Duisburg. 150 Jahre wurde es in Duisburg gebraut, jetzt kehrt das „Rheingold“ zurück. Das steckt hinter dem erstaunlichen Wiedersehen mit dem Kultbier.

In Jens Loberts Glas perlt Duisburger Geschichte: Der Betreiber des Handwerkerhof in Wanheimerort hat die alte Biermarke „Rheingold” aus Friemersheim wiederbelebt. Das Bier wurde unter diesem Namen 1890 das erste Mal gebraut.

Viele Jahre hatte es seine Liebhaber, tausende Hektoliter wurden produziert. Doch in den 1980er verschwanden Pils, Alt und Export aus den Regalen. Bei einem Spaziergang durch Friemersheim wurde Jens Lobert auf das damalige Stammhaus aufmerksam und erkannte das Potenzial. Den heutigen „Rheingold”-Trinkern verspricht er „einen Schluck Kultur” aus Duisburg.

„Ein Bier muss süffig sein und darf keinen Kopf machen.““

Jens Lobert entwickelte das Bier neu - eine alte Rezeptur war nicht überliefert.

„Ein Bier muss süffig sein und darf keinen Kopf machen“, erklärt Lobert, der eigentlich die Firma „Facility Concept” betreibt und Dienstleistungen rund um Gebäude anbietet. Die alte Rezeptur war nicht mehr überliefert, also entwickelte er mit Experten einen süffigen Gerstensaft. Langfristig soll dieser auch in Wanheimerort gebraut werden. Die Vorbereitungen dazu laufen momentan. 

Duisburger Bier erhält auch Aufmerksamkeit aus angrenzenden Ländern

Früher saß die Rheingold-Brauerei an der Rheingoldstraße. Nun ist sie in Wanhemerort zu finden.
Früher saß die Rheingold-Brauerei an der Rheingoldstraße. Nun ist sie in Wanhemerort zu finden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Was zunächst als kleines Projekt geplant war, hat längst Aufmerksamkeit über Deutschlands Grenzen hinaus bekommen. Lobert hat sich nämlich die Markenrechte für sämtliche Länder gesichert, durch die der Rhein fließt.

Zuvor musste sich der Duisburger jedoch noch mit Dr. Oetker einigen, schließlich gibt es auch einen Sekt namens Söhnlein Rheingold. „Die fanden die Idee allerdings ganz nett und hatten nichts dagegen“, berichtet er. Er selbst fühle sich übrigens nicht unbedingt als Gründer, sondern bezeichnet das „Rheingold“ eher als Abteilung seiner Firma. Eine, die ziemlich schnell wächst und ihre Liebhaber findet.

„Natürlich hat man in Duisburg gegen Köpi keine Chance. Aber mich hat überrascht, mit wie vielen Leuten man in Kontakt kommt, wenn man so ein Bier braut.“ Da die Nachfrage kaum planbar ist, waren die schmuckvollen Flaschen zwischendurch sogar vergriffen. So kam es, dass das Theater in Basel zu seiner Premiere von „Rheingold“ ein paar Kisten orderte.

Und auch das Theater Duisburg habe schon angefragt. „Im Mineralienmuseum Bonn sind wir auch“, sagt Lobert stolz. Dort war bisher eine Flasche der Rheingold Brewery aus New York ausgestellt. Nun wurde diese durch die Duisburger Variante ersetzt. Und selbst die Rheingold-Sucher – auch die gibt es in Deutschland – wollen mal einen Schluck probieren.

Das Bild zeigt die Friemersheimer Brauerei im Jahr 1965. Heute stehen dort Wohnhäuser.
Das Bild zeigt die Friemersheimer Brauerei im Jahr 1965. Heute stehen dort Wohnhäuser. © Stadtarchiv Duisburg | Gisela Möller

Einmal hatte Lobert eine Lieferung in ein Altersheim im Duisburger Westen und tauschte Bier gegen alte Rheingold-Gläser. Die Geschichte des Bieres reicht weit zurück: Bereits 1827 hatte Jakob Terlinden in Friemersheim eine Dorfgaststätte mit angeschlossener Brauerei gegründet. Später wurde die Kneipe beispielsweise als „Feinrestauration Schumacher“ betrieben. Weil dem Gebäude in Rhein-Nähe ständig Hochwasser drohte, wurde die Brauerei 1888 verlagert. Die Rheingoldstraße erinnert noch daran. Der Zuzug von Arbeitern, die bei Krupp anheuerten, sorgte für stetiges Umsatzwachstum. 

„Rheingold“-Brauerei wurde in den 1980ern geschlossen

Mit dem Zuzug von Krupp-Arbeitern wuchs auch die Zahl der Hektoliter,
Mit dem Zuzug von Krupp-Arbeitern wuchs auch die Zahl der Hektoliter, © Stadtarchiv Duisburg | Friedrich Albert Meyer

In den 1930er-Jahren zog sich die Gründer-Familie Terlinden aus dem Unternehmen zurück. Nachdem 1977 noch das 150-jährige Jubiläum gefeiert wurde, stieg in den 1980er Jahren die Stauder-Brauerei ein. 1986 wurde „Rheingold“ geschlossen und zwei Jahre später das Gelände abgerissen. Heute stehen dort Wohnhäuser. „Wir haben erst überlegt, ob wir dort einen Kiosk anmelden, wegen der Adresse. Aber das hätte keinen Sinn gemacht. Deshalb haben wir das Bier nach Wanheimerort geholt“, erklärt Lobert. 

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>>Hier gibt es „Rheingold“ zu kaufen

Zu kaufen gibt es den Gerstensaft momentan nur an zwei Orten in Duisburg: In der Bierbude an der Wallstraße kann man sich zum Beispiel Flaschen Pils und Alt sichern. Duisburger sind genauso unter den Kunden wie Auswärtige, die ein Souvenir mitbringen wollen.

Nach Voranmeldung und Terminvereinbarung kann man sich das Bier aber auch auf dem Handwerkerhof in Wanheimerort abholen. Momentan wird die ehemalige Schlosserei auf dem Gelände in eine Kantine umgewandelt. Langfristig könnten dort dann auch Verkostungen stattfinden. Wer größere Mengen abnehmen möchte, kann „Rheingold“-Sondereditionen in Auftrag geben. Nähere Informationen gibt es per E-Mail:  info@rheingold-brauerei.de.