Emmerich/Goch. . Emmerich zahlt einen fairen Preis für die Müllabfuhr. Da Schönmackers die Gocher über Marktniveau hat zahlen lassen, könnte Kooperation enden.

  • Bernd Schönmackers gibt zu, dass Goch die Müllabfuhr zu teuer bezahlt hat
  • Emmerich hat hingegen den niedrigsten Deal dieses Jahrtausends bekommen
  • Ohne Goch wackelt für Schönmacker das gesamte Engagement im Kreis Kleve

In Goch zahlt ein Muster-Vier-Personen-Haushalt für die Müllentsorgung durch die Firma Schönmakers aktuell 396,70 Euro im Jahr. Insgesamt zahlen die Gocher Gebührenzahler 1,8 Millionen Euro im Jahr. Das ist happig, findet die Politik, und denkt darüber nach, ob ab 2019 nicht der hauseigene Umweltbetrieb übernehmen könnte. Auch eine Kooperation mit der Stadt Kleve wäre denkbar, die die Müllentsorgung schon in Eigenregie bewerkstelligt. Und zwar recht erfolgreich.

Emmerich hat einen Vertrag bis 2021

Und was ist mit Emmerich? Auch hier fahren die grünen Schönmackers-Müllwagen die Straßen ab. Wäre es nicht auch in der Hansestadt möglich Kosten einzusparen? Die Antwort lautet: Nein! „Es gibt keinen Handlungsbedarf. Wir haben die günstigsten Konditionen des Jahrtausends“, sagt ein schmunzelnder Stadtsprecher Tim Terhorst zugespitzt. In Zahlen ausgedrückt: Hier zahlt der Muster-Vier-Personen-Haushalt nur 260 Euro im Jahr. Im Jahr 2000 waren es noch 295 Euro; 2012 sogar 351 Euro. Goch hat sich ausgemalt in Eigenregie auf 320 Euro pro Jahr zu kommen; insgesamt eine Million Euro.

Die Stadt Emmerich und Schönmackers sind bis 2021 vertraglich aneinander gebunden

Ohnehin sind die Stadt Emmerich und Schönmackers aktuell bis 2021 vertraglich aneinander gebunden. In 2012 wurde in einer europaweiten Ausschreibung der Zuschlag ab 2013 für acht Jahre erteilt. Insgesamt für jährlich 680.000 Euro.

Pikant ist, dass Bernd Schönmackers, der das Kempener Familienunternehmen gemeinsam mit seiner Tochter Gloria Sophie Schönmackers führt, gegenüber der NRZ eingeräumt hat, einen Preis deutlich über dem Marktniveau von der Stadt Goch verlangt zu haben: „Wir haben Bockmist gebaut und zu viel Geld verlangt. Der Preis ist überhöht.“ Da sei nur logisch, dass Goch den Vertrag nicht verlängern möchte. Schönmakers will auf die Stadt Goch zugehen: „Wir würden den Auftrag gerne weiterführen und kämpfen dafür. Schließlich sind wir in Goch mit 150 Mitarbeitern zu Hause.“ Eine erhebliche Kostenreduzierung sei in Aussicht gestellt worden. So müsse die Stadt Goch unabhängig von der Entscheidung für oder gegen einen eigenen Umweltbetrieb bereits im letzten Vertragsjahr 2018 nur noch 892 000 Euro für die Abfallentsorgung zahlen. „Das ist eine moralische Verpflichtung für uns“, meint Bernd Schönmackers. Mit diesem Betrag würde man auch in eine Ausschreibung gehen. Zudem stellt er bei einem Vertragsabschluss Verhandlungen in Aussicht, die „zu einer namhaften Reduktion der Kosten führen könnten“. Zwei Millionen Euro über zehn Jahre seien möglich.

Fraglich ist, ob die Zahlen den politischen Entscheidungsprozess beeinflussen

Inwiefern, diese Zahlen den politischen Entscheidungsprozess beeinflussen, ist fraglich. Er habe keine Antwort auf das Schreiben erhalten, sagt Schönmackers. Der Gocher Verwaltung liegt aber auch kein offizielles Angebot vor, so Stadtsprecher Torsten Matenaers, auf NRZ-Nachfrage.

Die Gocher Müll-Entscheidung könnte Auswirkungen auf andere Standorte im Kreis haben

Die Gocher Müll-Entscheidung könnte Auswirkungen über die Stadtgrenzen hinaus haben, wie Bernd Schönmackers andeutete: „Sollten wir den Auftrag wirklich verlieren, müssten wir auch über unsere anderen Standorte im Kreis Kleve nachdenken.“ An diesem Punkt wäre auch Emmerich wieder im Boot. Allerdings, betont Stadtsprecher Tim Terhorst: „Schönmackers ist vertraglich an uns gebunden.“

SONDERSITZUNG IN GOCH

Um die Müllentsorgung übernehmen zu können, müsste Goch eine entsprechende Infrastruktur aufbauen. Ein Betriebs- und Wertstoffhof müsste errichtet, ein Fahrzeugpark aufgebaut werden. Ein Wertstoffhof (4000 qm) soll eine Halle für die Müllwagen umfassen, einen Stellplatz für die Wertstoffcontainer sowie ein Mitarbeiter-Gebäude. In Goch steht am Mittwoch eine Sondersitzung zu dem Thema an.