Duisburg. Wieder ein Geschäft weniger auf der Oststraße in Duisburg-Neudorf: Warum Stella Terbuyken ihren beliebten Laden schließt, und wie es weitergeht.
Stella Terbuyken kommen fast die Tränen: Nach zehn Jahren muss sie ihren kleinen, feinen Laden namens „Stella Schreibwaren & Geschenkartikel“ in Neudorf schließen. Nach mehreren Operationen am Arm steht fest, dass sie nicht mehr schwer heben darf. „Wir schieben hier nicht nur Stifte hin und her. Papier wiegt“, sagt die Geschäftsfrau aus Neudorf, der der Abschied sichtlich schwerfällt: „Das sind nicht nur meine Kunden, sondern auch Nachbarn und Freunde. Ich habe das Gefühl, dass ich sie im Stich lasse.“
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Dabei hatte sie eigentlich einen Nachfolger für das Geschäft gefunden und die Hoffnung, dass das Sortiment auf der Oststraße erhalten bleibt. Doch kurzfristig zog sich der Interessent zurück und Stella Terbuyken bleibt nichts anderes übrig, als mit dem Räumungsverkauf zu beginnen. Ende Mai ist Schluss.
„Das geht gar nicht, wo soll ich denn jetzt meine Stifte und Hefte kaufen“, motzt eine Kundin, wohl wissend, dass sich die Chefin die Entscheidung nicht leicht gemacht hat. Zum Trost nimmt sie die Chefin in den Arm. „Dann muss ich ja jetzt immer in die Stadt, aber da gibt es kein Geschäft, dass so eine gute Beratung bietet“, stimmt eine andere Besucherin mit ein.
Kunden kommen sogar aus dem Duisburger Süden
Stella Terbuyken kennt die Argumente. „Wir haben sogar Kunden, die aus dem Duisburger Süden kommen. Solche Fachgeschäfte wie unseres sind selten geworden.“ So kooperierte sie in den vergangenen Jahren stets mit den Schulen, hatte zum Beispiel sämtliche Listen vorliegen, damit die Eltern wussten, welche Hefte, Buntstifte oder Füller angeschafft werden sollten. „Ich habe hier Kinder mit groß werden sehen. Sie kommen mit ihren Eltern, wenn sie gerade im Kindergarten sind, suchen dann den ersten Füller aus und kehren als Jugendliche zurück, wenn sie etwas brauchen.“ Seit „Staples“ geschlossen hat, bestellten auch Firmenkunden bei ihr.
Außerdem habe sie den Eltern und Schülern immer faire Preise gemacht. „Wir haben nicht kurz vor Schuljahresbeginn erhöht, wie andere das tun.“ Und so standen nicht selten Jungen oder Mädchen bei ihr im Laden, die sich vom Taschengeld einen der angesagten Tintenroller samt Radierfunktion kaufen wollten. „Das ist so schön. Und gerade zum Schuljahresbeginn ist hier immer eine Menge los. Die Leute haben sich hier getroffen.“
An den Geschäftszahlen lag es nicht
Während andere Ladenbesitzer klagen, dass ihre Geschäfte nicht mehr so laufen, konnte sich Stella Terbuyken nicht beschweren. Sie war zufrieden, auch mit der Oststraße. „Unsere Kunden haben uns auch durch Corona getragen.“ Außerdem ist sie auf die Wünsche der Neudorfer eingegangen, hat zum Beispiel kleinere Geschenke und Deko-Artikel aufgenommen. Beim Postkarten-Angebot hat sie sich mit ihrer Nachbarin von der Buchhandlung abgesprochen, damit sich die Auswahl ergänzt.
Ab Juli hat Stella Terbuyken einen neuen Job, im Büro. Die Minjobberin, die sie unterstützte, sucht aktuell eine neue Arbeit. Und ihre Nachbarin Petra Lorberg von „1001 Buch“, hofft, dass das Ladenlokal nebenan nicht zu lange leer bleibt.