Der Emmericher Harald Beyer (66) schreibt in Gastbeiträgen über den „strapaziösesten Spaziergang der Welt“, die Besteigung des Killimandscharo.
- Zwei Guides, sechs Träger und ein Koch begleiten die beiden Emmericher: ein tolles Team
- Den Emmerichern offenbaren sich atemberaubende Landschaften
- Am Abend gab’s immer ein Drei-Gang-Menü: Was für ein Genuss!
Der Emmericher Harald Beyer schildert in einer dreiteiligen Serie, wie er in diesem Jahr mit stolzen 66 Jahren den höchsten Berg der Welt bestiegen hat: Nämlich den Kilimandscharo in Tansania mit einer Höhe von 5895 Metern. Was für eine Herausforderung! Und dann noch in dem Alter. In der NRZ berichtet Harald Beyer in Gastbeiträgen von der einmaligen Reise. Nach dem Bericht über die Vorbereitung folgt nun Teil 2:
Ankunft am Kilimandscharo Airport im Februar 2017: Du meine Güte, was waren wir froh uns das Visum für Tansania in Deutschland besorgt zu haben. Der Bauch der Boeing spuckte seine Passagiere aus und alle strebten in die Eingangshalle des kleinen Flughafens. Endlose Schlangen vor wenigen Schaltern. Oh mein Gott, nein, und das nach neun Flugstunden.
Dann kam die Erlösung. In der Eingangshalle ragte aus einer Menschentraube heraus ein Schild mit der Aufschrift „2 x Harald“. Und dann ging alles sehr schnell. Eine junge Tansanierin packte uns an den Armen und schleuste uns an der Menschenschlage vorbei direkt zum Schalter. Ein müder Blick des Kontrolleurs, ein Fingerabdruck und die Kontrolle war geschafft.
Ohne Klimaanlage geht’s nicht
In einem Kleinbus ging es dann flott in unser Hotel in Moshi. Das erste was uns im Hotelzimmer auffiel, war ein aufregend schönes Bett, so ein Bett wie man es sich vorstellt in „Tausend und eine Nacht“. Bunt, breit, sauber, Moskitonetz…Klimaanlage.
Und Klimaanlagen sind in Tansania bittere Not. Die Kombination aus sehr hohen Temperaturen und sehr hoher Luftfeuchte von bis zu 95% stressen unseren mitteleuropäischen Körper gewaltig. Nur eine funktionierende Klimaanlage macht das drückende Klima erträglich.
Unser Guide: Bereits am nächsten Tag trafen wir Felix, unseren Guide für die nächsten sieben Tage. Kompliment an den Organisator, Wikinger Reisen. Felix passte zu uns wie die Faust auf das Auge: ein sehr
sympathischer, immer freundlicher, eher schmächtig wirkender 63-jähriger Afrikaner.
Unterstützt wurde Felix durch einen weiteren Guide, sehr viel jünger aber genauso freundlich. Meine erste Frage: Gibt es hier Schlangen, Skorpione, Spinnen? Felix grinste nur: „Oh no, don‘t worry, be happy“. Schlangen, Spinnen und Co. waren damit Vergangenheit.
Die Träger trugen den Rest
Als erstes begutachtete Felix unsere Ausrüstung und war zufrieden – zur unseren großen Erleichterung. Unsere Ausrüstung, etwa 50 Kilo, wurde dann geteilt in zwei zehn Kilo schwere Rucksäcke, die wir selber trugen. Diese beinhalten alles für den täglichen Bedarf während der siebentägigen Besteigung des Kilimandscharos. Die restlichen rund 30 kg, bei uns eine große Reisetasche und ein Seesack, trugen die Träger.
Das Gepäck gaben wir morgens ab und abends lag es bereits in unserem Zelt am nächsten Etappenziel. Das alles funktionierte reibungslos vom ersten bis
zum letzten Tag. Zusätzlich wuchten die Träger – in abenteuerlichen Gebinden – Zelte, Matratzen, Feldküche einschließlich Verpflegung bis auf 4800 Meter, dem letzten Lager vor dem Anstieg auf den Berg.
