Duisburg. Die Drogeriemarktkette DM gibt eine Filiale in der Duisburg auf. Der Rückzug ist ein schwerer Schlag für das betroffene Stadtteilzentrum
Wie geht es weiter mit der Oststraße in Duisburg-Neudorf? Die kleine Einkaufsstraße, von der Stadt offiziell als schützenswertes Nebenzentrum eingestuft, hat sich in den vergangenen Jahren gewandelt. Zahlreiche Geschäfte haben geschlossen. Auch die Sparkasse hat sich zurückgezogen. Dort, wo früher Waren verkauft wurden, sind beispielsweise eine Zahnarzt-Praxis und eine Fahrschule eingezogen. Nun steht fest: der Weggang von Stellas Schreibwaren-Geschäft ist nicht die letzte Schließung des Jahres.
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Auf Nachfrage bestätigt der Drogeriemarkt DM, dass der Mietvertrag für die Filiale an der Oststraße 136 zum Jahresende nicht verlängert wird und DM somit dichtmacht. Dabei ist gerade der Drogeriemarkt ein Garant für Laufkundschaft. „Der Laden ist immer voll, der läuft“, wundert sich Petra Lorberg, Betreiberin von 1001 Buch. Für die Neudorfer bot DM außerdem eine Gelegenheit, Bargeld an der Kasse abzuheben. Doch Gerüchte über eine mögliche Schließung gab es schon lange.
Drogeriemarkt will seinen Mietvertrag nicht verlängern
Carmen Köhnlein, Gebietsleiterin bei DM, erklärt: „Wir bei DM sind immer auf der Suche nach geeigneten Objekten, die unseren Ansprüchen und den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden an ein entspanntes Einkaufserlebnis gerecht werden.“ Offenbar ist dies an der Oststraße nicht mehr der Fall. „Das Team am Sternbuschweg 219 wird weiterhin für unsere Kunden da sein“, betont Carmen Köhnlein. Insgesamt gibt es 14 DM-Filialen in ganz Duisburg.
Das Fachmarktzentrum am Sternbuschweg, zu dem auch ein Edeka und ein Fressnapf gehören, wurde 2013 eingeweiht. „Gleichzeitig werden wir bis zur Schließung der Oststraße den DM-Markt am Sternbuschweg modernisieren und mit einem neuen Ladendesign ausstatten. Kunden finden dort nach der Umbaumaßnahme ein erweitertes Sortiment und mehr Services“, kündigt die Gebietsleiterin an. Die Mitarbeiterinnen von der Oststraße sollen in anderen Filialen weiter beschäftigt werden.
Einzelhandelsverband: Stationärer Handel punktet mit Beratung bei den Kunden
Für die Einkaufsstraße wird das ein schwerer Schlag. Dabei hat Doris Lewitzky, Geschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Niederrhein, zu dem auch Duisburg gehört, eigentlich beobachtet, dass die Kunden in Corona-Zeiten auch kleinere Nebenzentren zu schätzen wussten. „Wie der gesamte Einzelhandel haben es auch die Nebenzentren mit geänderten Einkaufsgewohnheiten der Kunden zu tun. Durch die Konkurrenz des Internethandels sind die Waren rund um die Uhr verfügbar, so dass der stationäre Einzelhandel mit anderen Faktoren wie der guten Beratung und dem freundlichen Kundengespräch und auch dem Angebot von regionalen und individuellen Produkten punkten muss.“
Genau das war auch der Grund, warum Stellas Schreibwaren-Geschäft in den vergangenen zehn Jahren so gut lief. So konnten Kinder dort ihren ersten Füller ausprobieren. Ein Service, den es sonst kaum noch in Duisburg gibt.
Nicole Franke betreibt die Metzgerei Mieth und hält ebenfalls die Stellung: „Wir merken, dass die Lebensmittelpreise gestiegen sind und die Leute ihr Fleisch eher im Supermarkt kaufen.“ Vormittags komme noch der eine oder andere. Das Mittagsgeschäft mit Brötchen und warmen Mahlzeiten komme gut an. „Nachmittags nimmt das dann schlagartig ab“, hat sie beobachtet. Mit den noch verbliebenen alteingesessenen Händlern motiviere sie sich gegenseitig.
Ein Lichtblick ist die Eröffnung von „Rebo Chic“ vor einigen Tagen. „Es ist noch etwas zu früh, um eine Bilanz zu ziehen, aber der Start war super“, erklärt Frank Richter vom Träger „Regenbogen“. Zudem hätten sich viele Kunden angekündigt, die in dem neuen Second-Hand-Laden auf der Oststraße Kommissionsware anbieten wollen.
Duisburger City-Management hat auch Nebenzentren wie die Oststraße im Blick
Das City-Management von „Duisburg Business Innovation“ (DBI) kümmert sich nicht nur um die Innenstadt, sondern im Bezirk Mitte auch um die Einkaufsstraßen in Wanheimerort, Hochfeld und Neudorf. „Um Leerstand aktiv zu bekämpfen, greift der neu eingerichtete städtische Anmietungsfonds auch in Neudorf. Mit der Ansiedlung des Konzepts Rebochic konnten auf der Oststraße bereits zwei Leerstände aktiv über die DBI vermittelt werden. Um drohenden Leerstand frühzeitig zu erkennen, ist neben den Nutzern auch ein enger Draht zu den Immobilieneigentümer wichtig“, betont Jan Tiemann, verantwortlich für Citymanagement und Quartiersentwicklung bei der DBI.
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„Wir hatten immer Auf und Abs, da waren mal ein paar Läden leer, dann waren sie wieder voll. Aber seitdem ich hier übernommen habe, im Jahr 2003, fehlen mir sicherlich 30 Prozent Frequenz“, rechnet Uwe Schumacher, Betreiber der Pelikan-Apotheke, vor. Bei ihm mache sich vor allem bemerkbar, dass die Sparkasse dicht ist. „Die Leute kamen, haben Kontoauszüge gezogen, Geld geholt und einige sind danach zu mir gekommen“, so Schumacher. Es seien vielleicht nicht viele gewesen, aber drei, vier Personen täglich machten sich auch bemerkbar. Und die Zeiten, in denen sich der Markt auf dem Ludgeriplatz auf der Oststraße positiv auswirkte, seien auch schon lange vorbei. Selbst an Samstagen sei allenfalls morgens noch etwas los. Uwe Schumacher sagt fatalistisch: „Die Oststraße punktet nicht mehr bei den Leuten, machen wir uns nichts vor.“
Schumacher war seinerzeit im Vorstand der Interessengemeinschaft Oststraße, die sich schon vor Corona aufgelöst hat. Er sieht viele Fehler, die gemacht wurden. Vor kurzem hat er noch die Sonnen-Apotheke am Sternbuschweg übernommen und kann die Unterschiede noch konkreter benennen: „Man bekommt rund um die Oststraße kaum Parkplätze und wenn, dann ist das Parken doppelt so teuer wie in der Innenstadt. Wenn die Leute zum Sternbuschweg kommen und ich habe ein Medikament an der Oststraße vorrätig, wollen die wenigsten dort vorbeifahren.“ Doch die Stadtvorderen und die Politik hätten sich damals nicht für die Argumente der Händler interessiert. „Und die guten Ratschläge vom Citymanagement brauch‘ ich auch nicht. Da kann man meiner Meinung nach sparen und stattdessen die Gewerbesteuer für die Händler senken. Da haben wir mehr von.“