Duisburg. „Beschämende Zerstörungswut“: Polizei Duisburg zählte 81 Halloween-Einsätze. Nicht nur in Hochfeld flogen Böller und Eier. DVG: schwere Schäden.
Böller- und Eierwürfe, Vandalismus und Ruhestörungen: Randalierende Jugendliche haben in der Halloween-Nacht insgesamt 81 Einsätze der Polizei Duisburg ausgelöst. Im Umfeld der Hochfelder Pauluskirche, wo Randalierer am Dienstagabend auch Bahnen der Duisburger Verkehrsgesellschaft (DVG) attackierten, musste die Polizei mit einem Großaufgebot für Sicherheit und Ruhe sorgen.
Polizeisprecher Stefan Hausch berichtete am Mittwochvormittag allein von 150 Platzverweisen an der Ecke Wanheimer Straße/Karl-Jarres-Straße.
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Halloween-Krawalle in Hochfeld: Attacken auch auf Sicherheitskräfte der DVG
Im Zusammenhang mit den Krawallen dort zwischen 19 und 20 Uhr stehen auch Strafanzeigen wegen des gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr und wegen Sachbeschädigung (eine Haltestelle war zerstört worden: siehe unten). Hausch bestätigte die am Vorabend gemeldeten Attacken auf Sicherheitskräfte der DVG.
Wie groß der Aufruhr im Herzen Hochfelds war, zeigt auch dieses Vorgehen des Präsidiums: Es schickte Kräfte der im Stadtnorden stationierten Hundertschaft und Hundeführer an die Pauluskirche, „um für Ruhe zu sorgen und die Situation im Blick zu behalten“.
Hochfeld sei ein Einsatzschwerpunkt gewesen, so Hausch. Weitere Einsätze aber habe es auch im Stadtnorden und im Westen, vor allem im Bezirk Homberg gegeben.
Auffällig sei, „wie viel Pyrotechnik missbräuchlich gezündet wurde“, so Hausch. Es müsse sich um illegal importierte oder gar selbstgebastelte Böller handeln. Dadurch seien auch zwei Müllbehälter und ein Dixi-Klo in Brand geraten. Einsatzkräfte haben entsprechend Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz berichtet.
Hausch sprach von einer „beschämenden Zerstörungswut“. Hinweise auf Körperverletzungen lagen ihm am Mittwochvormittag nicht vor.
DVG: Mehrere Busse und Bahnen erheblich beschädigt
Die DVG veröffentlichte am Mittwochmittag eine Schadensbilanz: Jugendliche hätten die Fahrzeuge nicht nur mit Eiern beworfen. Sie traten laut DVG „auch die Türen an den fahrenden Bahnen auf und leiteten durch diese gefährlichen Eingriffe in den Schienenverkehr Notbremsungen ein“. Betroffen war vor allem die Linie 903 in Duisburg-Hochfeld (siehe unten).
Durch die Angriffe habe es „an mehreren Bussen und Bahnen erhebliche Schäden wie Glasbruch oder starke Verunreinigung gegeben, sodass die Fahrzeuge aktuell nicht im Linienverkehr eingesetzt werden können.“ Zudem hatten Jugendliche die Bus- und Bahnhaltestelle „Pauluskirche“ in Duisburg-Hochfeld zerstört.
„Von einem Halloween-Streich kann hier keine Rede sein. Abgesehen vom finanziellen Schaden sind das Angriffe auf unsere Fahrgäste, unser Fahrpersonal und unsere Fahrzeuge, die wir in keiner Weise tolerieren. Der Schutz und die Sicherheit unserer Fahrgäste sowie unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen ganz klar im Vordergrund“, betont Pierre Hilbig, Leiter Betriebsmanagement bei der DVG.
