Haldern. Festivals sind im Moment nicht so schnell ausverkauft, wie das schon mal der Fall war. Die Haldern Pop-Macher lassen sich nicht verrückt machen.
Wie? Noch nicht ausverkauft? Haldern Pop-Chef Stefan Reichmann hat immer das Gefühl, dass er gegen zu hohe Erwartungen ankämpfen muss: „Es ist nicht selbstverständlich, dass das Festival jedes Jahr sofort ausverkauft ist.“ Auch für das 36. Haldern Pop Festival vom 8. bis zum 10. August – präsentiert von der NRZ – gibt es noch Karten.
Dabei trifft Haldern Pop in diesem Jahr ein Trend, der sich bundesweit, sogar international auswirke: „Das Wachstum der Festivals zeigt eine gewisse Endlichkeit. Viele Festivals leiden.“ Das junge Publikum, getrieben von Spotify-Playlisten und Youtube-Click-Giganten lässt sich zunehmend weniger auf gute, handgemachte Musik ein, die sie womöglich noch nicht kennen.
Der Schwarzmarkt wurde eingedämmt
Haldern Pop geht’s noch gut. „Wir haben uns von 2002 bis 2017 keine Sorgen machen müssen, waren auch 2018 ausverkauft. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch in diesem Jahr schaffen.
In den Hochzeiten haben viele Besucher direkt sechs Karten auf einmal gebucht. Wohl wissend, auf dem Schwarzmarkt lassen sich Tickets auch noch gut verkaufen. „Inzwischen bestellen viele eher eine oder zwei Karten“, sagt Reichmann. Der Schwarzmarkthandel und somit auch unnötige Abzocke wurden eingedämmt, was Haldern Pop nicht bedauert.
Haldern Pop bleibt bei dem Fokus Musik
Das Festival habe auch Zeiten erlebt, „die unser Immunsystem gestärkt haben“, umschreibt es Reichmann. Mit den Jahren hat sich Haldern Pop Vertrauen erarbeitet. Deshalb verfällt man im Lindendorf jetzt auch nicht in den Aktionismus, den manch anderes Festival, das unter wesentlich höherem kommerziellen Druck steht, zeigt. Es gehe nicht darum, den Service oder das Rahmenprogramm zu erweitern, mit Premium-Tickets kürzere Wege zu verschaffen etc.
Haldern Pop konzentriert sich auf seine Stärken: „Einmal im Jahr holen wir die Menschen ins Dorf, empfangen sie mit unserer Gastfreundschaft und wollen sie mit Musik überzeugen“, erklärt Reichmann, der weiß, dass das Programm in diesem Jahr Stand heute noch nicht „populär“ sei. Aber wie in den vergangenen Jahren geht es darum, dass die Besucher einfach mal dem Flow folgen sollten, in die Konzerte stolpern und sich einfach überzeugen lassen. Das schafft Haldern Pop Jahr für Jahr. Darauf vertrauen die Kartenkäufer.
Das Programm ist bis auf eine Band komplett
Bis auf eine Band, die erst Ende Juli als Überraschung verkündet werden könne, hat Haldern Pop das Programm nun komplettiert. Die Stammgäste des Berliner Chors Cantus Domus wurden bestätigt. Die Djs St. Paul (NL) und Tereza (NL) legen auf. Ein Piano-Trio kommt samstags im Tonstudio Keusgen zusammen: Faraj Suleiman aus Palästina, Shida Shahabi aus Schweden mit iranischen Wurzeln sowie Tony Carey, US-Keyboarder der Band Rainbow zeigen hier ihre Tastentalente.
Der gebürtige Aspeler Heiner Frost aus Kranenburg darf erneut das Festival am Donnerstag in der Kirche eröffnen. Diesmal spielt sein Ensemble Opus M Stücke von Schostakowitsch. Greg Saunier, der Schlagzeuger von Deerhoof (USA) bringt mit dem internationalen Künsterkollektive Stargaze Beethoven zu Gehör. Und dann noch zwei niederländische Bands, die in Haldern schon ihre Fußstapfen hinterlassen haben: Tangerine und Town of Saints.
Die Agenturen wollen Bands für die Haldern Pop Bar buchen
Etliche Bands in diesem Jahr haben sich übrigens in jüngerer Vergangenheit über Auftritte in der Haldern Pop Bar empfohlen: Rayland Baxter, Syml oder Haiku Hands etwa. Und Alex the Astronaut mit ihrer „unglaublichen Ausstrahlung“, so Reichmann, die Solo in der Kirche zu hören sein wird. Die Pop Bar feiert im Oktober zehnjähriges Bestehen und hat sich längst in der Branche etabliert: „Die Agenturen fragen an, ob ihre Bands hier vorspielen können“, freut sich Reichmann. Und so bekommen Haldern Pop-Fans ganzjährig großartige Konzerte zu sehen, die sonst nur in großen Städten laufen. Wie Ron Gallo, der am Montagabend die Pop Bar rockte...
Karten fürs Festival gibt es unter www.haldern-pop.com. Sie werden nur hier online verkauft. Die Karten kosten 125,40 Euro inklusive Vorverkaufsgebühr.