Kaltern/Haldern. . Im vierten Jahr hat Haldern Pop das Festival in Südtirol ausverkaufen können. T-Shirt-Wetter zum Beginn. Am Ende blieben Melodien haften.

Im vierten Jahr ist das Kaltern Pop Festival in der südtirolischen Ortschaft endgültig angekommen. Nicht nur, dass das dreitägige, durch Haldern Pop kuratierte Event mit 750 Gästen ausverkauft war, auch hat das Kaltern Pop den Ort eingenommen.

Neben den neun offiziellen Spielorten zeichneten die Organisatoren etliche Hotspots aus. Ob im Ritterhof oder in der Kultkneipe Zum lustigen Krokodil, die für drei Tage Kaltern Pop Bar hieß: Immer streuten die Festivalmacher spontane Konzerte der ohnehin geplanten Bands in diesen schönen Lokalitäten ein. Über soziale Medien sprach sich dies schnell herum.

Sonne und 25 Grad

Die Gastronome stehen mittlerweile voll hinter dem Event, waren alle in Kaltern Pop-Shirts im Einsatz. Und freuen sich, dass das gewachsene Festival neue Gesichter in den schönen Bergort lockte.

Denn wer Kaltern am See einmal selbst gesehen hat, wird hier schnell sein Herz verlieren. Etliche Musikfreunde aus dem Haldern Pop-Umfeld hatten sich auch diesmal zum gemeinsamen Urlaub sozusagen verabredet. Mit Sonne und 25 Grad begrüßte Kaltern Pop seine Gäste am Donnerstag: herrlich. Auch am Freitag ließ sich die Sonne noch blicken, nur der Samstag war verregnet.

Die perfekte Symbiose

Da hatte das Festival seine Besucher längst für sich begeistert. Mit Musik. Die jovialen Town of Saints brachen am Donnerstag nicht nur mit ihrem launigen Folk-Rock das Eis, sondern auch mit ihrer interaktiven Art. Da es kurzfristig einige Absagen gab, mussten die Organisatoren improvisieren. So wurde etwa Tim Neuhaus aus seinem Urlaub nach Kaltern gelockt.

Zwei Tage hatte er Zeit, um mit dem handwerklich hervorragendem Orchester Stargaze Musik einzuspielen. Wie konnten sie es schaffen, zum großen Finale ein 13-minütiges, episches Stück zu präsentieren, dass keine Sekunde langweilig wurde? Das war Weltklasse.

Band Pictures beeindruckte

Sehr beeindruckt waren viele Besucher von der Band Pictures. Zunächst wurde in der Doku „Könige der Welt“ gezeigt, wie die ursprüngliche Band Union Youth kurz vor dem großen Durchbruch in Drogen, Alkohol und Gewalt abstürzte. Sie haben sich gefangen. Und legten als Pictures einen gefeierten Auftritt beim Kaltern Pop hin.

Die perfekte Symbiose erlebten die Besucher im Weinmuseum, als And The Golden Choir, der sonst seine komplette Musik allein einspielt, mit dem Chor Cantus Domus auftrat. „Durch euch wird meine Musik menschlich“, sagte Tobias Siebert, der Kopf hinter dem Solo-Projekt.

Rockmusik erwärmt die Bauernkellerei

Me + Marie sind von einem Duo zu einem Quartett gewachsen. Gute Entscheidung. In dieser Formation bot die Gruppe einen exzellenten Auftritt. Ihre gradlinige Rockmusik erwärmte den neuen Spielort Bauernkellerei, der sonst durch seinen Lagerhallenflair etwas kühl daher kommt. Zwischen Genie und Wahnsinn wandelte Poliça, die mit Stargaze auftraten. An manchen Stellen war der experimentelle Sound phänomenal, aber manchmal auch eben zu viel.

Viele Besucher pilgerten zur Matinee am Samstag auf den Berg. Im prunkvollen Saal des Grandhotels Penegal teilten sich etliche Künstler für zwei Stunden die Bühne. Großartig, was Loney Dear und Co. da einstudiert hatten.

Die Krönung folgte spät am Samstag. Nichts für Schöngeister. Aber für die ultimative Gaudi: La Brass Banda. Ihrer Brass-Musik im Vollsprint konnte man sich gar nicht entziehen. Es floss der Schweiß. Das Vereinsheim tanzte. Unglaublich, wie sie bei diesem Hochleistungssport derart ihre Blasinstrumente spielen können.

>>VIEL FEMINISTISCHE SELBSTIRONIE

Wer ein Konzert von Mike Krüger früher besuchte, tat das nicht wegen der Musik. Sondern wegen der witzigen Texte. Die belgische Künstlerin Nele Needs A Holiday passt in diese Kategorie.

  • Mit feministischer Selbstironie, wirklich viel schauspielerischem Talent und großartiger Bühnenpräsenz wickelte sie die Lachmuskel der Zuhörer um den kleinen Finger.