Emmerich. Die Bürgerinitiative Freunde der Realschule möchte, dass eine neue Realschule in Emmerich gegründet wird. 800 Unterschriften dafür liegen vor.

Die Welt könnte so einfach sein, auch wenn sie im ersten Moment kompliziert erscheint. So auch bei der langjährigen Debatte um die Realschule Emmerich.

Da entschließen sich 2013 Eltern, Schulbehörden, Politik und Verwaltung nach bestem Wissen und Gewissen eine Gesamtschule in Emmerich zu gründen und stufenweise die Hauptschule und die Realschule auslaufen zu lassen. Somit hatte jeder Schüler die Möglichkeit nach der Grundschule eine weiterführende Schule bis zum Abitur zu besuchen, entweder auf dem Gymnasium oder der Gesamtschule. Es wurden eine großzügige, siebenzügige Gesamtschule geplant und 26 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Gesamtschule ist auf sieben Züge ausgelegt

So weit so gut. Doch dann kam alles anders, denn der Wegfall der Realschule hatte Konsequenzen. Die Anmeldungen zur Gesamtschule blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Statt des geplanten siebenzügigen Schulbetriebs reicht es nur für einen vierzügigen. Damit werden die Räumlichkeiten nicht ausgenutzt.

Verantwortlich hierfür ist die Abwanderung von etwa 30 Schülern je Schuljahr von Emmerich nach Rees oder in andere Städte mit Realschule. Gleichzeitig verzeichnet das Gymnasium eine deutlich ansteigende Zahl von Schüleranmeldungen ohne entsprechende Gymnasial-Empfehlung auf dem Zeugnis.

Bürgerinitiative zeigt die Alternative auf

Merken dann die Schüler nach ein oder zwei Jahren, dass sie der Unterricht überfordert, ist großer Frust programmiert, Enttäuschung und Verunsicherung auf beiden Seiten. Abwanderung, Schülerfrust, Elternstress, pendelnde Schüler, leere Räume.

Muss das sein? Und das nur weil eine Realschule fehlt? Die Kritiker sagen „Nein“ und gründeten 2017 die Bürgerinitiative Freunde der Realschule. Steffen Straver, der Sprecher der Bürgerinitiative und ihr pädagogischer Berater Herbert Ulrich (CDU), Mitglied des Schulausschusses und ehemaliger Oberstudiendirektor, bekennen sich eindeutig zur Gesamtschule, gleichzeitig legen sie sich vehement für die Realschule ins Zeug.

800 Unterschriften für eine Realschule

Und sie bekamen Rückenwind durch etwa 800 Unterschriften, in denen die Bürger Emmerichs ihr Interesse an einer Realschule bekundeten.

Was ist nun ihre Forderung? Neben der Gesamtschule und dem Gymnasium plädieren sie für eine kleine zwei- bis dreizügige Realschule, so dass dann tatsächlich die Eltern zwischen allen Schulformen wählen können. Die Abwanderung wäre gestoppt und Schüler würden entsprechend ihrer Qualifikation die auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Schule finden.

In der Gesamtschule sind Räume frei

Und dann holen sie ein weiteres Ass aus dem Ärmel: „Durch die Realschule würde die Gesamtschule gestärkt, denn nach der 10. Klasse könnten die Schüler zur Gesamtschule wechseln. Damit stören wir nicht die Gesamtschule, sondern fördern sie.“ Platz sei doch durch die nichtbesetzten Räume der Gesamtschule vorhanden. Wie gesagt: So einfach kann die Welt sein.

Konkret fordert die Bürgerinitiative: Die 800 Unterschriften zeigten das große Interesse an einer Realschule. Diesen Bürgerwillen könne der Schulträger nicht ignorieren. „Wir erwarten von der Stadt Emmerich, dass sie die betroffenen Eltern informiert und eine erneute reguläre Elternbefragung durchführt“, so Steffen Straver. Entscheiden sich genügend Eltern für die Realschule, steht die Stadt Emmerich in der Pflicht eine Realschule in Emmerich anzubieten.

Treffen am 13. Juni im Hotel Stadt Emmerich

Auch die Gründung einer privaten Realschule in Elten wird geprüft, die allerdings Mehrkosten für die Eltern nach sich ziehen würde. Realistischer scheint die Variante einer staatlichen Realschule.

Das Thema wird weiter diskutiert. Am Donnerstag, 13. Juni, 19 Uhr, trifft sich die Bürgerinitiave im Hotel Stadt Emmerich an der Bahnhofstraße. Interessierte Bürger sind willkommen.