Duisburg. Es wird viel teurer, dafür soll es auch mehr können, irgendwann sogar Gefahrgut lagern: Das XXL-Gateway Terminal im Duisburger Hafen.
Das Duisburg Gateway Terminal will im Juli seinen Betrieb im Duisburger Hafen aufnehmen. Im Endausbau soll es das größte trimodale Terminal im europäischen Hinterland werden. Gut vier Jahre vergingen vom Planfeststellungsverfahren bis zur Fertigstellung des ersten Bauabschnitts, von der Entwicklung der ehemaligen Kohleninsel zu einer durch asphaltierten Logistikfläche. Zeit genug, um erheblich teurer zu werden, einige Pläne umzuwerfen und noch ein Gefahrgutlager mit aufzunehmen. Ein Ortsbesuch.
Duisburg Gateway Terminal: Eine Million Container jährlich umschlagen
Eine Handvoll Klatschmohn auf grüner Wiese bringt Farbe auf die graue Fläche, noch verstellt keine Containerwand den Blick über den 65.000 Quadratmeter großen Yard. Das Gateway Terminal ist vor allem eine auf Effizienz getrimmte 33 Fußballfelder große Umladestation in Wartestellung. Im Endausbau sollen hier jährlich eine Million Container umgeschlagen werden. Zum Vergleich: Die neun bestehenden Terminals bringen es zusammen auf vier Millionen.
Hier können ganze Züge einfahren, sich auf sechs Gleisen verteilen, von XXL-Kränen ent- und beladen werden, umringt von Lärmschutzwänden. Die Container kommen vom Schiff auf den Zug oder den Lkw und umgekehrt. Wenn die Kräne auf ihren einschienigen Gleisen über die derzeit noch leere Fläche fahren, klingt es jedes Mal, als würde eine S-Bahn anfahren. Deutlich schneller als Schrittgeschwindigkeit summt der stählerne Gigant auf Schienen entlang seiner 750 Meter-Strecke. Die Kranführer programmieren derzeit mit ein paar Containern die Software. Sie muss vor allem lernen, dass es je nach Wasserstand im Hafenbecken unterschiedliche Beladungsszenarien gibt. Normal Null ist hier im steten Fluss.
Terminal auf der Kohleninsel „bringt wahnsinnig viele Kapazitäten“
Hafensprecher Andreas Bartels nennt die Neunutzung der Kohleninsel „ein Geschenk, das uns wahnsinnig viele Kapazitäten bringen wird“. Und zwar schnell. Es fehlen eine letzte Asphaltschicht, Markierungen für die Container-Stellflächen, Schrankenanlagen, ein weiteres Sozialgebäude.
Dafür steht aber schon ein erster Behälter mit Löschwasser. Obwohl die Kohleninsel, wie der Name vermuten lässt, von Wasser umgeben ist, könne es je nach Wasserstand schwierig werden, Löschwasser hochzupumpen, erklärt Bartel. Die Saugpumpen der Feuerwehr hätten bei dem Brand auf der Schrottinsel gleich nebenan gerade genug Wasser gefunden. Darauf wollen sie es hier nicht ankommen lassen.
Verkehrsbelastung durch passgenaue Lenkung verringern
Die Verkehrsbelastung durch hunderte Lkw täglich war im Vorfeld der Genehmigung ein Riesenthema, der Hafen beantwortete es mit einer Riesenlösung: Die Terminalstraße wurde umgelegt, damit sie final die vier Ruhrorter Terminals Hutchison, PkV, die KT-Drehscheibe und Gateway verbinden kann.
Und über eine eigens gebaute Brücke können die Laster von der Kohleninsel via Ölinsel wieder abfahren. Dafür musste erst mal ein neues Ende für die Insel gebaut werden, ein kapitaler Damm, damit die Laster über das Hafenbecken kommen. Die Fahrt jedes einzelnen Lasters will das Terminal je nach Ziel und Verkehrslage steuern, „wir wollen sie nicht in den Stau schicken“, verdeutlicht Bartels. Er betont aber, dass möglichst viel über Schiff und Schiene abgewickelt werden soll. Fünf Anlegestellen für Binnenschiffe warten auf ihren Einsatz.
Zehntes Terminal im Duisburger Hafen
Das Gateway Terminal wird das zehnte im Duisburger Hafen sein. Künftig soll hier überwiegend im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet werden. DGT-Geschäftsführer Sven Zölle sagt, dass voraussichtlich 27 Mitarbeiter im operativen und 8 im administrativen Bereich zum Team gehören.
