicht, was sie brauchen, sondern hört ihnen zu.“
Am 5. Juli wird Hans-Jürgen Kraayvanger im Vereinsheim von Eintracht Emmerich vor geladenen Gästen feierlich verabschiedet. Vielleicht heißt es dann: „Auf los geht’s los. Tschüss!“
>> DIE ÄLTESTE STIFTUNG IM REGIERUNGSBEZIRK
Relativ groß ist nach wie vor der Immobilienbestand der Stiftungen. Rund 40 Wohnungen zählt die Waisenhausstiftung in ihrem Besitz, rund 50 die Gasthausstiftung: „Die Wohnungsverwaltung hat aber die Emmericher Baugenossenschaft übernommen“, schildert Kraayvanger.
Übrigens: Die Gasthaus-Stiftung ist heute die älteste, noch aktive Stiftung im Regierungsbezirk Düsseldorf.