Duisburg. Das Tierheim in Duisburg hat 15 Katzen und drei neugeborene Kitten aus einer verwahrlosten Wohnung gerettet. Fälle von Animal Hoarding nehmen zu.

Das Tierheim in Duisburg hat 18 Katzen aus einer verwahrlosten Wohnung gerettet. „Die Bande haben wir aus einer Wohnung herausgeholt, die kaum zu beschreiben ist – und wir haben schon einiges gesehen“, berichten die Verantwortlichen. Es habe beißend nach Ammoniak gerochen.

„Zwischen den Müllbergen haben wir drei frisch geborene Katzenbabys entdeckt“, erklärt Lutz Kaczmarsch, Leiter des Duisburger Tierheims. Die Kitten seien sofort zur Untersuchung in eine Tierkilinik gekommen. Man habe sie von der Mutter trennen müssen, da sie sich sehr aggressiv zeigte und sogar Gefahr für die Jungtiere bestanden habe, sagt der Tierheimleiter. Die Kitten werden nun in einer Pflegestelle mit der Flasche aufgezogen.

Zwischen den Müllbergen haben wir drei frisch geborene Katzenbabys entdeckt.
Lutz Kaczmarsch - Tierheimleiter in Duisburg

Tierheim Duisburg rettet 18 Katzen in einem schlechten Zustand

Die anderen Katzen befinden sich bereits gemeinsam in der Quarantänestation der Einrichtung an der Lehmstraße 12. Die Tiere sind sehr scheu und zurückhaltend und müssen sich erholen, berichtet der Tierheimleiter. „Die Katzen sind in einem schlechten Zustand.“ Einige Tiere haben Krankheitssymptome oder müssen kastriert werden. Das Tierheim rechnet deshalb mit hohen Kosten, auch, weil an eine Vermittlung noch lange nicht zu denken ist. Das Tierheim ist deshalb froh über Spenden.

Die vorgefundenen Zustände seien typisch bei Fällen von „Animal Hoarding“. Mit dem englischen Begriff wird das Horten von Tieren umschrieben. Bei dem Phänomen halten Menschen Tiere in einer großen Anzahl, können sie aber nicht mehr angemessen versorgen. Der Halter ist zudem nur eingeschränkt in der Lage zu erkennen, dass es den Tieren in seiner Obhut schlecht geht. Der Duisburger Tierheimleiter beobachtet in der Vergangenheit immer mehr solcher Fälle.

Animal Hoarding: Immer mehr Fälle in Deutschland

Ein Bild, das der Deutsche Tierschutzbund bestätigt. So heißt es in einem aktuellen Bericht, dass das krankhafte Sammeln von Tieren 2023 im dritten Jahr in Folge einen traurigen Rekord erreicht hat. Dem Verband wurden im vergangenen Jahr 115 Fälle von Animal Hoarding mit 6691 betroffenen Tieren gemeldet. Spitzenreiter ist Nordrhein-Westfalen mit 36 Fällen.

Kommt es zu einer behördlichen Beschlagnahmung der Tiere, landen sie in den Tierheimen, die ohnehin am Limit sind. Dies führt – wie jetzt in Duisburg – zu weiteren erheblichen finanziellen Belastungen. „Viele Tiere aus Animal Hoarding-Fällen sind mangelhaft sozialisiert und leben daher viele Jahre im Tierheim, bis sie vermittelt werden können“, so der Tierschutzbund.

Hilfe für Betroffene von Animal Hoarding gefordert

Beim größten, jemals vom Deutschen Tierschutzbund erfassten Fall hortete eine Frau in einem Haus über 2000 Ratten, viele Tiere waren zudem trächtig. Die am häufigsten gehorteten Tiere waren 2023 wieder Katzen mit 1930 Tieren in insgesamt 59 Fällen, gefolgt von Hunden, informiert der Tierschutzbund.

Lutz Kaczmarsch spricht von einer „dramatischen Situation“. Er denkt dabei nicht nur an die Tiere, sondern auch an die betroffenen Menschen. „Sie sind krank und sie brauchen Hilfe“, sagt der Tierheimleiter. So sieht es auch der Deutsche Tierschutzbund und fordert die Anerkennung von Animal Hoarding als Krankheitsbild, um den betroffenen Personen bessere Therapiemöglichkeiten zu bieten.

Lutz Kaczmarsch mit einer Katze im Duisburger Tierheim. Die Einrichtung ist voll, nun sind auf einen Schlag 18 neue Katzen hinzugekommen. (Archivfoto)
Lutz Kaczmarsch mit einer Katze im Duisburger Tierheim. Die Einrichtung ist voll, nun sind auf einen Schlag 18 neue Katzen hinzugekommen. (Archivfoto) © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND