Der Emmericher Harald Beyer bestieg mit 66 Jahren den Kilimandscharo. Er berichtet von Bergsteiger-Regeln und der Warnung vor der Höhenkrankheit.
- In Gastbeiträgen schildert der Emmericher Harald Beyer von seinem Abenteuer
- In der ersten Folge stehen die Vorbereitungen für diese Bergebesteigung im Mittelpunkt
- Es geht um Visa, Impfungen und vor allem die Höhenkrankheit
Die Motivation: Viele Menschen fühlen sich von Bergen magisch angezogen. Oder, um es mit den Worten Luis Trenkers zu sagen: „Der Berg ruft.“ So auch bei mir. Auf jeden Hügel will ich rauf. Zugspitze, E5, Großglockner folgten. Spätestens bei der Besteigung des 4000 Meter hohen Großglockners, des höchsten Berges in Österreich, erkannte ich jedoch meine begrenzten bergsteigerischen Fähigkeiten.
Aber auf dieses unbeschreiblich befriedigende Hochgefühl am Gipfelkreuz wollte und will ich nicht verzichten. Meine Liebe zu den Bergen kam spät, aber nicht zu spät. Und das schönste: Mein Freund zieht mit. Seit vielen Jahren haben wir eine Abmachung. Die Ziele wählen einmal er, einmal ich. Und 2017 war ich dran.
Wir suchten und fanden ihn: Den 5895 Meter hohen Kilimandscharo in Tansania, mitten in Afrika, zirka 7000 Flugkilometer entfernt von Emmerich. Für viele Alpinisten zählt er zu den Traumgipfeln. Bei der Besteigung des Kilimandscharo ist weniger die bergsteigerische Qualität als vielmehr die Anpassung des Körpers an den sehr geringen Sauerstoffgehalt der Luft und den extremen Temperaturdifferenzen gefragt. Und die Konsequenzen bekamen wir – knallhart – zu spüren.
Die Vorbereitung: Eines vorweg – wir sind zwei ältere Herren, 66 und 57 Jahre alt, und wollten es möglichst bequem haben. Dazu gehörte ein Direktflug von neun Stunden vom Flughafen Amsterdam Schiphol bis Kilimandscharo Airport ebenso wie die Visa-Beschaffung in Deutschland.
Ein eigenes Team zusammen gestellt
Denn wir hatten keine Lust, in einer endlosen Menschenschlange am Airport Kilimandscharo auf das Visum zu warten. Und wir wollten uns auch nicht treiben lassen vom Gruppenzwang, denn immer gibt es einen Hochleistungsbergsteiger, der die Gruppe treibt. Das haben wir schon mal erlebt und hinter uns. Also buchten wir – solo – eine Crew bestehend aus zwei Tourguides, sechs Trägern und einem Koch – Standard bei diesem Berg. Der zeitliche Aufwand war größer als wir dachten, insbesondere die Impfungen und die Visa-Beschaffung in Deutschland kosten Zeit.
Impfungen: ein sehr eigenes Kapitel. Die Empfehlungen der Experten gingen von „Eigentlich braucht ihr gar nichts“ bis zu sieben Impfungen. Stellt euch vor, ihr begegnet einem tollwütigen Hund, denn in Tansania gibt es keine Tollwutimpfung bei Hunden. Wir haben uns dann neben der Standardimpfung – die jeder haben muss – zusätzlich für Hepatitis A, Typhus, Cholera und Gelbfieber entschieden. Ob wir es noch mal so täten?
Die Höhenkrankheit: Viele haben uns gewarnt vor der Höhenkrankheit – einschließlich eines Tropenmediziners. „Denken Sie doch an ihr Alter, lassen sie den Berg links liegen und machen eine Safari zu den Big 5 in einem bequemen Jeep und komfortabler Übernachtung, statt in einem Zelt mit harter Unterlage“. Sooo alt sind wir nun auch wieder nicht, wir wollten auf den Berg! Unser Entschluss stand fest.
Bei der Höhenkrankheit wird dem Bergsteiger schwindelig und übel, der Kopf schmerzt, viele Erbrechen sich. Im Extremfall sind Lungen- und Gehirnödem möglich.
Die Höhenkrankheit kann bereits ab 2500 Metern eintreten und ist eine Folge des geringen Sauerstoffgehaltes der Luft. Je höher man steigt, desto häufiger und stärker die Symptome. Bei der Besteigung des Kilimandscharo erwischt es 80 Prozent der Bergsteiger.
Drei unverzichtbare Bergsteiger-Regeln
Um der Höhenkrankheit zu entgehen gibt es drei unverzichtbare Bergsteiger-Regeln: Wer diese Regeln der Akklimatisierung befolgt mindert das Risiko:
- 1. Langsamer Aufstieg: Sechs Routen zwischen fünf bis sieben Tagen führen zum Gipfel – dem Stella Pont. Zur besseren Akklimatisierung wählten wir die Sieben-Tage-Macha-me-Route statt der Fünf-Tage-Marangu-Route. Für Insider: Statt Coca-Cola-Route die Whiskey-Route. Diese Entscheidung war ein Volltreffer.
- 2. Pole, pole! Gehe langsam, langsam. Immer wieder mahnten uns unsere Führer zum sehr langsamen Gehen. Noch heute klingen uns diese Worte in den Ohren
- 3. Go high and sleep low. Am Tage auf 4800 steigen, dann der Abstieg und schlafen auf 3900 Metern.
Am Rande: Gewarnt wurden wir auch vor Schlagen, Skorpionen und Co. „Schuhe in der Nacht aufhängen, damit kein Mitbewohner rein kriecht“, wurde uns geraten.
Die Höhenkrankheit hat uns trotzdem erwischt, aber ganz anders als gedacht. Dazu später mehr.