Duisburg. Anwohner sorgen sich wegen eines geplanten Cannabis-Clubs in einem Hochbunker. Angst haben sie nicht vor Marihuana – sondern vor Gewalt.

„Wir haben Angst. Wir haben Befürchtungen.“ Für die Siedler am Duisburger Werthacker ist das Leben im Schatten des Hochbunkers schon lange ganz normal. Einst beherbergte er Probenräume, dann mussten die Bands aus Brandschutzgründen ausziehen. Dann war es länger ruhig, dort, wo sich A40 und A3 küssen – bis der Bunker am 8. April 2021 Schlagzeilen machte. Die Polizei hob an diesem Tag eine Drogenplantage mit 2300 Cannabis-Pflanzen aus, vier Männer wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

Cannabis, da war doch was? Genau, seit dem 1. April 2024 ist der Anbau und Konsum – mit Einschränkungen – in Deutschland legal. Und deswegen soll der Stoff jetzt zurückkehren in den Hochbunker am Werthacker, zumindest, wenn es nach dem Unternehmer Patrick Siebelhoff geht, diesmal dann auf der richtigen Seite des Gesetzes. Wie der WDR berichtete, hat der 31-Jährige den Bunker für eine „sechsstellige Summe im unteren Bereich“ gekauft und plant nun einen Cannabis-Social-Club einzurichten. Ab dem 1. Juli können sich Deutsche für solche Clubs anmelden.

Großer Geldwert im Duisburger Bunker: Eine Gefahr für den Werthacker?

Und nun haben die Anwohner des Werthackers Angst. Nicht, weil in dem Bunker künftig Cannabis angebaut werden könnte. Also nicht nur. „Wenn dann da eine Plantage entsteht“, sorgen sich die Siedler, „lagern da ja große Geldwerte. Und das weiß dann jeder.“ Das ist des Pudels Kern, sagen die Duisburger, was, wenn die großen Werte kriminelle Gruppen anlocken? Was, wenn der Social Club die Pflanzen nicht freiwillig herausrückt, was, wenn geschossen wird? Und was, wenn dann gerade Kinder auf der Straße vor dem Bunker spielen? Weiter wollen die Siedler dieses Gedankenspiel erstmal nicht treiben, statdessen bedeutsames Schweigen.

Nun ist es ja noch gar nicht so weit. Social Clubs dürfen sich erst ab dem 1. Juli gründen und der Bunker braucht auch noch ein Facelift, drinnen wie draußen übrigens. Dass die Bands damals ihr Proberäume verloren, lag am Brandschutz, genauer an einer fehlenden Brandschutztreppe als zweiter Fluchtweg. Hätte der damalige Bunkereigentümer und -vermieter diese Treppe bauen lassen, erinnern sich die Siedler, hätte sich das Proberaum-Geschäft nicht mehr gerechnet. Ohne Feuertreppe darf der Bunker nur als Lagerraum benutzt werden, arbeiten darf darin ohnehin niemand.

Stadt entscheidet, doch der Bauantrag fehlt noch

Am Ende liegt die Entscheidung, ob der Hochbunker künftig ein ganz legales Cannabis-Paradies werden darf, natürlich der Stadt. Beziehungsweise dem Bauamt. Das hat im Moment aber noch gar nichts zum Thema Bunker zu bewerten oder entscheiden, wie Pressesprecher Maximilian Böttner auf Anfrage mitteilt. Über die Zulässigkeit eines Bauvorhabens werde immer dann entschieden, wenn ein entsprechender Bauantrag eingereicht wird.

„Dazu führen wir dann eine bau- und planungsrechtliche Prüfung durch, auf deren Ergebnisse die Entscheidung gefällt wird. Allerdings liegt der Stadt Duisburg derzeit kein Bauantrag zum Bunker Werthacker vor.“ Die Ängste und Sorgen der Anwohner, betont die Stadt, sollen bei diesen Prüfungen und der letztendlichen Entscheidung selbstverständlich berücksichtigt werden.