Duisburg-Wehofen. Ärger um die Linie 905 in Duisburg: Busse sind total überfüllt oder kommen erst gar nicht. Das stresst nicht nur die Schüler. Was die DVG sagt.
Der Bus 905 ist seit Jahren ein Aufregerthema in Wehofen. Melanie T., die nicht mit vollem Namen genannt werden möchte, und ihre Familie begleitet es seit drei Jahren. „Seit meine Tochter Mia aufs Kopernikus-Gymnasium gewechselt ist, ärgern wir uns“, sagt sie. Inzwischen geht auch Sohn Niklas (11) auf die Schule.
Stein des Anstoßes sind die Busse, die morgens Richtung Schulzentrum Walsum fahren. Schaut man sich den Fahrplan der Haltestelle „Am Dyck“ an, sieht es erst mal gut aus: Um 7.16 Uhr fährt der erste, extra für Schüler eingesetzte Bus (905E), sechs Minuten später der reguläre 905er, um 7.39 schließlich der zweite Schulbus. Mit allen drei Bussen wären die Kinder pünktlich in der Schule.
Linie 905 im Duisburger Norden ist für Eltern und Schulkinder morgens ein Dauer-Ärgernis
Nach Schilderung von Melanie T. sieht die Realität aber ganz anders aus: „Der Bus um 7.22 Uhr ist oft so voll, dass er nur noch ein Kind oder gar keins mitnimmt.“ Mia erlebt regelmäßig, dass der Bus an der nächste Haltestelle („Schachtstraße“) nicht mehr anhält – aber auch dort stehen jeden Tag Kinder. „Und der Bus danach fällt sehr häufig aus“, berichtet ihre Mutter.
Deshalb passiert es regelmäßig, dass Mia und Niklas wieder zu Hause auf der Matte stehen und Vater Stefan die Kids schnell zur Schule fährt. „Er sammelt dabei oft noch andere Kinder ein. Wir haben einfach das große Glück, dass mein Mann nicht Punktum auf der Arbeit sein muss. Das sieht bei vielen Familien anders aus.“
DVG-Sprecherin Kathrin Naß bestätigt, dass es auf der Linie Probleme gibt: „Diese beiden Schülerfahrten werden von Subunternehmern durchgeführt, dort kam es zuletzt leider zu Ausfällen. Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit zu erhöhen.“
Der Fachbereich habe mit dem Unternehmen gesprochen, „es kam auf der Linie nur ganz vereinzelt zu Ausfällen.“ Sonst soll der Bus sehr zuverlässig unterwegs sein. Ein grundsätzliches Problem seien Personalengpässe: „Es gibt bundesweit Probleme, Fahrpersonal zu finden“, so Naß.
DVG: „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit zu erhöhen“
Melanie T. kann über die Aussage nur schmunzeln, gerade erst ist der erste Bus wieder ausgefallen, der zweite war so voll, dass die Kinder sich wieder von Papa fahren lassen mussten. „Das Problem der Personalknappheit verstehe ich ja. Aber man könnte auch mal um die Ecke denken und nach anderen Lösungen suchen“, entgegnet Melanie T.
Warum nicht zum Beispiel den Bus um 7.16 Uhr gleichzeitig mit dem um 7.22 Uhr fahren lassen? „Der frühe Bus ist nicht so voll. Auch meine Kinder nehmen ihn nicht gerne, weil sie dann eine halbe Stunde zu früh in der Schule sind.“ Gerade im Winter keine schöne Situation: „Die Kinder müssen noch früher aufstehen und stehen dann im Dunklen vor der Schule rum.“ Ein anderer Vorschlag der Mutter: „Man könnte größere Busse, also Gelenkbusse, einsetzen.“
Natürlich könnten die Kids im Sommer mit dem Fahrrad fahren. „Aber Kinder sind heute ja eher etwas faul“, lacht Melanie T. Außerdem seien die Tornister sehr schwer. „Mia ist in der fünften Klasse mal mit dem Fahrrad umgekippt, weil sie es wegen des Tornisters nicht halten konnte.“ Laufen ist deshalb auch nicht wirklich eine Option – und für eine Strecke bräuchten die Geschwister rund 40 Minuten.
Beschwerde-Mails sind im Sande verlaufen – keine Reaktion von der DVG
„Weil wir genau das nicht wollen, haben wir die Tickets für unsere Kinder gekauft“, sagt die Wehofenerin. Sie ist den täglichen Stress, der in der Familie durch den unsicheren Weg zur Schule entsteht, leid. Deshalb hat sie der DVG schon zwei Mails geschrieben – und beide Male keine Antwort bekommen.
Auch das ärgert sie. In der zweiten Mail hat sie um die Erstattung eines Teils der Kosten für das Deutschland-Ticket ihrer beiden Kinder gebeten. „Mir ist klar, dass die DVG das nicht macht, aber ich wollte einfach mal meinen Ärger loswerden.“ Sie kenne auch andere DVG-Kunden, deren Beschwerden ins Leere gelaufen seien. Erst als die Redaktion eine Anfrage an die DVG stellt, warum es keine Reaktion auf die Beschwerden gebe, bekommt Melanie T. eine Antwort. „Natürlich mit dem üblichen Blabla“, sagt sie.
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Zwar kann man sich unter bestimmten Bedingungen Geld erstatten lassen. Dafür müsste Melanie T. aber bei jeder Verspätung über zehn Minuten oder Totalausfall ein Formular ausfüllen. Dann gäbe es vielleicht pro Kind 1,80 Euro zurück. „Dafür fehlt mir die Zeit“, sagt sie, „außerdem ist es eine freiwillige Leistung der DVG. Wenn ich einen Monat lang immer wieder Formulare schicken würde, sagen sie sicher, sie machen es nicht mehr.“
Mia und Niklas gehen inzwischen auf Nummer sicher. Sie fahren jetzt meistens mit dem ersten Schulbus, auch wenn sie dann 30 Minuten zu früh am Kopernikus-Gymnasium sind. Sie hoffen wie ihre Eltern und viele andere Familien in Wehofen, dass die DVG die Situation in den Griff bekommt.
>> Bus fährt zwei Schulen an – DVG bietet Pünktlichkeitsversprechen „Immer nach Plan“
- Der Bus 905E fährt zwei Schulen an: das Kopernikus-Gymnasium und die Gesamtschule Walsum. „Außerdem hat die Realschule einige Klassen ausgelagert. Es kann also sein, dass die betroffenen Schüler auch noch in dem Bus sitzen“, weiß Melanie T. Kein Wunder also, dass der Bus 905 früh morgens so voll ist.
- Seit 2010 gibt es in NRW die Mobilitätsgarantie im Nahverkehr. Zu den freiwilligen Leistungen der DVG gehört außerdem das Pünktlichkeitsversprechen „Immer nach Plan“ – ein Service für alle mit einem Ticket-Abo. Wenn Busse und Bahnen auf einer der DVG-Linien mehr als zehn Minuten Verspätung haben, gibt es den Preis für eine Einzelfahrt zurück.
- Wie viele Kunden die beiden Möglichkeiten nutzen, sagt die DVG nicht. Nur so viel: 2022 sei eine niedrige dreistellige Anzahl von Anträgen im Rahmen von „Immer nach Plan“ bewilligt worden. Und: Die Zahl der Anträge steige für beide Erstattungsangebote.