Duisburg. Vor dem Weißen Riesen in Duisburg sind zehn Kopfweiden verschwunden. Ihre Kronen waren immer voller Müll. Wer hat hier an den Stämmen gesägt?

Wer hat die zehn Bäumchen auf dem Gewissen? Die Kopfweiden haben bis vor wenigen Tagen vor dem Weißen Riesen an der Ottostraße in Duisburg-Hochheide gestanden. Jetzt sind nur noch braune Stummel übrig, die ein paar Zentimeter aus der Erde ragen.

Gut, ein schöner Anblick waren die Bäumchen schon lange nicht mehr. Denn in ihren Kronen ist all der Müll gelandet, den einige Bewohner des 20-stöckigen Betonklotzes säckeweise von ihren Balkonen werfen. Vögel picken die Säcke auf, Müll ergießt sich auf dem ganzen Areal. Die Bewohner berichten, dass sich tagtäglich Tauben, Ratten und Kakerlaken sich über die Essensreste hermachen.

Diese Bäumchen sind nicht mehr. In ihren Kronen ist der Müll gelandet, der von den Balkonen geschmissen wurde.
Diese Bäumchen sind nicht mehr. In ihren Kronen ist der Müll gelandet, der von den Balkonen geschmissen wurde. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Wer hat die Bäume vor dem Weißen Riesen in Duisburg-Hochheide abgesägt?

Jetzt sind die Bäumchen also weg. Anwohner Uwe Schock äußerte gegenüber unserer Redaktion eine Vermutung: „Für die Hausmeister ist es nun einfacher, den Müll wegzuräumen, da nichts mehr in den Bäumen hängen bleibt.“ Er ist empört über die Fällaktion: „Jeder Baum ist heute für das Klima wichtig.“

Anwohner Uwe Schock sagt: „Man schämt sich, hier zu wohnen.“
Anwohner Uwe Schock sagt: „Man schämt sich, hier zu wohnen.“ © FUNKE Foto Services | Ulla Michels

Hat die Hausveraltung des 320-Wohnungen Kolosses also die Bäumchen absägen lassen? Die Redaktion hat bei der zuständigen Grafschafter Immobilien Management GmbH nachgefragt: „Uns wurde ebenfalls zugetragen, dass die Bäume sehr tief abgeschnitten wurden. Wir als Verwalter haben dies nicht veranlasst“, teilt Jan Meiwes mit.

So recht glauben kann das Uwe Schock nicht: „Es liegt kein Stückchen Holz von den Bäumen mehr herum. Das hat jemand abtransportiert. Da muss doch jemand eine Firma beauftragt haben.“

Jetzt hätten die Bäume nicht gefällt werden dürfen, um brütende Vögel zu schützen

Auch die Stadt kann bei der Aufklärung nicht helfen. „Grundsätzlich wird zur Fällung von Privatbäumen durch den Eigentümer keine Genehmigung benötigt. Dies gilt auch für die beschriebene Fläche. Natürlich ist der Eigentümer in der Pflicht zu schauen, dass dort aktuell keine Vogel-Nester erkennbar sind, um die Tiere zu schützen“, erklärt Stadtsprecher Sebastian Hiedels.

Denn: Nach Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes ist es vom 1. März bis zum 30. September verboten, „Bäume, die außerhalb des Waldes, von Kurzumtriebsplantagen oder gärtnerisch genutzten Grundflächen stehen (...) abzuschneiden oder auf den Stock zu setzen“. Das also auch noch!

Wegen des Müllproblems steht der Koloss immer wieder im Fokus

Fest steht: Wohl kein anderes Haus im Duisburger Westen gerät wegen der Müllproblematik so oft in die Schlagzeilen wie der Betonkoloss an der Ottostraße. Immerhin hat die Hausverwaltung vor Monaten verkündet, dass in diesem Jahr Gespräche mit Wirtschaftsbetrieben und Quartiersmanagement geplant sind, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Inzwischen haben bereits mehrere Gespräche zwischen der Hausverwaltung und der Stadt stattgefunden. „Dabei wurden Maßnahmen zur Verbesserung der Situation vereinbart und zum Teil auch schon umgesetzt. Dazu zählen zum Beispiel Aufklärung mit Flyern über die korrekte Müllentsorgung. Außerdem sind Sprachmittler des Kommunalen Integrationszentrums im Einsatz, die das Gespräch mit Anwohnenden suchen“, zählt Hiedels auf. Wo es möglich sei, biete man Hilfe an.

Auch die Grafschafter Immobilien Management GmbH bestätigt, dass man sich mit der Stadt getroffen habe. Allerdings gibt sich die Hausverwaltung sich zugeköpft, wenn es um die Frage nach konkreten Ergebnissen geht: „Wir bitten wir um Verständnis, dass wir keine weiteren beziehungsweise detaillierten Informationen weiterleiten können, da Sie kein Mitglied der Eigentümergemeinschaft sind“, heißt es in einer E-Mail an die Redaktion.

Die Anwohner haben jedenfalls keine große Hoffnung, dass sich etwas zum Guten ändert: „Es wird immer wieder etwas versprochen, aber nichts hat sich geändert“, sagt Uwe Schock.

>> OB Sören Link ist bald im Stadtteil unterwegs

  • Am Samstag, 13. April, wird sein traditioneller Spaziergang durch Duisburg Oberbürgermeister Sören Link nach Homberg führen.
  • Uwe Schock wird dabei sein: „Ich werden dem Oberbürgermeister die Wahrheit sagen, nämlich dass man sich schämt, hier zu wohnen, wenn man mit Besuchern durchs Viertel läuft.“
  • Wilde Müllkippen im öffentlichen Bereich können bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg gemeldet werden: Tel. 0203/283 60 00. Auf Privatgrundstücken ist der Eigentümer für die Entsorgung zuständig.
  • Zeugen, die illegale Müllentsorgung oder das Werfen vom Balkon beobachtet haben, können sich an das Ordnungsamt der Stadt wenden. Mail: ordnungsamt@stadt-duisburg.de, Tel. 0203/940 00.