Emmerich-Elten. . Straßen NRW sprüht im Kreis Kleve mit Hubschraubern großflächig gegen den Eichenprozessionsspinner. Doch damit werden auch andere Raupen getötet.

Jeanet Luitwieler ist richtig sauer. Sie steht vor ihrer Öko-Wiese in Emmerich-Elten und hat immer noch den Hubschrauber im Kopf, der am Dienstagnachmittag über ihr Grundstück geflogen ist, um großflächig das „Bacillus Thuringiensis“ zu versprühen – ein biologisches Insektenbekämpfungsmittel, welches die Raupen des Eichenprozessionsspinners eliminiert. Jeanet Luitwieler sagt, sie sei von dem Hubschrauber gleich zwei Mal besprüht worden, und ärgert sich nun darüber, dass Straßen NRW auf ihrem Grundstück – ohne dies zuvor anzukündigen – die große Giftspritze ausgepackt hat. Die Eltenerin hat gestern bei der Polizei eine Strafanzeige wegen vorsätzlicher Körperverletzung gestellt.

Das Mittel zerstört den Darm der Raupe

Auf NRZ-Anfrage bestätigen zuständige Mitarbeiter von Straßen NRW, dass man die Aktion nicht öffentlich kommuniziert habe. Es seien zu viele Straßen und Stellen gewesen, um diese alle vorher anzukündigen, heißt es von der Straßenmeisterei in Kleve, die ein Unternehmen beauftragt hatte. Unter anderem sei man in Emmerich (B 8, Zevenaarerstraße), Xanten (B 57) und Kleve (Grunewaldstraße) geflogen.

Eichenprozessionsspinner: Ärger mit Straßen NRW

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    Bei dem Bacillus Thuringiensis handele es sich um ein natürlich vorkommendes Bakterium. Es wirke im Magen-Darm-Trakt der Raupen und „perforiere“ diesen, so Clemens Lenzen von Straßen NRW. Es seien ausschließlich die Straßenbäume besprüht worden: „Eine Besprühung angrenzender Flächen ist ausgeschlossen“, so Lenzen.

    Der Hubschrauber, der das Spritzmittel
    Der Hubschrauber, der das Spritzmittel "Bacillus Thuringiensis" ausbrachte. © Andreas Gebbink

    Jeanet Luitwieler will durch ein Video nachweisen, dass dies nicht stimmt. Auf dem Bildmaterial ist ihrer Meinung nach eindeutig zu sehen, wie der Hubschrauber über ihre Wiese fliegt und spritzt. „Ich bin zuvor auch noch auf dem Radweg besprüht worden“, erzählt sie. Auch zwei Kinder, ein niederländisches Pärchen und ihr Hund hätten das Mittel abbekommen: „Auch wenn das Ganze für Menschen ungefährlich sein soll: Das geht doch so nicht“, ärgert sie sich.

    Aus Sicht des Naturschutzbundes (Nabu) ist das Vorgehen der Landesbehörde nicht nur ärgerlich, sondern „katastrophal“. Dietrich Cerff, Referent der Naturschutzstation in Kranenburg, erklärt, dass das eingesetzte Mittel nicht nur die Raupen des Eichenprozessionsspinners zerstört, sondern auch sämtliche andere Raupen: „Diese Vorgehensweise ist dramatisch. Denn gerade auf Eichen befinden sich viele unterschiedliche Raupenarten, die für Vögel sehr wichtig sind. Die Eiche ist eine wichtige Nahrungsquelle für viele heimische Vogelarten. Der Einsatz eines Hubschraubers ist völlig unangebracht.“

    Absaugen der Raupen ist effektiver – aber auch teuer

    Die Raupen des Eichenprozessionsspinners werden mit einem Bakterium bekämpft.
    Die Raupen des Eichenprozessionsspinners werden mit einem Bakterium bekämpft. © Funke Foto Service

    Der Ornithologe habe nicht damit gerechnet, dass Straßen NRW mit solch „mittelalterlichen Methoden“ unterwegs ist: „Viele Kommunen besprühen die Bäume einzeln oder saugen die Nester ab“, sagt Cerff. Das Absaugen sei die effektivste und sicherste Maßnahme. „Das kostet allerdings auch mehr Zeit.“ Wenn die Bäume nur besprüht werden, bleiben die Nester am Baum: „Die Härchen sind dann auch noch im Winter gefährlich“, so Cerff.

    Ob auf der Öko-Wiese von Jeanet Luitwieler in diesem Sommer noch Schmetterlinge fliegen werden, bleibt abzuwarten: „Ich finde es ungeheuerlich. Wir setzen auf unserem Hof bewusst kein Gift ein und dann fliegt ein Hubschrauber drüber und spritzt alles kaputt. Unfassbar!“

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