Duisburg. Flexiblere Arbeitszeit-Modelle gelten als ein Schlüssel gegen den Fachkräftemangel in der Pflege. Diese Strategie verfolgt Duisburgs BG Klinik.

Weil Beruf und Familie schwer vereinbar sind, die Vorstellung von „Work-Life-Balance“ nicht zur Wechselschicht-Arbeit passt, verlieren Kliniken Pflegekräfte. Deshalb bietet auch das BG Klinikum ab August neue Arbeitszeit-Modelle an. Selbst die 4-Tage-Woche soll dann für die rund 300 in der Pflege Beschäftigten möglich sein.

Duisburger Unfallklinik: Stammpersonal binden, um Nachwuchs werben

„Wir möchten maximale Flexibilität anbieten, um unser Stammpersonal zu binden und neue Pflegekräfte zu gewinnen“, sagen Pflegedirektor Oliver Crone und seine Stellvertreterin Claudia Kästner. Längst ist in der dichten Kliniklandschaft ein harter Wettbewerb um die begehrten Fachkräfte entbrannt – Abweichungen vom starren Wechselschicht-System sind dabei ein wichtiges Argument für die Unterschrift unter den Arbeitsvertrag oder die Rückkehr nach Elternzeit.

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Das alte 5,5-Tage-Modell ist in mehrfacher Hinsicht belastend: Bis zu zwölf Tage am Stück sind die Pflegenden da in der Klinik, nach einer Woche Früh-, Zwischen- oder Spätschicht folgen mehrere zehnstündige Nachtschichten, die Einsätze summieren sich zu einer Wochenarbeitszeit von 38,5 Stunden.

Neue Arbeitszeit-Strategie: BG-Pflegedirektor Oliver Crone (r.) und seine Stellvertreterin Claudia Kästner wollen die Buchholzer Klinik durch flexible Arbeitszeitmodelle als Arbeitgeber attraktiver machen.
Neue Arbeitszeit-Strategie: BG-Pflegedirektor Oliver Crone (r.) und seine Stellvertreterin Claudia Kästner wollen die Buchholzer Klinik durch flexible Arbeitszeitmodelle als Arbeitgeber attraktiver machen. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Maximales Entgegenkommen bei der Wahl der Arbeitszeit

Der Schichtplan ist ein Puzzlespiel, das durch die Aufteilung in drei Organisationsbereiche mit unterschiedlichen Anforderungen einer Unfall- und Reha-Klinik erleichtert wird: Die Intensivmedizin/Änästhesie mit der personalintensiven 24/7-Betreuung von Schwerstverletzten, die chirurgische Station mit OP-Teams und einem kliniktypischen 6-18-Uhr-Betrieb sowie die Neuro-Rehabilitation, die unter anderem Rückenmark-Verletzte betreut.

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Die Planung erleichtern Teilzeit-Kräfte, die flexibel eingeplant werden können, um Ausfälle kurzfristig zu kompensieren, erklärt Claudia Kästner. Mit maximaler Flexibilität wirbt sie auch um Kräfte für einen Personal-Pool auf den sogenannten peripheren Stationen. Das Motto hier: „Sie sagen uns, wann sie arbeiten können, wir sagen Ihnen wo.“

Entscheidung für ein Modell gilt jeweils für ein Kalenderjahr

Ab dem 1. Januar 2025 soll das neue Modell greifen, das den Mitarbeitenden die Wahl lässt zwischen der alten 5,5-Tage-Woche, der 5-Tage- oder 4-Tage-Woche. Die Wahl, die dann jeweils für ein Kalenderjahr gilt, muss bis zum August getroffen sein. „Im Oktober müssen wir mit der Urlaubsplanung beginnen“, erklärt Kästner.

Wer statt bislang 5,5 künftig 5 oder 4 Tage arbeitet, absolviert künftig längere Schichten: 7,7 statt bisher 7 Stunden (Nacht: 9,75 Stunden) sind es bei fünf Tagen, 9,6 Stunden bei der 4-Tage-Woche (Nacht: 9,75 Stunden). „Zusätzlich wollen wir auch individuell vereinbarte Modelle möglich machen“, sagt Claudia Kästner, „damit können wir dann hoffentlich alle Eventualitäten erschlagen.“

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Pflegedirektion: Aktuell kommen mehr Pflegekräfte als gehen

Was im Prinzip einfach klingt, hat eine Vorbereitung erfordert, die im vergangenen Oktober begann. Zu beachten waren die Vorgaben des Tarifvertrages, etwa zur maximalen Tages-Arbeitszeit von zehn Stunden. Mit dem Betriebsrat wurde eine Vereinbarung zu den neuen Modellen ausgehandelt. Beim Konzept hat eine einschlägig erfahrene Arbeitszeit-Beratung geholfen.

Das BG Klinikum erhofft sich, als Arbeitgeber attraktiver zu werden für die Beschäftigten und externe Bewerber. Dabei sei die Fluktuation überschaubar, berichtet die Pflegedirektion: „Wir liegen unter zehn Prozent pro Jahr, die Arbeitszeiten sind selten ein entscheidender Grund.“ Aktuell, sagt Claudia Kästner, sei die Entwicklung positiv: „Wir haben freie Stellen, aber es kommen mehr, als uns verlassen.“

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AUSBILDUNG: KOOPERATION MIT AKADEMIEN, PFLEGESCHULEN UND UNIS

  • Für die Ausbildung betreibt das BG Klinikum keine eigene Pflegeschule. Die gibt es in Duisburg an den Sana-Kliniken, am Ev. Krankenhaus-Nord (Ev. Klinikum Niederrhein) und an der Helios St. Johannes-Klinik in Hamborn.
  • Die BG kooperiert mit externen Ausbildungseinrichtungen wie der Akademie für Pflegeberufe & Management, auch Bachelor-Absolventen der Bochumer Hochschule für Gesundheit lernen in Buchholz.
  • Geplant ist eine Kooperation mit der Pflegeschule Duisburg (Ev. KH Nord), dort will die BG Unfallklinik ein eigenes Kontingent von Pflegerinnen und Pflegern ausbilden lassen, berichtet Claudia Kästner.