Duisburg. In Beeck stehen seit sechs Monaten Häuser unter Wasser. Ein Duisburger Ehepaar sucht Hilfe bei einem Fachmann. Zu welcher Bewertung er kommt.
Tilo Günther ist ein Experte, wenn es darum geht, Wasserschäden in Häusern zu beseitigen und – was zunehmend wichtiger wird: dafür zu sorgen, dass das Wasser draußen bleibt. Jetzt haben sich Andreas und Jutta Hille von ihm beraten lassen. Zur Erinnerung: Ihr Haus in Beeck und die Häuser vieler Nachbarn stehen seit 31. Dezember 2023 unter Wasser (wir berichteten).
Günther sagt: Die durch hohes Grundwasser verursachten Probleme sind erst der Anfang. Es kann in Duisburg noch viel schlimmer werden. So wie jetzt zum Beispiel schon in Neuss, Meerbusch oder Wuppertal. Diese Städte sind „Druckwasserschwerpunkte“, wie es im Fachjargon heißt. „Wir beobachten eine steigende Tendenz in Duisburg, Krefeld und Dinslaken.“ Günther ist Geschäftsführer der Firma SAG Mauertrockenlegung GmbH mit Sitz in Wuppertal und betreut mit seinen Kollegen Kunden im Umkreis von 200 Kilometern.
Experte sagt: Hoher Grundwasserspiegel wird in Duisburg zunehmend zu einem Problem
Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: „Bis vor anderthalb Jahren sind wir zu 90 Prozent zu klassischen beziehungsweise einfachen Feuchteschäden gerufen worden. Heute machen diese Fälle nur noch zehn Prozent aus. Zu 90 Prozent haben wir mit Kellern zu tun, die von drückendem Wasser überflutet wurden.“ Die Schwachstelle eines Hauses sei dabei fast immer der Boden-Wand-Anschluss.
Betroffenen machen vollgelaufene Keller nicht nur jede Menge Stress, sondern auch finanzielle Sorgen. Von Schlafstörungen, Existenzängsten, gar Panik berichten die Kunden Günther. „Vor allem junge Familien, die gerade erst gekauft haben, sind oft völlig verzweifelt.“ Der Experte kann eigentlich immer mit der guten Nachricht aufwarten, dass man ein Haus so sichern kann, dass das Wasser nicht mehr eindringen kann. Aber das hat seinen Preis.
Das Haus der Hilles in Duisburg-Beeck vor eindringendem Wasser zu schützen, ist teuer
Bei den Hilles rechnet er mit etwa 30.000 Euro – allein um ihr Zuhause für die Zukunft zu schützen. Die Kosten für die Renovierung, wenn der Keller denn mal trocken ist, kommen noch obendrauf. „In diesem Haus ist das Problem schon ordentlich“, erklärt Günther. „Wir müssen unter fließendem Wasser arbeiten.“
Der 40-Jährige schlägt den Hilles folgendes Vorgehen vor: Erst soll der Estrich von den Wänden getrennt werden. Dann spritzen die Handwerker über ein bis zwei Tage Harz in die Wände und beobachten, wo noch immer Wasser eindringt. In diese Stellen wird noch mehr Harz injiziert. Am Ende wird den Wänden ein spezieller Putz mit einer Dichtkehle verpasst. Wenn auch die Innenwände behandelt werden müssen, drohen den Hilles sogar Kosten von 50.000 Euro. Das stellt sich aber erst während der Arbeiten raus.
Hausbesitzer Andreas Hille sagt: „Die Kosten muss ich erst noch verdauen“
Natürlich sind Andreas und Jutta Hille glücklich, dass es offenbar tatsächlich eine Lösung für das Problem gibt, das seit fast sechs Monaten ihr Leben beherrscht. „Aber die Kosten muss ich erst noch verdauen“, sagt Andreas Hille. Und es gibt eine große Unbekannte: Welchen Weg wird das Wasser nehmen, wenn sie ihr Zuhause dicht gemacht haben? Günther warnt: „Wasser findet immer seinen Weg.“ Es könnte also im Haus der Nachbarn eindringen. Kein schöner Gedanke, denn das wünscht man schließlich niemandem. Und in diesem Fall wäre es auch noch das Haus von Andreas Hilles Eltern.
Auf Unterstützung können Hausbesitzer nicht hoffen: „Städte helfen genau null Komma nichts. Und Versicherungen werten das Problem als Baumangel und zahlen keinen Cent. Meiner Meinung nach ist das falsch“, sagt Günther. Zu dieser Bewertung könne man nicht immer grundsätzlich kommen. „Das Haus der Hilles hat 70 Jahre auf dem Buckel, steht immer noch, hatte bisher noch nie Wasser im Keller und weist keinerlei Risse auf. Wo soll da Pfusch am Bau vorliegen?“
Letztendlich sei der Klimawandel mit den häufigen Starkregenereignissen Ursache für die ganze Misere. Selbst ein Jahrhundertsommer würde am hohen Grundwasserspiegel in vielen Regionen nichts ändern: „Ein Geologe hat mir gesagt, dass sich der Grundwasserspiegel vielerorts gerade mal auf 100 Prozent normalisieren würde, wenn wir über Wochen Temperaturen von 40 Grad hätten“, sagt Günther. „Aber dann haben wir gegebenenfalls Hitzegewitter und es kommt bald schon wieder der Herbst mit Regen.“