Die Besteigung beginnt: Am nächsten Morgen fuhr uns ein Jeep in einer Stunde auf 1800 Meter zum Ausgangspunkt des Kilimandscharo Nationalpark, dem Machame Gate. Hier beginnt die eigentliche Besteigung des Berges, von nun an geht es zu Fuß weiter.
Trotz Nebensaison war auf der Strecke ziemlich viel los. Weniger durch Touristen als vielmehr durch ihr Begleitpersonal. Dann kann es schon mal eng werden und man muss ausweichen. Dazu ein kleines Rechenbeispiel für meinen Freund Norbert und mich: Unsere Crew bestand aus zwei Guides, sechs Trägern, einen Koch.
Alles war perfekt organisiert
Es war atemberaubend, wir werden es nie vergessen: Die Träger hatten immer das doppelte Tempo. Überließen uns aber immer die bessere Seite am Weg, huschten an uns vorbei ohne Knöchelschutz, Gamaschen oder sonstigen Raffinessen, einer in Badelatschen, aber immer freundlich, immer mit einem Lächeln.
Denn schließlich – so ihre Philosophie – muss alles vorbereitet sein, wenn die Gäste im nächsten Lager ankommen: Das Zelt muss stehen, die Reisetasche und der Seesack liegen bereit und der kleine Imbiss wartet schon. Es klappte immer.
Auf der Reise offenbarten sich der Gruppe atemberaubende Landschafts-Panoramen. Foto: Norbert Scholten Atemberaubende Landschaft: In sieben Tagen durchwanderten wir vier Vegetationszonen. Jede Zone hatte ihren eigenen Reiz. Zunächst tauchten wir ein in einen Urwald, so wie man ihn sich vorstellt, aber auf gut befestigten Wegen. Am Ende mondähnliche Landschaft, Einöde.
Dazwischen in 4000 Meter Höhe eine Landschaft, die an die Kulisse des Films „Herr der Ringe“ erinnerte. Gefroren harter Boden unter Schnee ab 5000 Metern. Wir schossen Fotos, aber auch das schönste Foto kann nicht das wiedergeben
was unsere Augen sahen. Es ist wahr, zur Besteigung des Kilimandscharos sind weder Steigeisen, Helme, Kletterhaken und Sicherungsseile notwendig. Trotzdem ist er mehr als nur der „strapaziöseste Spaziergang der Welt“, so wie es der Spiegel berichtet.
Der Koch war schnell am Etappenziel
Zumindest die Machame-Route beinhaltet starke Steigungen und Abstiege zur Förderung der Akklimatisierung. Wenn wir am späten Nachmittag im Lager ankamen, waren wir kaputt. Wir freuten uns auf heißen Tee, Popcorn, Fußpflege und das Drei-Gänge-Menü.
Das tägliche Drei-Gang-Menü: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Vielleicht ist es die besondere Situation am Berg, der momentane
Ausnahmezustand, vielleicht die extreme körperliche Anspannung. Keine Ahnung. Aber nie zuvor haben wir Essen so genossen wie am Kilimandscharo!
Abends erwartete uns immer ein Drei-Gang Menü, serviert von Emanuel, der sich unermüdlich um uns bemühte, immer serviert auf „Silbernen Geschirr“. Suppe, frisches Obst, wunderbare Hähnchen, immer wechselnde Küche und das aus einer mobilen Feldküche, hochgewuchtet bis auf knapp 5000 Metern. Wie die das hingekriegt haben? Keine Ahnung. Prädikat: Weiterempfehlen.
Nachtleben am Berg? Nein danke, Fehlanzeige. Dazu später mehr.
Hier finden Sie Teil 1 des Beitrags: Wie sich ein Emmericher sich auf den Kilimandscharo vorbereitet