Duisburg. Das Tierheim in Duisburg geht bei der Vermittlung von Hunden jetzt einen neuen Weg. Mit dieser kreativen Methode sollen Tiere ein Zuhause finden.

Das Tierheim in Duisburg geht bei der Hundevermittlung einen neuen Weg. Bei besonderen Spaziergängen sollen Interessenten die Vierbeiner besser und authentisch kennenlernen. So stellte das Tierheim bei dem jüngsten Rundgang acht Hunde vor, die dringend auf ein liebevolles Zuhause warten: Von der ausgesetzten Hündin Lou mit „Pfeffer im Hintern“ bis zu Bruno, dem Schäferhund, der völlig isoliert aufwuchs.

Damit die Hunde vor den 25 teilnehmenden Besuchern keine Panik bekommen, wartete die jeweilige Betreuerin mit dem Tier an einem bestimmten Punkt der Route auf Wiesen und Feldern. Dann wurde das Tier kurz in aller Ruhe vorgestellt. „Date our dogs“ nennt das Tierheim das neue Format für die Vermittlung.

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Tierheim in Duisburg: Im Zwinger sind Hunde oft nervös

Dabei waren Anfängerhunde und solche, für deren Haltung man viel Erfahrung braucht. Anna Koltermann (28), die Leiterin der Hundeabteilung und Hundetrainerin, bat die Interessierten vorher, nicht hektisch auf die Hunde zuzugehen, um ihnen Stress zu ersparen. Denn alle haben ein belastendes Schicksal hinter sich.

Mit dem Format „Date our dogs“ will das Tierheim in Duisburg die Vermittlung von Hunden verbessern. Interessenten lernen die Tiere bei einem Rundgang kennen.
Mit dem Format „Date our dogs“ will das Tierheim in Duisburg die Vermittlung von Hunden verbessern. Interessenten lernen die Tiere bei einem Rundgang kennen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

„Die Idee, auf Spaziergängen die Tiere vorzustellen, kam schon beim ersten Mal gut an“, freut sich der Leiter des Tierheims, Lutz Kaczmarsch. „Dass jetzt beim zweiten Mal so viele Besucher kommen, beweist, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

Im Zwinger verhalten sich die Tiere immer sehr nervös, wenn Fremde kommen. In der freien Natur können sich die Interessenten ein realistischeres Bild der Hunde machen, sehen, wie sie sich draußen verhalten. Vorgestellt wurden Hunde, die weniger als ein Jahr im Tierheim sind. Auch die Lebensläufe, sofern man sie kennt, wurden den Besuchern erzählt.

Spaziergang im Tierheim: Hunde bekommen viele Streicheleinheiten

Zum Beispiel Fritzi, zwei Jahre alt, der ein Jahr im Bochumer Tierheim war, wurde einfach nicht mehr abgeholt. Er war nicht gechipt und super panisch. „Viele Besitzer kümmern sich ja sofort, wenn das Tier entwischt ist und können es wieder in die Arme schließen, wenn es im Tierheim aufgenommen wurde“, erzählt die Hundetrainerin. „Fritzi ist ein prima Anfängerhund, lustig und wirklich witzig.“ Dass er ein lieber, netter Kerl ist, bestätigt auch Tanja, die ihn begleitet. Er bekommt viele Streicheleinheiten. Küsschen auf den Kopf und fühlt sich sichtlich wohl.

An der nächsten Ecke wartet Nicole mit Hündin Lou, die einen Maulkorb trägt. „Nicht, weil sie gefährlich ist. Aber, wenn sie Angst bekommt, zwickt sie auch schon mal in die Kleidung“, erzählt Anna Koltermann. Die Hundedame wurde mit acht Monaten gefunden und ist jetzt seit einem halben Jahr im Duisburger Tierheim.

