Duisburg-Rheinhausen. Müllberge, ständige Mieterwechsel und jetzt auch Betrügereien mit Vermietungen. Warum ein Duisburger „Problemhaus“ wieder für Schlagzeilen sorgt.

Einmal mehr geraten die Häuser In den Peschen Nr. 3 und Nr. 5 in die Schlagzeilen. Erst vor wenigen Monaten türmten sich wieder Müllberge auf dem Hof und eine Baustelle an den Garagen nervt die Bewohner seit mindestens einem Jahr.

Jetzt hat ein Betrüger mindestens elf leerstehende Wohnungen zur Miete angeboten, hat die Wohnungssuchenden im Vorfeld abkassiert, ohne überhaupt eine Berechtigung zu haben, sich mit den Häusern zu befassen. Der Schaden für die „Mieter“ ist groß, Anzeige wurde bei der Polizei erstattet.

In den Peschen: Polizei Duisburg hat Tatverdächtigen für den Betrug ermittelt

Bewohner des Hauses Nr. 3 hatten immer wieder einen Pkw aus Köln beobachtet, der im Hof parkte. Der Fahrer war es laut Polizei auch, der Schlüssel zu den Wohnungen hatte, die er „vermietete“. Wie langjährige Mieter unserer Zeitung mitteilen, habe der Betrüger Bargeld direkt bei der Besichtigung mit dem Versprechen kassiert, dass sie dann ein halbes Jahr keine Miete bezahlen müssten.

[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]

„Wir haben einen Tatverdächtigen, der immer mit der gleichen Masche vorging“, sagt die Polizei. Es handele sich tatsächlich um einen Kölner, der sich von den Geschädigten auch angebliche Kautionen für die Wohnungen habe geben lassen. „Bis zu drei Monatsmieten Kaution hat er sich von den Wohnungssuchenden aushändigen lassen“, teilt die Polizei auf Anfrage mit. Die Beamten führen den Betrugserfolg des Mannes auch auf den Druck im Wohnungsmarkt zurück.

Nach der Sanierung war es jahrelang ruhig um diese Wohnanlage, die als „Problemhaus“ bundesweit Schlagzeilen machte.  Jetzt sorgen Betrügereien erneut für negative Nachrichten. (Archivbild)
Nach der Sanierung war es jahrelang ruhig um diese Wohnanlage, die als „Problemhaus“ bundesweit Schlagzeilen machte. Jetzt sorgen Betrügereien erneut für negative Nachrichten. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Wohnungsgesellschaft: Elf Betrugsfälle bekannt, erste Betrogene ausgezogen

Die Wohnungsgesellschaft Accentro hat Anzeige erstattet. „Zurzeit sind uns elf Fälle von unzulässigen Vermietungen bekannt“, teilt das Unternehmen mit Sitz in Berlin mit. Der Betrüger sei weder ein Mitarbeiter von Accentro noch der beauftragten Hausverwaltung. „Diese Person fungierte als Mitarbeiter eines beauftragten Dienstleisters. Aktuell liegen uns keine Informationen darüber vor, ob Schlüssel nachgemacht wurden. Das von uns beauftragte Büro hat einige Schlüssel an die genannte Person ausgehändigt. Wir sind aber bereits tätig geworden und haben Schlösser ausgetauscht, um den Zugang zu verwehren“, erklärt Accentro.

Die betrogenen Personen haben jetzt nicht nur viel Geld verloren, es besteht für sie auch kein reguläres Mietverhältnis. Wie die Polizei mitteilt, gehe es um einen Schaden in Höhe von mindestens 5000 Euro. Nach Mitteilung eines regulären Mieters sind die ersten Betrogenen bereits wieder ausgezogen. Ob die Verbliebenen ebenfalls ihre Wohnungen verlassen müssen, werde derzeit geprüft, erklärt das Wohnungsunternehmen. Es verspricht: „Wir werden in Kooperation mit den Betroffenen agieren.“

