Duisburg-Friemersheim. Die Änderungen im Flächennutzungsplan Duisburg betreffen auch den Bereich rund um das Dorf in Friemersheim. Noch können Bürger sich wehren.

Die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans in Duisburg hat auch Auswirkungen auf das Dorf in Friemersheim. Betroffen wären eine Ackerfläche, eine Obstwiese sowie das Dorfgebiet. Dagegen formiert sich Protest im Stadtteil und darüber hinaus. So ruft unter anderem der Dorfrat, ein gemeinnütziger Verein zur Erhaltung des Dorfes, die Duisburgerinnen und Duisburger dazu auf, eine Stellungnahme zum Entwurf abzugeben. Die Zeit drängt: Nur noch bis Sonntag, 29. Oktober, ist die Abgabe einer Stellungnahme möglich.

„Warum wurde der Flächennutzungsplan in diesem Bereich überhaupt geändert?“ – Das sei laut Klaus Mönnicks die Kernfrage der Thematik. Der in Friemersheim bekannte CDU-Lokalpolitiker betont, dass er als einfaches Mitglied des Dorfrates spricht – ohne tragende Funktion innerhalb des Vereins. „Es gibt absolut keinen Grund für eine Änderung“. Zielsetzung des Dorfrates sei es seit der Gründung, das Dorf so weit wie möglich in seinem Ist-Zustand zu belassen. Die Pläne, die mit dem Entwurf des Flächennutzungsplans nun ans Tageslicht kamen, sind dem Dorfrat daher ein Dorn im Auge.

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So soll die nahe gelegene Ackerfläche zwischen Dahling- und Wilhelmstraße zukünftig als Wohnbaufläche ausgewiesen werden. In der Begründung des Entwurfs ist die fünf Hektar große Fläche als Entwicklungsfläche unter dem Titel „Wohnen am Kruppsee“ ausgewiesen, auf der rund 120 Wohneinheiten entstehen könnten.

Acker am Dorf in Duisburg-Friemersheim: Dorfrat sieht einen Verlust

Dort heißt es unter anderem, dass die Fläche sich aufgrund der Nähe zu „zahlreichen Nahversorgungsmöglichkeiten“ und der „vorhandenen sozialen Infrastruktur“ für die Pläne eigne. Auffallend: Die Umweltprüfung, die es in diesem Bereich gab, attestiert dem Vorhaben „erhebliche“ Auswirkungen. So wird nicht nur der Verlust „intensiv genutzter“ Ackerflächen beschrieben, sondern auch Konflikte für den Kiebitz sowie weitere Feldvögel, die die Fläche als Brutlebensraum nutzen.

Das Feld zwischen Dahling- und Wilhelmstraße in Duisburg-Friemersheim. Der Flächennutzungsplan sieht hier Wohnbaufläche vor.
Das Feld zwischen Dahling- und Wilhelmstraße in Duisburg-Friemersheim. Der Flächennutzungsplan sieht hier Wohnbaufläche vor. © D. Tenore

Der Dorfrat sieht in dem Vorhaben den Verlust eines „historisch und ökologisch wertvollen Landschaftsteils der Kulturlandschaft rund um das Dorf“. Ein Baugebiet verdränge die Landwirtschaft und verkleinere den Landschaftsraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. „Das Dorfbild verschmilzt zur Unkenntlichkeit mit dem Ortsteil Friemersheim“, so die Einschätzung des Vereins.

Änderung des Flächennutzungsplans in Duisburg: Sorge um die Obstwiese

Kritik gibt es auch an der Fläche im Plan, an der heute eine Obstbaumwiese ihren Platz findet. Gemeint ist der Bereich zwischen den Adressen „Am Damm“ 6 und 10. Der Teufel steckt hier im Detail: Wer im Entwurf exakt die Stelle betrachtet, bemerkt, dass sie nun als „Wohnbaufläche“ ausgewiesen ist. Ein Umstand, der den Dorfrat beunruhigt. „Von allen Besuchern des Dorfes wird dieser Deichabschnitt in Zusammenhang mit der Dorfkirche, dem Nühlenhof mit Bauerngarten und Backhaus und der ehemaligen Dorfschenke täglich als besonders wertvoll und sehenswert empfunden“, schreibt der Verein.

Die Wiese entstand nach Angaben des Dorfrates 1995 nach Protest vieler Dorfbewohner gegen die von einem Bauträger geplanten Neubauten, 2014 habe die Stadt das Grundstück mit alten Apfelsorten für den Artenschutz bepflanzt.

„Reines Wohngebiet“? Dorfrat in Duisburg-Friemersheim sorgt sich um Verlust

Auch das Dorfgebiet selbst, so etwa die Häuser und Betriebe an der Friemersheimer Straße, sollen laut Entwurf zur „Wohnbaufläche“ werden. Der noch gültige Flächennutzungsplan weist die Fläche als „Dorfgebiet“ aus – eine Kategorisierung aus der Baunutzungsverordnung, die im aktuellen Entwurf keine Berücksichtigung findet.

Die Obstbaumwiese „Am Damm“ in Duisburg-Friemersheim. Laut Flächennutzungsplan-Entwurf ist der Bereich als „Wohnbaufläche“ ausgewiesen.
Die Obstbaumwiese „Am Damm“ in Duisburg-Friemersheim. Laut Flächennutzungsplan-Entwurf ist der Bereich als „Wohnbaufläche“ ausgewiesen. © D. Tenore

Die jetzt geplante Wohnbaufläche besorgt den Verein. Sollte hier ein „reines Wohngebiet“ entstehen, wären unter anderem land- und forstwirtschaftliche Betriebe nicht mehr erlaubt. „Reine Wohngebiete dienen ausschließlich dem Wohnen. Alle anderen baulichen Nutzungen sind nur ausnahmsweise zulässig, wenn sie das Wohnen nicht stören“, schreibt der Dorfrat.

>>> FLÄCHENNUTZUNGSPLAN DUISBURG: STELLUNGNAHMEN BIS ZUM 29. OKTOBER

  • Wer eine Stellungnahme abgeben möchte, hat noch bis Sonntag, 29. Oktober, die Möglichkeit dazu. Dabei sind unterschiedliche Wege möglich: Stellungnahmen können direkt über das Portal „Beteiligung NRW“ (www.beteiligung.nrw.de), per E-Mail an fnp@stadt-duisburg.de sowie als Brief (Amt für Stadtentwicklung und Projektmanagement, 61-11, Friedrich-Albert-Lange Platz 7) eingereicht werden.
  • Der komplette Flächennutzungsplan-Entwurf ist online auf der Webseite der Stadt Duisburg zu finden: www.duisburg.de (Stichwort: Flächennutzungsplan).
  • Der Dorfrat appelliert, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger begründete Stellungnahmen zu den Vorhaben in Friemersheim abgeben.