Duisburg-Hamborn. Der A59-Ausbau hat weitreichende Folgen für Duisburg. Die Traditionsfirma Hamborner Teppichhalle könnte es nach mehr als 130 Jahren hart treffen.
Für den geplanten Ausbau der A59 müssen Häuser weichen. Viele Menschen werden ihr Zuhause verlieren – und manche ihren Arbeitsplatz. Denn auch das Gebäude der Hamborner Teppichhalle an der Dr.-Heinrich-Laakmann-Straße ist vom Abriss bedroht.
Wolfgang Bleckmann betreibt das 1892 gegründete Tapeten- und Teppichgeschäft schon in fünfter Generation. Er beschäftigt acht Mitarbeiter und fühlte sich an seinem Standort bis vor wenigen Wochen sicher. „Ich habe vor Jahren die Infoveranstaltung zum A59-Ausbau im Landschaftspark besucht. Dort hat mir ein Ingenieur versichert, dass unsere Halle stehenbleibt. Ich dachte mir ,Alles prima’ und habe investiert.“
Duisburger Traditionsgeschäft ist vom Abriss seiner Halle bedroht
Der Unternehmer streicht die Fassade und schafft zusätzliche Werkzeuge an. Vor allem aber stellt er zwei weitere Bodenleger ein. „Ich plane gerne langfristig und wollte für die Zukunft gut aufgestellt sein. Unsere Dienstleistungen werden sehr stark nachgefragt.“ Seit ein paar Wochen stellt sich für Wolfgang Bleckmann allerdings die Frage, wie lange es sein Geschäft überhaupt noch geben wird.
„Meine Vermieterin hat mich angerufen, weil sie von der Stadt einen Brief bekommen hat, in dem von Abriss die Rede ist. Außerdem wurde sie auf ihr Recht hingewiesen, eine Einwendung gegen die Pläne zum Ausbau der A59 einzureichen.“ Wolfgang Bleckmann fällt aus allen Wolken. Er arbeitet sich durch die inzwischen veröffentlichten Ausbaupläne. „Auf der Internetseite der Autobahn GmbH konnte ich die Ansicht ja vergrößern. Da sehe ich ein dickes gelbes Kreuz durch unsere Halle. Das bedeutet Abriss.“
Einen neuen Standort zu finden, scheint aussichtslos zu sein
Seitdem steht der 61-Jährige unter Dauerstrom: „Da weißt du auf einmal nicht mehr nach rechts oder links. Ich denke pausenlos daran.“ Noch unter Schock sucht er im Internet nach einem neuen Standort für sein Geschäft – vergeblich. „Das, was ich brauche, findet man nicht. Auch nicht in den Nachbarstädten. Und auf die grüne Wiese zu ziehen, macht für uns keinen Sinn.“
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Die Hamborner Teppichhalle lebt von der guten Erreichbarkeit, hat zahlreiche Stammkunden. „Viele ältere Leute kommen zu Fuß oder mit Bus und Bahn. Manche Familien kaufen seit Generationen bei uns.“ Außerdem möchte er auf keinen Fall aus Duisburg weg: „Wir sind ein Duisburger Unternehmen. Wenn wir schließen müssten, gäbe es wieder ein Fachgeschäft weniger in der Stadt.“
Wolfgang Bleckmann hat seine Einwendung schon abgeschickt
Die Halle an der Dr.-Heinrich-Laakmann-Straße ist 750 Quadratmeter groß – 250 davon bietet ein Anbau, den Wolfgang Bleckmann vor Jahren selbst angefügt hat. „Ich habe keine Ahnung, ob nur der Anbau oder die ganze Halle wegmuss. Ein befreundeter Architekt hat sich die Pläne angeschaut. Für ihn sieht es so aus, dass die Halle stehen bleiben kann, wenn die Überdeckelung kommt.“ Es versteht sich von selbst, dass Bleckmann seine Einwendung schon längst an das Fernstraßenbundesamt abgeschickt hat.
Auch das „Rumgeeiere“, wie Wolfgang Bleckmann es nennt, strapaziert seine Nerven. „Klare Aussagen würden mir helfen. Wenn mir jemand sagen würde: 2029 wird die Halle abgerissen, dann könnte ich vielleicht damit leben.“ Er möchte auch gerne wissen, warum seine Halle auf der Abrissliste auftaucht. Für die Erweiterung der Autobahn scheint es nicht nötig zu sein.
„Es sieht so aus, als ob wir für einen Versorgungsweg weichen müssen. Das muss man sich vorstellen: Nach 131 Jahren bist du auf einmal weg vom Fenster – für einen Versorgungsweg.“ Den könne man doch auch auf der anderen Seite der A 59 einrichten. „Da gibt es einen Grünstreifen zwischen A 59 und der Lärmschutzwand. Hier könnte man so einen Weg einrichten.“
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Bevor Wolfgang Bleckmann das gelbe Kreuz auf den Plänen der Autobahn GmbH entdeckt hat, beschäftigte ihn eine ganz andere Frage: Wer führt die Firma weiter, wenn er in Rente geht? „Ich habe darüber nachgedacht, an welchen Mitarbeiter ich den Laden übergeben könnte. Das Thema ist jetzt natürlich vom Tisch.“
Eine Lösung für sein Problem hat er nicht. Wolfgang Bleckmann weiß nur: Er wird um sein Unternehmen kämpfen, nichts unversucht lassen, um es zu retten. „Dabei geht es mir nicht einmal um mich, sondern um meine Mitarbeiter. Sie arbeiten teilweise seit 30 Jahren hier. Wir sind wie eine Familie.“