In einem zweiten Bauabschnitt, von der A59 aus in Richtung Rhein gesehen auf der linken der Insel, sollen weitere sechs Gleise verlegt werden. Bei der Frage nach den Kosten bleibt Christoph Kahlert, ebenfalls Geschäftsführer der DGT, ein bisschen im Ungefähren: Ursprünglich war von 100 Millionen Euro für das ganze Terminal die Rede. Der erste Bauabschnitt verbrauchte bereits 80 Millionen Euro, die Brücke kam für 13 Millionen Euro noch on top, von den Bauten für Enerport gar nicht zu reden, für die mal von 25 Millionen Euro die Rede war.
Theoretisch könnten sie sofort mit dem weiteren Bau loslegen, aber erst soll der Betrieb losgehen, sind sich die Herren einig. Ausschreiben wollen sie im kommenden Jahr.
Gefahrgutlager für 900 Tankcontainer: „Wir wollen die Leute mitnehmen“
Die ehemalige Kohleninsel soll nach Vorstellung des Hafens auch der ideale Ort für ein neues Gefahrstofflager werden. Es könne für mehr Sicherheit sorgen, sagt Kahlert, obwohl es nahe der A59 entstehen soll. Duisburg Gateway Terminal und das Chemieunternehmen Bertschi wollen das Projekt gemeinsam auf den Weg bringen.
Hier sollen Stoffe für die Chemie- und Pharmaindustrie gelagert werden, außerdem Derivate für Wasserstoff, also etwa Ammoniak oder Methanol. Das Planfeststellungsverfahren soll in der zweiten Jahreshälfte beginnen. Kahlert rechnet „mit einigen Diskussionen, deshalb werden wir im Vorfeld Informationsveranstaltungen anbieten, wir wollen die Leute mitnehmen“.
Vor allem gelte es, die Alternativen deutlich zu machen. Denn bis zu 24 Stunden stehen Gefahrgüter auch jetzt schon im ganzen Hafen oder anderswo in der Stadt, sie fahren über die Autobahnen oder stehen am Straßenrand, sagt der Geschäftsführer.
Sichere Lagerung mit Sensoren zur Überwachung
Im Hafen könnten sie gefahrenfrei unter Aufsicht gelagert werden. Geplant sei ein auslaufsicherer, grundwasserschützender Untergrund. Sensoren sollen bei Hitzeentwicklung oder Leckagen sofort Alarm schlagen. Die zentrale Lagerung sei auch für die Feuerwehr von Vorteil, weil immer klar sei, worum es sich handele. „Wenn auf der Straße ein Tank ausläuft, muss man erst mal gucken, was es überhaupt ist“, erklärt Bartel.
Sven Zölle rechnet für den Betrieb mit einigen Auflagen, explosive oder radioaktive Stoffe wollen sie in Ruhrort aber nicht lagern.
2026 könnte der Baubeginn sein und für NRW perspektivisch einen Standortvorteil bringen: So ein Gefahrgutlager, sagt der Sprecher, gibt es bislang in keinem deutschen Binnenhafen.
>>Enerport: Grüne Energie erforschen
2022 gab es schon Sekt und Happchen, der Ministerpräsident war zu Besuch, sehen kann man aber noch nicht viel vom Forschungsprojekt Enerport II. Das Fraunhofer-Institut will vor Ort erforschen, wie ein nachhaltiges Energiesystem entwickelt werden kann, das bestenfalls auch die angrenzenden Stadtteile mit versorgt. Wasserstoff, Photovoltaik, Brennstoffzellen sind die Schlagworte. Der Weg bis zum ersten grünen Terminal, zum klimaneutralen Logistikbetrieb, ist allerdings noch ein weiter, auch wenn der Hafen bereits damit wirbt.
Für das Terminal seien die Leistungsspitzen beim Stromverbrauch die größte Herausforderung, sagt Bartels, also immer dann, wenn alle Kräne gleichzeitig einen Container anheben. Für die Messungen müsse das Terminal erst mal in Betrieb gehen, Hochrechnungen würden nicht reichen. Wie für diese Leistungsspitzen Energie in größerem Umfang gespeichert werden kann, ist eine der zu klärenden Fragen.
Weitere Infos gibt es auf der Webseite: https://dgt-duisburg.de/