Duisburg. Bei der Wahl für das Europäische Parlament zitterten auch zwei Duisburger, die auf den Wahlzetteln standen. So lief es für die Politiker.

Duisburg hat künftig eine Vertreterin, die im Europäischen Parlament für die Bürger der Stadt streiten und kämpfen wird. Terry Reintke wird erneut für die Grünen nach Brüssel gehen. Für Erkan Kocalar, der für das Bündnis Sahra Wagenknecht angetreten war, hat es nach bisherigem Stand aber nicht gereicht.

Für Theresa „Terry“ Reintke wird es die dritte Legislaturperiode in Brüssel sein. Allerdings galt sie bislang als Gelsenkirchenerin. Inzwischen wohnt sie in Duisburg im Bezirk Mitte, wenn sie nicht gerade in den Metropolen Europas unterwegs ist. Die 37-Jährige wurde erstmals 2014 gewählt und ist seither Mitglied der Fraktion Die Grünen/EFA.

Grüne nach Sensationshoch 2019 wieder auf dem Boden der Tatsachen

In Duisburg haben die Grünen bei der Europawahl in den vergangenen Jahren ein Auf und Ab erlebt: 1979 starteten sie mit 2,7 Prozent, kämpften sich im Laufe der Jahre auf ein zweistelliges Ergebnis hoch, bis sie 2009 genau 11,3 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnten. Nach einem absoluten Tief 2014 mit 7,9 Prozent konnten sie 2019 ein Comeback feiern: 19,5 Prozent! Diesmal sind es voraussichtlich 10,8 Prozent.

Trotz des aussichtsreichen Listenplatzes 7 wird Erkan Kocalar voraussichtlich kein Bett in Brüssel brauchen. Er ist für das Bündnis Sahra Wagenknecht angetreten. Mit 6 Prozent ist er am Abend „im ersten Anlauf sehr zufrieden, wir haben dafür gekämpft und es hat sich gelohnt“. Dass es für ihn persönlich nicht reicht, findet er nicht so schlimm: „Es geht nicht um einzelne Personen, ich habe für ein stabiles Gesamtergebnis gekämpft.“ Es wäre zwar nicht schlecht, wenn ein Stahlarbeiter in der EU vertreten gewesen wäre, aber für das Thema werden sich nun andere einsetzen, ist er sich sicher.

Linke haben sich im Vorfeld zerlegt

Der Betriebsschlosser und Betriebsrat bei ThyssenKrupp verließ wie etliche andere seiner Fraktion Anfang des Jahres die Partei Die Linke, um sich dem neuen Bündnis anzuschließen. Zuvor hatte ein geplanter Auftritt von Wagenknecht in Duisburg die Partei schier zerrissen, Mitglieder waren ausgetreten, der Kreisvorstand hatte sein Amt niedergelegt. Durch die Neugründung des BSW verloren Die Linken in Duisburg beinahe ihren Fraktionsstatus. Sie konnten ihn am Ende nur erhalten, weil Matthias Eidens, der für Die Partei im Rat sitzt, sich ihnen anschloss. Kocalar ist Gewerkschafter und war 15 Jahre lang Bürgermeister in Duisburg.

Die Linken traten 1994 erstmals an, erhielten 0,9 Prozent Wahlanteil, 2019 brachten sie es auf 5,9 Prozent und waren damit stärker als die FDP (5,2 Prozent). Das Bündnis Sahra Wagenknecht trat in diesem Jahr erstmals an.

2023 besuchte Sahra Wagenknecht (2. von links), damals noch Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, und Christian Leye (li.), damaliger wirtschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion, den Betriebsrat des Warmbandcenters von Thyssenkrupp Steel in Duisburg-Hüttenheim. Betriebsratschef Erkan Kocalar (2.v.re.) führte sie über das Gelände.
2023 besuchte Sahra Wagenknecht (2. von links), damals noch Bundestagsabgeordnete der Partei Die Linke, und Christian Leye (li.), damaliger wirtschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion, den Betriebsrat des Warmbandcenters von Thyssenkrupp Steel in Duisburg-Hüttenheim. Betriebsratschef Erkan Kocalar (2.v.re.) führte sie über das Gelände. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

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