Das Müllproblem ist zurück an der Wohnanlage. Berge von Müll, wie hier von den Nachbarn fotografiert, türmen sich immer wieder rund um die Entsorgungsanlage, berichten die Anwohner.
Das Müllproblem ist zurück an der Wohnanlage. Berge von Müll, wie hier von den Nachbarn fotografiert, türmen sich immer wieder rund um die Entsorgungsanlage, berichten die Anwohner. © privat

Eigentümer: Viele Wohnungen müssen zunächst instand gesetzt werden

Ob die neuen „Mieter“ einen rechtmäßigen Vertrag bekommen, ergebe sich nach der „finalen Prüfung“. Weitgehend seien die Wohnungen in vermietbarem Zustand, „bei vielen stehen Instandsetzungs- oder Baumaßnahmen aber noch aus“, erklärt Accentro. Auf die Frage, warum die übrigen leerstehenden Wohnungen bei der Wohnungsknappheit nicht vermietet werden, erklärte das Berliner Unternehmen: „Wir haben aufgrund des Vorfalls alle Vermietungsbemühungen gestoppt, um gegebenenfalls auch Ersatzwohnraum für die Betroffenen zur Verfügung stellen zu können. Nach Klärung werden wir die Vermietung sukzessive wieder aufnehmen.“

Auch interessant

Müllproblem ist zurück: Viele langjährige Mieter sind schon ausgezogen

Acht Parteien, die dem Betrüger aufgesessen sind, seien bereits in die Häuser eingezogen. Auch ein Haus in der Beguinenstraße ist betroffen. Wie hoch der finanzielle Schaden insgesamt sei, könne „erst mit der finalen Prüfung und der anschließenden Aufarbeitung“ beziffert werden.

Mit dem Einzug einiger Mieter sei jetzt allerdings auch das Problem der unerträglichen Müllberge zurück. Ein Mieter hat die Situation, wie sie sich neuerdings wieder darstellt, in Bildern festgehalten. „Es ist wieder so unbeschreiblich widerlich wie es vor einigen Monaten war“, erklärt er. Viele langjährige Mieter seien bereits ausgezogen, andere hätten feste Pläne, das unrühmliche Haus zu verlassen. Denn sie hätten die Hoffnung aufgegeben, dass sich auf Dauer die Zustände wieder bessern.

Die Idylle am 2016 frisch sanierten Haus in den Peschen 3 trügt. Manche Mieter wollen wieder ausziehen. (Archivbild)
Die Idylle am 2016 frisch sanierten Haus in den Peschen 3 trügt. Manche Mieter wollen wieder ausziehen. (Archivbild) © Essen | Lars Heidrich

HÄUSER IN DEN PESCHEN: VOR ZEHN JAHREN BUNDESWEIT IN DEN SCHLAGZEILEN

  • Für deutschlandweite Schlagzeilen sorgten 2014 die Häuser In den Peschen 3-5. Zwei Jahre lang lebten bis zu 1400 Zuwanderer aus Bulgarien und Rumänien dort, weil sie ein besseres Leben fern der Heimat suchten.
  • Doch die Armut holte sie auch in Duisburg ein. Im Sommer desselben Jahres erklärte die Stadt das Haus für unbewohnbar - die Zustände waren schlicht menschenunwürdig. Danach wurde das Haus nach einem Besitzerwechsel kernsaniert, neue Mieter zogen ein.
  • Jetzt ziehen langjährige Bewohner erneut aus, weil die Zustände unerträglich werden. Accentro teilte unserer Zeitung im Januar 2024 mit, dass die Fläche vor den abgesperrten Garagen fertiggestellt würde, „sobald die Witterungstemperaturen über 0 Grad Celsius liegen.“
  • Das ist längst der Fall, aber getan hat sich nichts. Auf Pflasterarbeiten warten die Mieter seit zwei Jahren. Jetzt türmen sich wieder Unrat und Berge von Weinflaschen im Hof.