Duisburg-Baerl. Feine Landhausküche von Sternekoch Sven Nöthel für Jedermann: Warum das Restaurant „Freya“ in Baerl zu Deutschlands besten Restaurants gehört.

An den 2. Januar 2023 kann sich Isabell Nöthel noch sehr genau erinnern. „Wir haben hier im Restaurant gesessen und uns gefragt: Was haben wir da bloß gemacht?“. Nur eineinhalb Jahre nach der Eröffnung ihres Restaurants „Mod“ im alten Kuhstall des Gehöfts an der Grafschafter Straße 197 haben Sternekoch Sven Nöthel und seine Frau den Mut gehabt, auch noch das benachbarte „Renzis“ zu übernehmen, dessen Betreiber einen Nachfolger gesucht hatten. Freya, die nordische Göttin der Liebe, scheint die schützende Hand über das Ehepaar gehalten zu haben: Das Baerler Restaurant, das ihren Namen trägt, hat jetzt schon die zweite wichtige Auszeichnungen der Gastronomiebranche erhalten.

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Nachdem es im Juli 2,5 „Kochmützen“ vom „Großen Guide“ gab, legte im September der „Feinschmecker“ nach und reihte den Familienbetrieb aus Duisburg in die Liste der besten deutschen „Restaurants für jeden Tag“ ein. Für das „Freya by Nöthel“ gab es zwei Punkte, die unter anderem für eine „sehr gute Küche“ stehen. „Das ist wirklich richtig gut“, sagt der Chef über die Bedeutung der Feinschmecker-Bewertung. Mit Auszeichnungen kennt sich der 35-Jährige aus: Schon kurz nach der Eröffnung im September 2021 hatte er sich mit dem „Mod“ in Baerl einen Michelin-Stern erkocht.

Sternekoch Sven Nöthel führt das Restaurant „Freya“ in Duisburg-Baerl gemeinsam mit Ehefrau Isabel (rechts). Eventmanagerin Tamara Wiedig kümmert sich vor allem um das Geschäft mit den Hochzeiten.
Sternekoch Sven Nöthel führt das Restaurant „Freya“ in Duisburg-Baerl gemeinsam mit Ehefrau Isabel (rechts). Eventmanagerin Tamara Wiedig kümmert sich vor allem um das Geschäft mit den Hochzeiten. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Im Freya haben dem Testesser des Gourmet-Magazins nicht nur der gebeizte Wildlachs mit Limettencreme (für 16 Euro) und die „wunderbar schlotzigen“ Entenravioli mit Nussbuttersauce, karamellisierten Walnüssen und Mangold gemundet, sondern auch das Konzept des Zweitlokals. Wie die Nöthels das Landhaus-Ambiente des ehemaligen „Renzis“ mit modernem Stil und den kreativen Ideen des Sternekochs kombinieren, hat den Experten vom Feinschmecker gefallen.

Sternekoch Sven Nöthel hat keine Tischdecken in seinen Restaurants in Duisburg-Baerl

Das freut die Inhaber natürlich, aber noch viel wichtiger ist: Auch viele Stammgäste des Renzis konnten sie überzeugen und neue Kunden gewinnen. Der Laden läuft und zieht Gäste vom Niederrhein, aus Ruhrgebietsstädten und Düsseldorf an. Anfangs, so erzählen sie, gab es doch so einige, die skeptisch waren. Die größte Sorge: Was wird aus dem Lieblingslokal, wenn ein Sternekoch das Sagen hat? „Wir sind alles andere als abgehoben“, sagt Nöthel, der sein „Fine-Dining-Restaurant“ Mod gerne flapsig „Sterne-Kneipe“ nennt und keine Tischdecken mag.

Für Küchenchef David Scheffczyk ist jetzt Kürbiszeit. Sehr viel Saisonales und Regionales kommt im „Freya“ in Duisburg-Baerl auf den Tisch.
Für Küchenchef David Scheffczyk ist jetzt Kürbiszeit. Sehr viel Saisonales und Regionales kommt im „Freya“ in Duisburg-Baerl auf den Tisch. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Dass der Mann nach Sternen greifen kann, ohne die Bodenhaftung zu verlieren, kauft man ihm ab. „Kommt rein“, sagt er mit vollem Mund, schüttelt die Hand und lässt uns in den Topf auf dem Herd schauen, der so groß ist, dass man ein Baby darin baden könnte. Küchenchef David Scheffczyk kocht darin Sauce für Rinderrouladen. Schon seit zwei Tagen schmoren die Zutaten. „Das macht den Geschmacksunterschied“, sagt der Chef. Eine Kochjacke kann er heute fürs Foto nicht anziehen. „Die sind alle in der Wäsche.“ Auf seinem T-Shirt ist ein Fleck. Macht nichts, die Nöthels lieben charmante Lösungen. Ehefrau Isabell lacht: „Ich lege da einfach meine Hand drauf.“

