Duisburg. Ein Mann (25) hat in Duisburg seine Ehefrau (19) und den gemeinsamen Sohn (1) angefahren. Dann folgte eine tödliche Gewalt-Eskalation.

Eine junge Frau (19) ist nach einem Mord-Anschlag im Duisburger Nordenin einem Krankenhaus ihren Verletzungen erlegen. Ein 25-Jähriger hatte am Sonntagnachmittag sie und ihr 17 Monate altes Kind an der Oswaldstraße in Vierlinden mit dem Auto angefahren (wir berichteten). Die Polizei bestätigt am Montagmorgen: Der Angreifer ist der Ehemann des Opfers und Vater des gemeinsamen Sohnes.

Bereits kurz nach der Tat hatten sich die Anzeichen verdichtet, dass es sich wohl nicht um einen tragischen Unfall handelt. Die Staatsanwaltschaft Duisburg wertet den Vorfall nach eigenen Angaben unter anderem als Mord. Noch am Sonntag wurde eine Mordkommission eingerichtet.

Gewaltexzess in Duisburg: Mann überfährt seine Frau und seinen Sohn

Nach bisherigen Erkenntnissen war das Ehepaar am Sonntagmittag in dem Wohngebiet am nördlichsten Zipfel Duisburgs aus noch unbekannten Gründen in einen Streit geraten. Der 25 Jahre alte Serbe stieg daraufhin in seinen silbernen Mercedes.

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Nachbarn berichten, dass er anschließend die Oswaldstraße entlang gerast sei und die junge Frau – eine deutsche Staatsbürgerin – und das in einem Kinderwagen sitzende Kleinkind angefahren habe. Was die Anwohner dann schildern, lässt auf einen wahren Gewaltexzess schließen: Der Mann habe noch auf seine Ehefrau eingeschlagen und eingetreten. Polizei und Staatsanwaltschaft bestätigen diese Schilderungen.

Und: Die Obduktion ergab, dass diese Schläge und Tritte gegen den Kopf letztendlich tödlich waren.

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Passanten hätten dann eingegriffen, ihn zu Boden gerungen und bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten. Ein Rettungshubschrauber flog Mutter und Kind mit schwersten Verletzungen in eine Klinik. Dort kämpften die Mediziner in den Stunden danach um das Leben der jungen Frau – vergeblich. Für ihren Sohn besteht – Stand Dienstagnachmittag – weiter Lebensgefahr.

Ein Rettungshubschrauber landete auf der Herzogstraße in Walsum und brachte die Frau und das Kleinkind in eine Klinik.
Ein Rettungshubschrauber landete auf der Herzogstraße in Walsum und brachte die Frau und das Kleinkind in eine Klinik. © JUSTIN BROSCH

Warum griff der Mann am Mittag des sonnigen Herbsttages seine Frau und sein Kind an? „Die genaue Motivlage ist derzeit noch unklar“, heißt es in einer Mitteilung der Behörden. Erste Vernehmungen von Zeugen deuten jedoch darauf hin, dass Beziehungsstreitigkeiten zu der Tat geführt haben könnten. Nach Informationen unserer Redaktion könnte ein Trennungsszenario eine Rolle gespielt haben. „Natürlich fließt in die Ermittlungen ein, was schon vorher stattgefunden hat“, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe. Ob der 25-Jährige der Polizei bereits bekannt war, darüber machte er keine Angaben.

Die Ermittler der Mordkommission suchen noch weitere Personen, die Hinweise zum Tatablauf, aber auch zur Beziehung des Ehepaars geben können. Hinweise nimmt die Polizei unter 0203 280 0 entgegen.

Der Tatort an der Ecke Oswaldstraße/Herzogstraße im Duisburger Norden.
Der Tatort an der Ecke Oswaldstraße/Herzogstraße im Duisburger Norden. © MarTin Schroers

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft wurde der 25-Jährige wegen des Verdachts des Mordes und des versuchten Mordes am Montag dem Haftrichter vorgeführt. Der erließ einen Haftbefehl.

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Der Tatort befindet sich an der Ecke Oswaldstraße/Herzogstraße. Es ist ein eher ruhiges Wohngebiet mit zahlreichen Mehrfamilienhäusern. Auf der Höhe dreier Garagen ereignete sich wohl die Tat. Mit dem Mercedes krachte der 25-Jährige anschließend in eine benachbarte Baustelle.

>>FEMIZIDE – GEWALT GEGEN FRAUEN

  • Die Staatsanwaltschaft wertet den aktuellen Fall bereits jetzt als Mord. Das ist der Tatsache geschuldet, dass seit einigen Jahren genauer hingesehen wird, wenn ein Mann zum Täter, eine Frau zum Opfer wird. Bis 2017 wurden solche Fälle vor Gericht häufiger als Totschlag im Affekt verurteilt, als „Familiendrama“ bezeichnet.
  • Inzwischen gelten solche Tötungsdelikte als „Femizid“, wenn sie aus männlichem Besitzdenken, aus patriarchaler Frauenverachtung, aus sexueller Frustration oder auch aus generellem Frauenhass geschehen.

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