Duisburg-hochheide. . Die beiden Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (SPD) und Klaus Radny (CDU) sind Hochheides höchste Repräsentanten. Ein Rundgang
Mehr Hochheide-Kompetenz geht kaum. Bezirksbürgermeister Hans-Joachim Paschmann (71) war lediglich zwei Jahre während der Bundeswehrzeit kurz weg (in Münster), der stellvertretende Bezirksbürgermeister Klaus Radny (74) zog im Jahr 1970 aus Recklinghausen in seine Wohnung in der „Stadt im Grünen“. Treffen auf dem Bürgermeister-Bongartz-Platz im März, wenige Tage vor der Sprengung des „Weißen Riesen“ Friedrich-Ebert-Straße 10-16. Es zieht mächtig durch die Hochhaus-Siedlung, den mitgebrachten Regenschirm wird Paschmann in den kommenden 75 Minuten dann aber nicht brauchen.
Klaus Radny und Hans-Joachim Paschmann, zusammen leben sie fast zwölf Jahrzehnten am selben Ort, der Spaziergang durch ihr Quartier sollte für ein Foto an einem der Lieblingsplätze der beiden Halt machen. Doch demonstriert das Duo, die beiden begegnen sich in der politischen Auseinandersetzung eher wenig freundschaftlich, hier Einigkeit: „Einen Lieblingsplatz im Viertel habe ich nicht“, sagen beide. Fotos entstehen dann aber doch, auf dem Supermarkt-Parkdeck mit Blick aufs Sprengobjekt „Weißer Riese“, vor der Glückauf-Halle und unweit eines kleinen Neubaugebietes einige hundert Meter weiter.
Zoff um einen Fahnenmast
Auf dem Weg zum Parkdeck haben sich die beiden gleich in den Haaren, streiten über einen Fahnenmast am Biergarten Hafensturm, den die Partei des einen (Paschmann) angeblich weg haben will. Was nicht stimmt, wie dieser versichert, man warte nun schon seit geraumer Zeit auf einen Kostenvoranschlag für die Sanierung des Bereiches samt Fahnenmast. Der Weg rauf zum Parkdeck ist fix erledigt, Radny fährt Lift, Paschmann nimmt die Treppe. Hallo Hans“, wie isset?“ fragt ihn eine Bekannte kurz vor der Treppe. Er lächelt: „Noch geht et.“
Mit Blick auf die Baustelle und auch schon vorher sprechen die beiden über ihr Viertel. Klar sei es gut, dass der erste Riese fällt, „alle anderen Versuche seit 2002, das Viertel nachhaltig baulich zu verändern, sind gescheitert“, blickt Paschmann zurück, unter anderem auf Ideenwettbewerbe für die Umgestaltung. Jetzt bleibe eben nur der Abriss von mindestens zweien der 60 Meter hohen Schrottimmobilien. Klaus Radny würde am liebsten alle sechs Hochhäuser abreißen, es ist doch ein Flickenteppich, man hätte es ganzheitlich angehen müssen.“
Einigkeit in Sachen Zwangsversteigerung
Einig sind sich die beiden darin, dass mehr Anstrengungen hätten unternommen werden müssen, auch den heruntergekommenen „Riesen“ Ottostraße 58-64 in städtischen Besitz zu bringen. Radny: „Immer wieder gab es Zwangsversteigerungen von Wohnungen, die Stadt hätte mitbieten müssen. Jetzt gibt es dutzende bis hunderte Eigentümer.“ Paschmann zitiert Vorgaben das Landes, darin hieß es, im Sanierungsgebiet hätte die Stadt nur Vorkaufsrecht für ganze Häuser, nicht für einzelne Wohnungen. So thront dieser „Weiße Riese“ wohl noch viele Jahre über Hochheide.
Die beiden Ruheständler malen ein eher düsteres Bild ihres Stadtteils, wissen um die vielen Leerstände an der Moerser Straße und auch, dass hier viele Bewohner pauschal über Ausländer schimpfen. Warum das so ist, kann Paschmann nicht erklären. Er mutmaßt, dass sich so mancher hier abgehängt fühlt. Dreckig sei es im Viertel, sagen beide und so mancher Hochheider fühle sich unsicher in seinem Quartier.
Auf dem Weg durchs „Dorf“ fallen aber auch durchaus bürgerliche Siedlungen mit Einfamilienhäusern und kleinen Mehrfamilienhäusern sowie Neubauten von Eigenheimen durch die städtische Gebag und einen schwedischen Bauträger auf. „Das ist eben auch Hochheide“, sagt Paschmann auf dem Weg von der Glückauf-Halle zur Charlottenstraße. „Hier sieht man, dass es sich lohnt, sich für Hochheide einzusetzen, auch für lediglich 685 Euro Aufwandsentschädigung.“
Ehrenämter in der Kommunalpolitik
Das Thema Bezirkspolitik und deren Zukunft haben die beiden Herren gleichermaßen auf der Agenda. Ob sie nämlich, weit im Rentenalter, 2020 wieder bei der Kommunalwahl antreten, wissen sie noch nicht. Letztlich würden das die jeweiligen Parteien entscheiden, hänge aber auch davon ab, ob sich etwa für die Ämter des Bezirksbürgermeisters neue Leute fänden.
„Der Posten ist nämlich durch die vielen Termine sehr zeitaufwendig“, es sei ein „Ehrenamt mit geringer Aufwandsentschädigung“. Wer voll im Berufsleben steht, kann das kaum leisten. Es kommt eigentlich wieder nur ein Rentner oder Pensionär in Frage.“
Wo schauen sie sich die Sprengung an?
Der Weg führt zurück in Richtung Friedrich-Ebert-Straße, die 60 Meter hohen „Riesen“ rücken wieder ins Blickfeld. Wo schauen Sie sich eigentlich die Sprengung an? „Ich bin zu Hause und gucke im Fernsehen, da habe ich den besten Blick!", sagt Paschmann. Klaus Radny befindet sich am 24. März in Berlin, schaut sich das Einknicken des Hochhauses womöglich aber auch im TV an.
Bei aller Kritik an Hochheide, warum bleiben Sie hier? „Es ist meine Heimat, etwas anderes kam für mich nie in Frage“, sagt Paschmann, der als Kraftwerksmeister bei den Stadtwerken arbeitete. Klaus Radny kam wegen seines Berufs bei der Bundesfinanzverwaltung in Duisburg, später in Düsseldorf, nach Hochheide. „Damals, als die Stadt noch selbstständig war, habe ich sehr gerne hier gewohnt.“
Er hat viele Freunde in Bayern, die ihn fragen, ob er zu ihnen ziehen wolle. „Wenn ich meine Wohnung hier verkaufe, bekomme ich in Bayern doch nichts entsprechendes dafür. Auch wenn Homberg nach der kommunalen Neugliederung 1975 nicht mehr die grüne Kleinstadt ist, in die ich einst gezogen bin, so bleibe ich hier und setze mich für den Bezirk ein.“
Letzte Frage: Was ist zwischen Ihnen beiden vorgefallen, warum der viele Streit? Für Paschmann besteht das angespannte Verhältnis seit 2009. „Damals hatte die CDU in der Bezirksvertretung die Mehrheit, doch wurde ich Bezirksbürgermeister.“ Radny formuliert es allgemeiner. „Die SPD erhebt hier einen Alleinvertretungsanspruch. Nicht mit uns.“