Emmerich. . Demnächst wird der Rat das neue Wasserversorgungskonzept der Stadt Emmerich verabschieden. Stadtwerke-Chef Udo Jessner erklärt die Inhalte.
Die Politiker hatten in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung wohl eher andere Sorgen, standen doch einige brennende Themen an. Da wurde bei der Empfehlung des neuen Wasserversorgungskonzeptes für die Stadt Emmerich nur schnell die Hand gehoben.
Aber das ist durchaus auch inhaltlich nachvollziehbar. Denn in Sachen Wasserversorgung ist die Hansestadt gut aufgestellt, wie Udo Jessner, Geschäftsführer der Stadtwerke Emmerich, versichert.
In Emmerich gibt es ergiebige Grundwasservorräte
Noch unter der rot-grünen Landesregierung sind die Kommunen verpflichtet worden, ein Wasserversorgungskonzept zu erstellen. Dieses sollte vom Rat – und nicht vom Wasserversorger – beschlossen werden.
Die Verhältnisse sind in NRW sehr unterschiedlich. In manchen Regionen sind Talsperren nötig, um Wasser vorhalten zu können. Andere ziehen Rheinuferfiltrate, was man auch ein klein wenig schmecken könne, so Udo Jessner: „In Emmerich leben wir auf der Insel der Glückseligen. Es gibt ergiebige Grundwasservorräte.“
Das Wasser wird aus 20 Metern Tiefe gezogen
Das 2017 eröffnete neue Wasserwerk bezieht Grundwasser aus acht Brunnen in Emmerich. Das Wasser werde aus einer Tiefe von etwa 20 Metern gezogen, wobei das Grundwasser schon bei etwa vier Metern beginnt. Die Stadtwerke dürfen wasserrechtlich bis zu 2,2 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr fördern.
Die nutzbare Trinkwassermenge, die der Emmericher Bevölkerung tatsächlich weitergegeben wird, liegt bei 1,8 bis 1,9 Millionen Kubikmeter im Jahr. Zum Teil geht’s hier auch um Betriebswasser. Aber insgesamt: „Wir haben also noch Ressourcen“, so Jessner.
200.000 Kubikmeter könnten aus Rees geliefert werden
Darüber hinaus gibt es seit 2016 eine Kooperation mit den Stadtwerken Rees. Das Netz der Wasserwerke Wittenhorst ist ans Emmericher Kanalnetz angeschlossen. Bis zu 200.000 Kubikmeter Wasser im Jahr dürfen als Reserve befördert werden. „Somit haben wir ein Potenzial von 2,4 Millionen Kubikmeter“, errechnet Jessner. Eine Menge, die bisher nicht gebraucht wurde.
Das Kanalnetz nach Rees wird durchaus regelmäßig genutzt, um stehendes Wasser zu vermeiden. Es wird als etwas Wasser allein aus Reinigungszwecken befördert.
Udo Jessner: „Das Wasser ist jetzt nicht mehr bissfest“
Über diesen Verbund gibt es die Möglichkeit, die Notwassertrinkversorgung sicherzustellen. Im Notfall stehen genau diese 200.000 Kubikmeter zur Verfügung, die dann aber nur als Trinkwasser und nicht zur Autowäsche genutzt werden dürfen. Den Aufsichtsbehörden ist diese Sicherstellung der Versorgung nachzuweisen.
Das Emmericher Trinkwasser habe eine hervorragende Qualität, urteilt Jessner. Eine chemische Aufbereitung sei nicht notwendig. Lediglich Eisen (Rotblech) und Mangan (ein schwarzes Metall) werden rausgefiltert.
Durch das neue Wasserwerk gelingt eine Enthärtung des Wassers von vorher 22,5 Grad Deutsche Härte in Vrasselt beziehungsweise 18,5 Grad Deutsche Härte in Emmerich (vom Helenenbusch) auf 12,5 Grad heute: „Ein mittlerer Härtegrad. Das Wasser ist jetzt nicht mehr bissfest“, scherzt Jessner.
Supersommer: Emmericher brauchten mehr Wasser
Der Supersommer 2018 und dadurch entstandene Dürre hat in manchen deutschen und auch niederländischen Städten schon eine Einschränkung des Wasserverbrauches zur Folge gehabt. „In Emmerich sind 2000 Kubikmeter Wasser mehr verbraucht worden. Sonst haben wir etwa 6000 Kubikmeter“, verrät Jessner.
Dies habe den Grundwasserspiegel etwas abgesenkt. Zum Teil sei dieser schon wieder angestiegen. „Wenn wir nicht jedes Jahr so einen Supersommer haben, dann haben wir keine Probleme“, sagt der Stadtwerke-Chef.
>> SO STEHT’S UM DIE NITRATBELASTUNG
Ein Thema im Wasserversorgungskonzept ist auch die Nitrat-Belastung. Die EU hat unlängst die Grenzwerte von 100 Milliliter/Liter auf 50 ml/l reduziert. „Wir haben hier im Schnitt 20 ml/l“, schildert Udo Jessner. Tendenz sinkend.
Damit bezieht sich Jessner auf die Flächen, die für die Wasserversorgung herangezogen werden. Die Stadtwerke hat Verträge mit Landwirten in Emmerich für Flächen von elf Quadratkilometern. Die Landwirte verpflichten sich, nur ein gewisses Maß an Gülle auf diesen Flächen auszubringen. Im Gegenzug erhalten sie eine Erstattung, weil die Flächen dadurch weniger ertragreich sind.
Zehn Brunnen in Emmerich haben erhöhten Wert
An anderen Stellen in Emmerich, die für die Wasserversorgung nicht relevant sind, gehen die Nitratwerte auch hoch. Etwa an privaten Brunnen. „Es sind häufig die Werte der Privatbrunnen, die zu einem Aufschrei führen“, erklärt Sarah Mantwill, Sprecherin der Stadtwerke. Denn häufig werde geklagt, die Gülle der Landwirte sei schuld.
In Emmerich gibt es 175 sogenannter Eigenversorgungsanlagen. Zehn Brunnen würden leicht erhöhte Nitratgehalte aufweisen.
Grenzwerte hin oder her. Udo Jessner betont: „Die Diskussion darf uns nicht kalt lassen. Das Nitrat sitzt im Boden längerfristig drin. Es ist mehr, als die Pflanzenwelt aufnehmen kann.“