Im August 2022 haben die beiden geheiratet. Als Ort haben sie sich dafür das eigene Restaurant in Baerl ausgesucht, weil sie sich mit ihrem Familienbetrieb tief verbunden fühlen. „Dieser Ort ist nicht einfach nur Arbeit, es ist ein zweites Zuhause, unser Herzensort.“ So fasst Isabel Nöthel das familiäre Gefühl in Worte, das auch die Mitarbeiter einschließt, die sie mit dem Renzis übernommen haben. Das spüren offenbar auch die Gäste. In den sozialen Medien loben sie die besonders herzliche Atmosphäre.

Seit Januar 2023 heißt das ehemalige Restaurant „Renzis“ in Duisburg-Baerl „Freya“. Sven Nöthel, der sich in seinem Restaurant „Mod“ gleich nebenan einen Michelin-Stern erkocht hat, führt jetzt gemeinsam mit seiner Frau Isabell zwei Lokale.
Seit Januar 2023 heißt das ehemalige Restaurant „Renzis“ in Duisburg-Baerl „Freya“. Sven Nöthel, der sich in seinem Restaurant „Mod“ gleich nebenan einen Michelin-Stern erkocht hat, führt jetzt gemeinsam mit seiner Frau Isabell zwei Lokale. © FUNKE Foto Services | Markus Joosten

Die anfängliche Scheu vor der Nähe zur Sterneküche scheint sich verflüchtigt zu haben. Dabei geholfen hat, dass die alten Renzis-Klassiker wie Rippchen, Burger und Schnitzel weiterhin auf der Karten stehen. Zubereitet werden sie allerdings komplett anders: à la Sven Nöthel eben. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die er verändert: „Parmaschinken statt normaler Schinken oder Pommery Senf statt klassischer Senf“.

Auf der Speisekarte des Restaurants „Freya“ in Duisburg-Baerl stehen auch „Bütterken“

Auf der Speisekarte stehen so einige alte Bekannte im neuen Gewand: für acht Euro gibt es „Bütterken“ mit Dattelcreme, Salzbutter und gepickeltem Gemüse. Zur gebratenen Blutwurst von der Vorspeisenkarte gehören Apfel, Zwiebel, Kartoffel und Sherry (17 Euro). Das teuerste Hauptgericht ist aktuell Rinder- oder Kalbsfilet (200 Gramm) mit Kartoffelplätzchen, Kräuterbutter und Wildkräutersalat für 35 Euro.

Isabell und Sven Nöthel beschreiben ihr Essen im Freya als „sehr gute Landhausküche“ mit regionalen Produkten und kreativem Touch. Nachhaltigkeit ist ihnen wichtig. Für den Einkauf des Gemüses haben sie einen Partner am Niederrhein, die Würstchen kommen vom Metzger aus Mülheim. Und: „Wir machen hier alles selbst“ – auch die Nudeln und das Brot.

Im November bietet das Duisburger Restaurant „Freya“ ein Gänsetaxi an

Den Namen der Liebesgöttin Freya haben sich die beiden übrigens auch deshalb ausgesucht, weil das Restaurant weiterhin als Hochzeitslocation angeboten wird. Ein Erfolgsgeschäft: Unterstützt von Eventmanagerin Tamara Wiedig wurde dieser Geschäftszweig weiter ausgebaut. Außerdem gibt es Catering, „Park & Pick“ (Essen bestellen und abholen), Partys an Halloween und Altweiber, das „Gänsetaxi“ im November, Menü und Brunch an den Weihnachtstagen – und auch Silvester ist geöffnet.

„Langeweile haben wir ganz sicher nicht“, sagt Isabell Nöthel. Bunt ist das Leben auch nach Feierabend, denn zum Familienbetrieb gehören nicht nur zwei Restaurants, sondern auch drei Söhne – der älteste ist zehn Jahre, der jüngste viereinhalb Monate alt.

>>> ÖFFNUNGSZEITEN UND KONTAKT ZUM RESTAURANT FREYA IN DUISBURG-BAERL:

  • Das Restaurant „Freya by Nöthel“, Grafschafter Straße 197, in 47199 Duisburg-Baerl hat aktuell mittwochs bis samstags ab 17 Uhr und sonntags ab 16 Uhr geöffnet.
  • Wer ab 21 Uhr kommt, kann auch nur etwas trinken – zum Beispiel Cocktails von Barkeeper Erhan.
  • Kontakt: 02841 – 98 111 23, www.freya-location.de.