Duisburg. Die Klinik-Reform in NRW geht in die entscheidende Phase. In Duisburg stehen die Sana-Kliniken im Fokus. Das sagt die Geschäftsführerin.
Die Reform in NRW wird das medizinische Leistungsangebot der Duisburger Kliniken verändern. Die Umsetzung geht nun in die entscheidende Phase. Am Montag trafen sich Vertreter der Häuser, der Kostenträgern und aus Politik und Verwaltung zur Regionalkonferenz im Heinrich-Heine-Haus in Düsseldorf. Zu Fragezeichen hinter den Sana-Kliniken äußerte sich Sana-Geschäftsführerin Ines P. Grunewald im Anschluss optimistisch: „Wir haben uns auf den Weg gemacht, um stabil in die Zukunft zu gehen.“
Ziele der Reform: Konzentration, Spezialisierung, mehr Qualität
Bei der Konferenz informierte das NRW-Gesundheitsministerium unter der Leitung von Staatssekretär Matthias Heidmeier die um Politik und Stadtspitzen erweiterte Runde. Gesundheitsdezernentin Linda Wagner und Ludwig Hoeren (Leiter Gesundheitsamt) vertraten die Stadt Duisburg.
Klinik-Geschäftsführer und Krankenkassen beschäftigt die neue Struktur bereits seit geraumer Zeit. Konzentration, Spezialisierung und Qualität sind die Stichworte. Gemeint ist: Kliniken sollen sich auf ihre Stärken fokussieren, durch Zentrenbildung soll letztlich die Qualität der Versorgung steigen.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Dazu beantragen die Häuser Genehmigungen für bestimmte „Leistungsgruppen“ – nur aus diesen Bereichen sollen sie künftig Behandlungen und Operationen abrechnen können. Das bedeutet in der dichten Duisburger Kliniklandschaft: Häuser werden verzichten müssen auf Leistungen, die sie nicht in entsprechend großer Zahl erbringen.
Duisburg in einem Versorgungsbereich mit Städten im Regierungsbezirk
Beispiel Endprothetik: Die Zahl der Abteilungen, die in Duisburg Gelenkersatz implantieren, könnte sich künftig halbieren. Beispiel Kardiologie: Die Auszeichnung des Meiderich HZD als „Herzzentrum mit besonderen Aufgaben“ wird wohl Auswirkungen auf die kardiologischen Leistungen haben, die benachbarten Kliniken künftig genehmigt werden.
Dabei betrachtet das Ministerium nicht die Stadt allein, sondern größer gefasste Versorgungsbereiche. Einen solchen bildet Duisburg gemeinsam mit Düsseldorf, Solingen, Remscheid, Wuppertal, Essen, Oberhausen, Mülheim und dem Kreis Mettmann. In diesem Radius werden Abteilungen mit überörtlicher Bedeutung betrachtet – etwa das auf Früh- und Mehrlingsgeburten spezialisierte Perinatalzentrum der Sana-Klinken.
Auch interessant
Sana: Medizinisches Konzept soll auf fünf Säulen ruhen
Die einstigen städtischen Kliniken, die seit der Übernahme durch den Münchener Konzern hohe Verluste schreiben, sind auf der Suche nach einem medizinischen Konzept, dass sie auch wirtschaftlich in die Zukunft trägt. Die Geburtsklinik soll dabei eine wesentliche Säule sein – neben dem neurologischen Zentrum, der Altersmedizin und der Psychiatrie im Rheinhauser Bertha-Krankenhaus. Hinzu kommt die Notfallversorgung.
Auch interessant
Sowohl in der Psychiatrie als auch in der Geriatrie darf Sana hoffen, sein Spektrum künftig noch erweitern zu können. Gleichwohl wird sich das Haus von seinem Anspruch als „Maximalversorger“ wohl verabschieden müssen. Lücken im Angebot könnten die Zusammenarbeit mit benachbarten Häusern geschlossen werden. „Wir sind für jede Kooperation dankbar und offen“, sagt Ines P. Grunewald. Die Stadt, hofft die Sana-Geschäftsführerin, könne „eine koordinierende Rolle spielen bei der Schaffung Träger-übergreifender Strukturen“.
Weitere Kooperationen zwischen Trägern sind noch möglich
Erster Partner der Wahl sind dabei die Johanniter in Rheinhausen. Seit über einem Jahr laufen Gespräche, auch über einen Einstieg des Ritterordens am Kalkweg. Ein Ergebnis verkünden beide Seiten noch nicht, in der vergangenen Woche dementierten sie intern geäußerte Vermutungen, eine Beteiligung der Johanniter sei vom Tisch.
Annäherungen zwischen den Trägern sind also noch möglich. In den nächsten Tagen beginnt die Zustellung der Leistungsbescheide durch das Ministerium, von Mitte Mai beginnt ein Anhörungsverfahren. Es ist Basis für finale Entscheidung über das Leistungsportfolio jeder Klinik, die bis Ende 2024 erfolgen soll.
EVKLN-Geschäftsführer Dr. Andreas Sander: Rechnung mit vielen Unbekannten
Abhängigkeiten einzelner Leistungsgruppen untereinander werde das Ministerium berücksichtigen, hörte bei der Regionalkonferenz auch Dr. Andreas Sander. „Dennoch bleibt die Reform eine Rechnung mit vielen Unbekannten“, sagt der medizinische Geschäftsführer des Ev. Klinkums Niederrhein. Die Vertreter des Ministeriums habe allerdings deutlich gemacht, dass es die Reform konsequent umsetzen werde, berichten auch andere Teilnehmer. NRW sei „zum Erfolg verdammt“, weil es die Blaupause liefern will für andere Bundesländer.