Duisburg. Virtuelle Realität soll den Duisburgern helfen, die Folgen der A59-Ausbaupläne zu erkennen. Dieser Blick in die Zukunft weckt den Kampfgeist.

Noch bis zum 4. Oktober läuft noch die Einspruchsfrist gegen den geplanten Ausbau der A59-Trasse in der Hochlage durch Meiderich und Hamborn. Wie schlimm es für die Menschen aus dem Duisburger Norden werden könnte und wie alternativ ein Leben mit Tunnellösung aussieht, das haben jetzt der Meidericher Bürgerverein gemeinsam mit der Stadt Duisburg mit einer neuen Methode ganz anschaulich gemacht. Diesen Blick in die Zukunft, der die geplanten baulichen Veränderungen dreidimensional und in Farbe zeigt, ermöglichen neuerdings Virtual-Reality-Brillen.

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Erstmals ist diese Darstellungsmethode jetzt unter der A59-Brücke auf dem Parkplatz an der Herbststraße vorgestellt worden. Vor dem ehemaligen Fressnapf-Gebäude, das inzwischen als Infostelle des Bürgervereins dient, sind die VR-Brillen zum Einsatz gekommen.

Kampf gegen A59-Ausbaupläne: Virtual Reality ermöglicht Blick in die Zukunft

„Die komplizierten Ausbaupläne, die die Bürger ja auch hier anschauen können, vermitteln nicht wirklich einen optischen Eindruck davon, wie das Ergebnis nachher konkret aussehen soll“, sagt Patrick Huhn, Abteilungsleiter des Duisburger Stadtplanungsamts.

„Oha, da wird es finster“: Bezirksbürgermeister Peter Hoppe mag nicht, was ihm die VR-Brille zeigt. Die aktuellen Pläne zum A59-Ausbau in Hochlage erlebt er hautnah mithilfe einer VR-Brille.
„Oha, da wird es finster“: Bezirksbürgermeister Peter Hoppe mag nicht, was ihm die VR-Brille zeigt. Die aktuellen Pläne zum A59-Ausbau in Hochlage erlebt er hautnah mithilfe einer VR-Brille. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Einer der ersten Freiwilligen, die ein Auge riskieren, ist Bezirksbürgermeister Peter Hoppe (SPD). „Tuts schon weh?“, fragt Patrick Huhn den Sozialdemokraten beim Befestigen des vergleichsweise schweren Gerätes. Zuerst entfaltet sich vor dem Auge des Betrachters der jetzige Zustand des Geländes samt Rewe-Markt, Parkplatz und den Pfeilern der vierspurigen Autobahntrasse. Alles wie gehabt. Dann fliegen auf Knopfdruck am Kontroller die zwei zusätzlichen Spuren des Ausbaus ein.

„Oha, da wird es finster“, entfährt es Peter Hoppe. Was er sieht, können auch die Umstehenden auf einem großen Bildschirm in der Infostelle mitverfolgen. „Da ist ja dann gar kein Abstand mehr zu den Häusern und überhaupt kein Raum mehr für Bäume. Ich kann mir schon vorstellen, wie sich dann im Sommer hier alles aufheizen wird“, sagt eine Meidericherin betroffen. Auch Hoppe hat genug von der düsteren Aussicht.

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Kampfeslust wecken – VR-Brillen zeigen schlimmste und beste Ausbauvariante

Ein weiterer Klick lässt die tonnenschwere Hochtrasse nach oben entschweben. Es entfaltet sich eine grüne Oase mit Bäumen, Beeten und sonnenbeschienen Häusern. „Das ist jetzt die Parkvariante, da mit der Solaranlage auf dem Dach ist das Rewe-Gebäude,“ gibt Huhn eine Orientierungshilfe. „Das nenne ich mal eine gehobene Wohnlage“, freut sich der Bezirksbürgermeister über die Möglichkeiten der Tunnellösung, für die die Stadt Duisburg und der Bürgerverein kämpfen. Dagegen favorisiert die zuständige Autobahn GmbH bekanntlich den Ausbau in Hochlage und hat dafür die entsprechenden Unterlagen eingereicht.

Dafür kämpfen die Stadt Duisburg und der Meidericher Bürgerverein: den Ausbau in Tieflage. Auf einem sogenannten Deckel soll dann ein Park entstehen statt beim Hochlagenausbau eine riesige Autobahnbrücke mit Lärmschutzwänden.
Dafür kämpfen die Stadt Duisburg und der Meidericher Bürgerverein: den Ausbau in Tieflage. Auf einem sogenannten Deckel soll dann ein Park entstehen statt beim Hochlagenausbau eine riesige Autobahnbrücke mit Lärmschutzwänden. © Stadt Duisburg

„Allmählich wird die Zeit für die Einsprüche knapp, ich hoffe, dass noch möglichst viele Bürger und Bürgerinnen hierherkommen und einen Blick in die Zukunft tun, der sie davon überzeugen soll, dass wir uns alle gemeinsam gegen die aktuellen Pläne wehren müssen“, sagt Holger Fitzner, der Geschäftsführer des Meidericher Bürgervereins.

Beim optischen Spaziergang durch die Zukunft ist anfangs allerdings nicht alles glatt gelaufen. Die VR-Brillen sind laut Herstellerfirma zunächst nicht mit den Tageslichtverhältnissen auf dem Parkplatz zurechtgekommen. Aber nach einigen Versuchen klappt die Visualisierung, bei der man sich nicht nur umschauen, sondern auch das Wetter ändern kann, schließlich störungsfrei. So läuft der Termin gute zwei Stunden und die neue Darstellungsmethode trifft bei den Meiderichern auf Interesse. Fitzner und der Bürgerverein sind zufrieden.

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„Wenn das hier tatsächlich ein schöner Park werden sollte, dann liegt ja doch in kurzer Zeit alles voll mit Grillgut und Abfall, da bin ich überzeugt von“, gibt während der Präsentation der VR-Brillen jedoch eine Duisburgerin einer sehr pessimistischen Haltung Raum, als sie die computergenerierte Darstellung der Tunnellösung sieht.

Stadt und Bürgerverein sind sich dagegen einig: Ein Argument dagegen, sich um eine ansprechende, bürgerfreundliche Raumplanung zu bemühen und weiter für den A59-Tunnel zu kämpfen, sind solche Befürchtungen nicht. (mit olk)

>> VR-Brille kommt zum MSV-Stadion

● Am Infostand des Bürgervereins bei Rewe Peeters (Herbststraße 20) bekommen Betroffene eine kostenfreie Beratung, wie sie eine Einwendung gegen die aktuellen Ausbau-Pläne der A59 formulieren. Einwendungen können auch vor Ort ausgedruckt werden. Besetzt ist der Infostand immer montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und samstags von 10 bis 13 Uhr. Dort sind auch Visualisierungen und ein Modell des Ausbaus zu sehen, die von der Stadt Duisburg organisierte VR-Brille ist allerdings nicht verfügbar.

Die VR-Brille soll aber bei der kommenden Sondersitzung des Stadtrats am Donnerstag, 28. September, in der Neudorfer Schauinslandreisen-Arena (Margaretenstraße 5 bis 7) von Interessierten benutzt werden können, um die Ausbau-Pläne virtuell anzuschauen. Die öffentliche Sitzung beginnt um 14 Uhr.