Duisburg. Die „Taskforce Schrottimmobilien“ räumt ein Haus in Marxloh. Familien verlieren ihr Zuhause. Berichte über Ratten und lebensgefährliche Mängel.

Die „Taskforce Schrottimmobilien“ räumt am Mittwochnachmittag (5. Juni) ein Haus in der Franz-Julius-Straße in Duisburg-Marxloh. Nach Angaben eines betroffenen Bewohners gibt es in dem Gebäude elf Wohnungen, von denen zehn bewohnt sind.

Vor dem Haus steht ein vollgepackter Pkw, in dem ein kleiner Hund bellend auf dem Fahrersitz hockt. Ihm ist anzusehen, dass er die Welt nicht mehr versteht. Das geht auch den Menschen so, die ein paar Habseligkeiten aus dem Haus holen, bevor es versiegelt wird.

Taskforce-Einsatz in Duisburg-Marxloh: Bewohnern wird Notunterkunft angeboten

Ein Ehepaar lädt hektisch gepackte Tüten und Taschen in einen Transporter. Der Mann sagt: „Ich wollte zur Arbeit gehen, da ging das hier los.“ Mit arbeiten ist heute nichts mehr, er muss sehen, wo seine Familie unterkommt. „Wir haben zwei Katzen und einen Hund. Wir können also in keine Notunterkunft gehen“, sagt er.

Die Eltern, ihre drei Kinder, Katzen und Hund haben Glück: Ein Cousin ist Vermieter, kann der Familie spontan eine freie Wohnung anbieten. „Da gehen wir jetzt erst einmal hin, dann sehen wir weiter“, sagt der Vater. „Warum ziehen die sowas in drei Stunden durch, statt so eine Räumung frühzeitig anzukündigen? Dann hätten wir wenigstens mehr mitnehmen können.“ Was aus seinen Nachbarn wird, weiß er nicht. Die Gründe für die Räumung sind ihm vage bekannt.

Von der Räumung sind elf Kinder und Jugendliche betroffen

Dazu äußert sich die Stadt: Für das Vorderhaus des Gebäudekomplexes sei eine sofortige Nutzungsuntersagung ausgesprochen worden, da eine Vielzahl von gravierenden Mängeln festgestellt worden sei. Darunter schwere Brandschutzmängel, baurechtliche Mängel sowie Mängel nach dem Wohnraumstärkungsgesetz NRW.

„Dazu zählen nach ersten Erkenntnissen unter anderem Brandschutzmängel, defekte Wohnabschlusstüren, nicht ordnungsgemäße Elektroinstallationen, eine erhebliche Anzahl von Brandlasten in Treppenräumen und Kellern sowie fehlende Rettungswege“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.

Außerdem sei der Hof massiv vermüllt und es wurde ein Rattenbefall festgestellt. Zudem wurden bei der Begehung zahlreiche Beschädigungen an Fenstern festgestellt“, erläutert Hiedels. Fazit: Es bestand Gefahr im Verzug für Leib und Leben und somit habe es keine Möglichkeit und Zeit mehr für „Ermahnungen“ gegeben.

Im Hinterhofgebäude hat die Taskforce kleinere Mängel entdeckt, die laut Stadt nachträglich noch durch die Bauordnung geprüft werden. „Das Gebäude kann nach jetzigem Stand weiterhin bewohnt werden“, so Hiedels.

Die Stadt hat in dem Haus 36 Personen angetroffen, elf davon Kinder und Jugendliche. „Wir haben allen Betroffenen Ersatzunterkünfte angeboten, da der Eigentümer keinen geeigneten Ersatzwohnraum zur Verfügung stellen kann. Insgesamt haben sich bisher vier Personen für eine Unterbringung in einer städtischen Notunterkunft angemeldet“, sagt der Stadtsprecher.