Duisburg. Der neue Duisburger Dehoga-Vorsitzende Frank Schwarz befürchtet Restaurantschließungen – sein besonderer Plan, um Gastronomen zu helfen.
Nebenan wird fleißig geschnibbelt. „Das geht zur Metzler-Bank nach Frankfurt.“ Frank Schwarz stützt den Kopf auf die Hände und lässt den Blick durch seine Showküche auf dem Duisburger Großmarkt schweifen. Noch eine Aufgabe mehr für den Duisburger Koch, Caterer und Unternehmer, seit November 2023 ist er Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Duisburg. Er folgt damit auf Marc Weber, Inhaber des Websters am Dellplatz. Zusätzlich zu seinen Aufgaben als Vizepräsident des Dehoga Nordrhein, als Leiter des Arbeitskreises Catering und des IHK-Tourismus-Ausschusses also.
Was macht man als Dehoga-Vorsitzender? Probleme angehen zum Beispiel. „In Duisburg stellen wir unsere Perlen nicht heraus“, sagt Schwarz. Aber er ist trotzdem zuversichtlich. „Im Januar haben wir unsere Kreisgruppe neu aufgebaut, um Aktivitäten in Duisburg zu fördern. Wir sind ein sehr starker Verband. Wir verleihen nicht nur Urkunden an Jubilare.“
Mit von der Partie sind zum Beispiel auch Sven Nöthel vom „Mod“, der Hotelier Marc Schäfer und Matthias Langhoff vom Brauhaus Walsum. „Wir machen politische Lobbyarbeit, vermitteln die Kollegen in der Stadt an die richtigen Geschäftsstellen und Fachabteilungen, stellen Modelllösungen zur Verfügung“, sagt Schwarz. Aber nicht nur.
Frank Schwarz ist neuer Duisburger Dehoga-Vorsitzender
„Wir sind auch Kümmerer für kleine Stolpersteine, zum Beispiel, wenn sich ein Gastronom fragt, ob er auf seiner Terrasse nun einen Schirm aufstellen darf oder nicht.“ Wie kaufe ich vorteilhaft Waren ein? Wie kann ich meine Speisekarte verbessern? Was ist mein „USP“ (Unique Selling Point, quasi „Spezialität“) und wo kann ich High-Convenience-Produkte einsetzen? Oder ganz pragmatisch: Wie kalkuliere ich den Preis meines Schnitzels?
„Das ist mein Anspruch. Meine Tür ist immer offen. Ich will Kollegen helfen, ihre persönliche Handschrift zu entwickeln, Geschmack, Gefühl, das muss in der Gastro stimmen. Denn wir sind das Wohnzimmer unserer Gesellschaft.“ Deswegen ist das längerfristige Ziel auch, dass es in Duisburg ein paar Wohnzimmer mehr werden. „Wir wollen wieder mehr junge Leute in die Selbstständigkeit führen.“
Frank Schwarz hat aber noch ein Herzensprojekt: das Personal. „Wir wollen Kollegen dabei helfen, nicht-europäische Auszubildende nach Deutschland zu holen, ganz besonders aus Indonesien. Wir haben Kontakt zu einem Anbieter, und zwar zu einem serösen“, so Schwarz.
Azubis aus Indonesien für die Gastronomie
Ein anderer Ansatz, bei dem der neue Dehoga-Vorsitzende unterstützen will: Mitarbeiter vom zweiten Arbeitsmarkt, auch solche mit speziellen Herausforderungen. „Der Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet ist sehr groß, und wir haben gute Erfahrungen gemacht.“ Die Branche habe längst ihre soziale Verantwortung erkannt. „Sei es der Umweltschutz oder die Inklusion von Menschen mit besonderen Bedürfnissen.“
Und wo sieht Schwarz die aktuell größte Herausforderung? Quasi immer noch bei Corona, beziehungsweise bei einer Gastro-Nachwehe der Pandemie: bei der Mehrwertsteuer. „Dem ein oder andern wird das noch auf die Füße fallen“, befürchtet er mit Blick auf die 19 Prozent Mehrwertsteuer, die nach drei Corona-Jahren bei sieben Prozent nun wieder fällig werden. „Da muss man seine Kalkulationen analysieren, betriebswirtschaftlich an die Sache herangehen.“
Auch interessant
Es ist nämlich nicht bloß so, dass die Mehrwertsteuer wieder bei ihrem alten Satz angekommen ist. „Die Rahmenbedingungen haben sich verändert, und die kehren ja nicht auf ein Vor-Krisen-Niveau zurück. Lebensmittel sind zwischen 30 und 50 Prozent im Preis gestiegen, Löhne um 30 Prozent, von den Energiepreisen und dem Mangel an Mitarbeitern und Arbeitskräften ganz zu schweigen.“
Frank Schwarz fordert deshalb: Nicht nur die Systemgastronomie fördern. „Lieferdienste zahlen weiterhin sieben. Das ist keine Neiddebatte, wir wollen nicht, dass Lieferdienste auf 19 Prozent hoch müssen. Wir müssen alle auf sieben Prozent kommen.“ So oder so befürchtet der neue Dehoga-Vorsitzende: „Der ein oder andere Betrieb wird aufgeben.“