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Eine Frau hatte die Hündin als Welpen geholt, wanderte dann aus und gab Lou weiter. Der neue Besitzer setzte den Malinois-Mischling mit einem viel zu kleinen Maulkorb im Park aus, wo er schließlich gefunden wurde. Es sei eine insgesamt nette Hündin, die „sensibel, impulsiv, clever und lernwillig ist“, wie auf ihrem Steckbrief steht.

Der Dritte im Bunde ist Bruno, der mit Begleiterin Nicole auf einer Wiese wartet. „Er ist zwei Jahre alt und wurde von einem halbseitig gelähmten Mann gehalten. Der Schäferhund kam daher nie mit Artgenossen zusammen und wuchs sehr isoliert auf“, erzählt die Leiterin der Hundeabteilung. Er ist sehr wachsam, lernwillig, aktiv und clever. Aber auch unsicher, völlig unbeholfen und impulsiv, wenn er Artgenossen begegnet. „Mittlerweile kann er sein Gemüt draußen auch schon mal runterfahren, hat im Tierheim jetzt sogar einzelne Spielgefährten, mit denen er gerne herumtollt.“

Aber auch das verschweigen die Mitarbeiterinnen nicht: In dieser Woche wird Bruno geröntgt, denn es kann sein, dass er ein Hüftproblem hat, wie es so oft bei der Rasse vorkommt. Um die 1000 Euro kostet so eine Untersuchung dann ganz locker. Eine Hundehaltung kann natürlich auch Geld verschlingen, wenn das Tier krank ist.

Tierheim Duisburg: „Wir brauchen ständig Ehrenamtliche“

Für Claudia Hohenstern hat sich der Ausflug von Rheinberg nach Duisburg auf jeden Fall gelohnt. Denn sie wollte Kontakt zum Tierheim bekommen. Ihr „Seelenhund Bumbus“, ein Hovarward-Schäferhund-Labrador-Mix ist mittlerweile elf Jahre und sieben Monate alt. Den 38-Kilo-Rüden hat sie als Welpen aus privater Hand bekommen und will ihm auf seine letzten Jahre keinen anderen Hund mehr zur Seite stellen. „Aber irgendwann verlässt er mich und dann will ich auf jeden Fall ein Tier aus dem Tierheim“, sagt sie.

Einen Anknüpfungskontakt hat sie bereits, der über den „Date our dogs“-Termin dauern wird. „Die Menschen im Tierheim sind wirklich toll und ich werde wohl einmal in der Woche einen Vormittag dort verbringen, um mit Hunden spazieren zu gehen“, sagt sie. Ein Entschluss, über den sich Alexandra Schepermann, die zweite Vorsitzende des Vereins, riesig freut. „Wir brauchen ständig Ehrenamtliche, die uns bei der Arbeit unterstützen und sind dankbar für jede Hilfe.“

Bruno ist einer der Hunde, der ein neues Zuhause sucht. Auf einem Spaziergang haben ihn Interessenten kennengelernt.
Bruno ist einer der Hunde, der ein neues Zuhause sucht. Auf einem Spaziergang haben ihn Interessenten kennengelernt. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

>> TIERHEIM DUISBURG: VERMITTLUNG

  • Neue „Date our dogs“-Termine wird das Tierheim auf der Internetseite und auf Facebook veröffentlichen. Die Einrichtung sucht natürlich immer Personen, die gerne Hunden, Katzen oder anderen Tieren ein liebevolles Zuhause geben wollen.
  • Die Treffen laufen behutsam und nicht überstürzt ab. „Denn wir möchten ja, dass so eine Vermittlung auch zu einer dauerhaft guten Lösung für alle Seiten führt“, sagt die zweite Vorsitzende des Vereins, Alexandra Schepermann.
  • Für eine Beratung und ein Treffen stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne zur Verfügung. Aber auch für ehrenamtliche Arbeiten sind die Tore immer offen. Wer helfen will, ist gerne gesehen. Sonntags ist für Erstberatungsgespräche immer von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Adresse: Lehmstraße 12 in 47059 Duisburg, 0203/9355090