Duisburg. Animal Hoarding, Kostenexplosionen und Personalprobleme: Das Tierheim Duisburg schlägt Alarm. Wie die Situation in dem alten Gebäude ist.

Die Zahlen lassen den Atem stocken. „Im Katzenbereich sind wir am obersten Limit“, sagt der Leiter des Duisburger Tierheims, Lutz Kaczmarsch. 170 Miezen werden zurzeit betreut, viel zu viele für das alte Gebäude an der Lehmstraße 12 in Neuenkamp.

„Wir haben ein riesiges Platzproblem. Und das neue Tierheim ist gerade erst in Planung.“ Dagegen nimmt sich der Hundebereich geradezu „bescheiden“ aus. Aber auch mit der Versorgung der zurzeit 50 Hunde stoßen die Mitarbeitenden an ihre Grenzen.

Bei den Katzen gibt es viele kranke Tiere, die Aufnahme in der Quarantänestation, Medikamente und Pflege sind aufwendig und extrem teuer. Alle Katzen werden kastriert, was einen großen Teil der Kosten ausmacht. Denn seit einiger Zeit können Tierärzte ihre Leistungen deutlich höher abrechnen. „Die Kosten für die Katzen haben sich verdreifacht. Außerdem sitzt eine kranke Katze seit fast einem Jahr ausschließlich in einer Box, weil wir nicht herausfinden können, ob sie eine ansteckende Krankheit hat. Einen Raum für sie haben wir nicht. Die Situation ist für alle eine Zumutung.“

Animal Hoarding, Kostenexplosion, Personalnot: Tierheim Duisburg ist am Limit

Das andere Problem: Das Tierheim bekommt die Lage personell nicht mehr gestemmt. „Wir brauchten viel mehr Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Das Team besteht aus vier Personen für den Hunde- und weitere vier Personen für den Katzenbereich. Einfach viel zu wenige.“ Aber mehr ausgebildete Kräfte könne man nicht bezahlen. Wenn Urlaubszeit sei, wie im Augenblick, und ein Krankheitsfall dazu kommt – eine Pflegerin wurde von einer Katze gebissen – dann ist es täglich eine Herkulesaufgabe, die auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wartet.

„Wir haben ein riesiges Platzproblem“, sagt Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch.
„Wir haben ein riesiges Platzproblem“, sagt Tierheimleiter Lutz Kaczmarsch. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dankbar sei man für die Ehrenamtlichen, deren Hilfe hoch geschätzt wird. „Aber in vielen Bereichen können sie nicht eingesetzt werden. Zum Beispiel, wenn es darum geht, Tieren Medikamente zu geben“, sagt der Leiter. „Wir gehen alle auf dem Zahnfleisch.“

Dazu kommt die aktuelle Lage. Viele Tierbesitzer könnten die Futter- und vor allem die Arztkosten nicht mehr bezahlen. „Dann setzen viele ihre Tieren einfach aus. Bei uns kommen sie dann als kranke Fundtiere an“, schildert Lutz Kaczmarsch die Situation. Und ein weiteres Problem wird zunehmend größer: Das sogenannte Animal Hoarding, die Tiersammelsucht. Erst Mitte Juni wurde das Tierheim auf den Plan gerufen, als man 135 weiße Mäuse in einer völlig vermüllten Messi-Wohnung fand. „Über 70 Mäuse waren trächtig. Da sind sie ganz schnell bei 200 bis 300 Tieren.“

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Die wurden eingefangen, geimpft und kastriert. „Hundert konnten an die Mäusehilfe in Ostwestfalen gegeben werden, 40 wurden in Duisburg untergebracht“, berichtet sich Lutz Kaczmarsch.

>>Tierheim nimmt Spenden entgegen

  • Hilfe jeglicher Art ist im Duisburger Tierheim immer willkommen. Eine Mitgliedschaft kostet pro Jahr 60 Euro. Geld-, Sach- und Zeitspenden werden gerne entgegengenommen. Auch Dosenfutter für Katzen, Heuballen für Kaninchen oder Vogelsand werden benötigt.
  • Man erreicht das Tierheim telefonisch unter 0203 93 55 090 montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr. Internetadresse: tierheimduisburg.de.