Emmerich. . Der Wochenmarkt in Emmerich musste wegen Bauarbeiten vom Neumarkt an den Geistmarkt umziehen. Händler vermissen hier angenehme Atmosphäre.
Es ist nasskalt. „Richtig ungemütliches Wetter“, sagt eine der 17 Markt-Beschicker, die seit ungefähr Mitte November statt auf dem Neumarkt, der ja bekanntlich bebaut werden soll, jetzt am Geistmarkt ihre Kunden bedienen.
Glücklich über den Umzug, auch wenn er nur zeitlich befristet ist, sind nicht alle Händler. „Bei mir fehlt über 50 Prozent des Umsatzes. Hier geht nix“, klagt die 67-Jährige über ausbleibende Kundschaft.
Fischverkauf ist nicht zurück gegangen
Bei anderen läuft’s besser. Was wohl auffällt: Die Beschicker finden den Platz einfach nur ungemütlich. „Hier fehlt es an kuscheliger Atmosphäre“, meint etwa Fischhändler Dieter Remmelink. Der 47-Jährige verkauft an seinem Stand „Vis van Wennekes“ alles rund um Fisch, und nicht weniger als zuvor am Neumarkt.
Geistmarkt muss netter werden
„Was ich an Stammkunden von dort verloren habe, wird durch Kundschaft, die hier am Geistmarkt wegen der Lage zufällig auf dem Weg in die Stadt vorbei kommt, ausgeglichen“, sagt der Kaufmann. Was übrigens zu einem Großteil Niederländer seien.
Remmelink und seine Mitarbeiter hoffen natürlich darauf, dass der Neumarkt wie von der Stadt angekündigt bis Mitte 2020 fertig gestellt ist. „Falls es eingehalten werden kann“, meint ein Kunde mit kritischem Blick darauf, dass er Investor Schoofs für unzuverlässig hält.
„Wichtig ist aber, dass es hier netter wird am Geistmarkt. Warum gibt’s beispielsweise keine Bude, an der man jetzt einen Glühwein trinken kann“, sagt Kunde Horst van Alst (69) aus Hüthum, der bei jedem Wochenmarkt einkauft.
Marktstände anders aufbauen
„Ich finde, die Marktstände müssten anders aufgestellt werden, vielleicht in einer U-Form. Und die Fahrzeuge der Beschicker gehören auch nicht hier auf den Markt, sondern an den Rand“, lautet der Tipp des Fischhändlers an die Verantwortlichen im Rathaus.
Er wolle jedenfalls später wieder auf dem Neumarkt sein, wenn der mal fertig ist. „Wann auch immer“, grinst der Niederländer, der mit seinem Fisch-Wagen an 50 Wochen im Jahr in Emmerich steht.
Unaufgeregt ob des Übergang-Standortes für den Wochenmarkt am Geistmarkt, der mittwochs und samstags von 8 bis 13 Uhr geht, gibt sich Gemüse-Händler Ludger Wittenhorst von der „Bioland Gärtnerei Voorthuysen“. „Für mich hat sich am Umsatz nichts geändert“, sagt der 57-Jährige.
Wochenmarkt lieber vor dem Rathaus
Grund dafür sei, dass seine Kundschaft zu 90 Prozent aus Stammkunden bestehe. „Die sind mit vom Neumarkt hierher umgezogen“, sagt Wittenhorst, der Sprecher der Markt-Beschicker ist und mit Hut und in dickem Pullover hinter dem Gemüse in seinem beheizten, gut zwölf Meter langen überdachten Verkaufswagen steht.
„Das Gemüse, natürlich alles Bio-Produkte, darf keinem Frost ausgesetzt sein“, erklärt der Händler die im Vergleich zu den anderen Ständen recht angenehme Temperatur von fünf, sechs Grad. Obwohl es also für ihn keinen Unterschied macht, wo er stehe, hätte er den Wochenmarkt auch doch lieber direkt vor dem Rathaus.
Standort Kaßstraße wäre besser
„Das wäre viel charmanter und würde auch vom Platz her passen“, findet Ludger Wittenhorst, der schon über 30 Jahre als Markthändler in Emmerich dabei ist. Die Verwaltung könnte aber vielleicht ein Problem damit haben, dass es dann im Gebäude mal nach Fisch riecht, schmunzelt er.
Ein paar Kunden habe sie heute ja auch schon gehabt, meint die mit Stirnband und Stoffhandschuhen ausgestattete Händlerin aus Bienen. Sie bleibt trotzdem bei ihrer kritischen Meinung zum Geistmarkt als Standort. „Ich habe überwiegend ältere Kunden, von denen viele rund um den Neumarkt wohnen“, sagt sie.
Deshalb würde die Blumen-Frau ihren Stand lieber in der Kaßstraße aufbauen. „Bis dahin schaffen es auch die älteren Leute bequem, und da ist einfach mehr los!“, findet die Markt-Beschickerin. Die befürchtet, dass absehbar die Zahl der Stände am Geistmarkt zurück gehen werde.