Die DVG gehe „konsequent gegen Gefährdungen aller Art vor und macht dabei von ihren juristischen Rechten Gebrauch. Die DVG hat die Vorfälle dokumentiert, Videomaterial gesichert und bei den zuständigen Ermittlungsbehörden Strafanzeigen gestellt.“
Angriffe auf Straßenbahnen auch in Wanheimerort und Wanheim – DVG kappt Linie 903
Die DVG hatte wegen Halloween-Krawallen in den Vorjahren für Dienstag verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt (wir berichteten). Die Sicherheitskräfte aber hielten Jugendliche nicht von Eier-Angriffen auf Straßenbahnen ab: In Hochfeld war es laut Augenzeugen am Dienstagabend sogar zu Angriffen mit Silvester-Böllern auf Security gekommen.
„Gleich mehrfach wurden am heutigen frühen Abend, 31. Oktober, Bahnen der DVG“ attackiert, berichtete eine Sprecherin des Verkehrsunternehmens. Betroffen sei vor allem die Linie 903 in Hochfeld. „Jugendliche bewarfen die Bahnen mit Eiern“, teilte die Sprecherin um 19 Uhr mit. Die DVG habe „die Vorfälle dokumentiert, Videomaterial gesichert und bei den zuständigen Ermittlungsbehörden Strafanzeigen gestellt“.
Die DVG schickte die Straßenbahnen kurzerhand auf einem Umweg an Hochfeld vorbei – und griff später am Abend zu noch drastischeren Eingriffen in den Fahrplan: „Der Duisburger Süden und Hochfeld werden derzeit nicht angefahren.“
Der Grund laut DVG: „Die Angriffe auf Fahrzeuge weiten sich aus“, meldete die Sprecherin um 20.07 Uhr. Es seien auf der Linie 903 auch Fahrzeuge „an mehreren Haltestellen in Wanheimerort und Wanheim betroffen“. Die Fahrzeuge machten in der Folge bereits ab der Haltestelle „Platanenhof“ wieder kehrt Richtung Duisburger Norden.
Hochfeld: Jugendliche werfen Böller auf Sicherheitskräfte und zerstören Haltestelle
Ein Mitarbeiter unserer Redaktion berichtet, in der Nähe der Pauluskirche in Hochfeld habe um etwa 19.15 Uhr eine größere Gruppe Security-Kräfte die Aufmerksamkeit und die Aggressionen vieler Jugendlicher auf sich gezogen:
„Das waren eine ganze Menge Sicherheitskräfte – auch auf die haben Jugendliche wie wild Böller und Eier geworfen“, beschreibt der 62-Jährige die Vorfälle.
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Polizisten hätten die Sicherheitsleute aufgefordert, sich zurückzuziehen – zur Deeskalation. Auch die Polizisten selbst hätten den Platz dann verlassen, schildert unser Mitarbeiter seine Beobachtungen. Die Haltestelle Pauluskirche sei zerstört worden.
Die Leitstelle der Polizei konnte auf Nachfrage der Redaktion noch keine Angaben zu dem Vorfall machen. Es gebe wegen Halloween zahlreiche Einsätze im Stadtgebiet, sagte ein Mitarbeiter um etwa 19.20 Uhr.
DVG-Durchsage: Angriffe auch auf Fahrer
Die DVG informierte ihre Fahrgäste am Abend über die Umleitungen, auch in Durchsagen. Es könne „auch auf anderen Linien durch die Angriffe zu Einschränkungen und Verspätungen kommen“. In einzelnen Durchsagen an die Fahrgäste war auch von Angriffen auf Fahrer die Rede.
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Bereits in den vergangenen Jahren hatten zu Halloween Jugendliche in Duisburg Busse und Bahnen mit Eiern beworfen und Türen aufgerissen. An den Endhaltestellen der Bahnlinien mussten die Fahrzeuge zum Teil aufwendig gereinigt werden, wodurch es zu größeren Verspätungen kam. Die meisten Vorfälle hatte es laut DVG in den Vorjahren in Hochfeld, Marxloh und Ruhrort gegeben.
In der Halloween-Nacht 2022 hatte die DVG Hochfeld darum nicht mehr angesteuert – rund um den Jahreswechsel 2022/2023 aus demselben Grund ebenfalls nicht mehr. Auch damals war die Haltestelle Pauluskirche einer der Krawall-Schwerpunkte in Duisburg gewesen. Lesen Sie zum Thema auch diese Berichte: