Duisburg. Es ist ein Abschied vom Eiskönig: Die Eismacher-Familie Saviane gibt das beliebte Café Romeo in Duisburg auf. Wie es mit dem Standort weitergeht.

„Von den Berggipfeln des Alpago-Tals kann man bei klarer Sicht bis nach Venedig sehen“, schwärmt Romeo Saviane. Der Ausblick von den Ausläufern der Dolomiten hat sich auf ewig in den Gedanken des bekannten Friemersheimer Eismachers verankert. Bald wird der 83-Jährige diese Sicht wieder genießen: Er gibt das Eiscafé Romeo an der Kaiserstraße auf und zieht mit seiner Familie zurück in den Heimatort Belluno unweit des Alpago-Tals.

„Das Tal wird auch das ‚Tal der Eismacher‘ genannt“, ergänzt sein Sohn Gianantonio. Davon profitieren auch Eisfans aus dem Duisburger Westen, denn: Es gibt schon Nachfolger für das Eiscafé, und auch die kommen aus derselben Region in Italien.

Eiscafé Romeo in Duisburg: Anfangs kamen wenig Gäste

Im Grunde hat sich Romeo Saviane seinen „deutschen Traum“ verwirklicht, mit nichts kam er im Alter von 16 Jahren nach Essen. Dort lernte er Ende der 1950er-Jahre in einem italienischen Café das Eismachen von der Pike.

Im Eiscafé Romeo in Duisburg gab es über 55 Jahre lang selbstgemachtes Eis. Jetzt hört der Eismacher auf.
Im Eiscafé Romeo in Duisburg gab es über 55 Jahre lang selbstgemachtes Eis. Jetzt hört der Eismacher auf. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Und er nutzte weitere Chancen: Zusammen mit seiner Frau Letizia hatte er 1968 die Gelegenheit, in Duisburg-Friemersheim ein italienisches Eiscafé zu übernehmen und nannte es, natürlich, „Romeo“.

„Es war anfangs schwierig für uns, denn trotz der heißen Sommer kamen wenig Gäste ins Lokal“, erinnert sich Romeo Saviane. Daraufhin hatte er eine Idee: Da viele Sommerfrischler sich damals am Naherholungsgebiet Toeppersee tummelten, baute Saviane einen Eiswagen, mit dem er die Kunden außer Haus versorgte.

Im Friemersheimer Eiscafé gab es das beste Zitroneneis der Welt

„Der Eisverkauf am See hat mir am Anfang die wirtschaftliche Existenz gerettet, so wurde ich stadtweit bekannt mit meinem Eis“, so Romeo Saviane weiter. Dass die Qualität gut war, bestätigte die Anerkennung für das beste Zitroneneis der Welt im Jahr 1975. Der Preis dafür war eine Tafel mit einem Eisbecher aus 550er-Gold, die lange an der Theke hing.

Dann kamen auch immer mehr Krupp-Arbeiter aus dem Friemersheimer Stahlwerk, um das leckere Eis zu probieren. Sohn Gianantonio, der schon als Jugendlicher in der Eisdiele aushalf, erinnert sich: „Vor allen Dingen zu den Schichtwechseln mittags und abends hatten wir lange Schlangen an der Eis-Theke, das war einfach unglaublich.“

Gianantonio verzichtete auf vieles für den Eis-Betrieb

Der heute 54 Jahre alte Gianantonio, der in seiner Jugend gerne Snowboard fuhr, verzichtete für die Arbeit im väterlichen Betrieb auf vieles im Privaten. „Ich war kurz vor der Snowboardlehrer-Prüfung Ende der 1990er-Jahre, habe die dann aber nicht gemacht, um meinem Vater hier zu helfen.“

Wir werden den Namen und die Rezepturen unserer Vorgänger beibehalten.
Walter Reolon - Neuer Besitzer des Eiscafés Romeo

Den Betrieb hatte er inzwischen schon vom Vater übernommen, als plötzlich Mutter und Ehefrau Letizia vor einigen Jahren tragisch ums Leben kam. „Das war für uns alle ein Schock“, so Gianantonio. Die Heimatgefühle und vielen Freunde zieht die Familie jetzt zurück nach Italien.

Eiscafé Romeo: „Haben für eine gute Nachfolge gesorgt“

„Wir haben für eine gute Nachfolge gesorgt“, sagt Romeo Saviane. Denn die beiden neuen Besitzer, Freunde von ihnen, kommen ebenfalls aus der Region Venetien. „Der Ort, aus dem sie stammen, ist nur 17 Kilometer von unserer Heimat Belluno entfernt“, so Gianantonio Saviane.

Walter Reolon (rechts) und Tessy Reolon (2. von links) übernehmen das Eiscafé Romeo in Friemersheim.
Walter Reolon (rechts) und Tessy Reolon (2. von links) übernehmen das Eiscafé Romeo in Friemersheim. © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Walter Reolon und sein Sohn Jessy werden nun die Geschicke an der Eistheke des Cafés Romeo übernehmen. „Wir werden den Namen und die Rezepturen unserer Vorgänger beibehalten“, sagt Walter Reolon. Die neuen Inhaber hoffen auch, dadurch die Stammkundschaft übernehmen zu können.

Betreiber bedanken sich bei treuer Kundschaft

Und was machen Gianantonio und Vater Romeo dann in Belluno? „Ich bin ja froh, dass meine Frau und mein Sohn mit Italien sofort einverstanden waren. Mit meinen Freunden möchte ich dann so manche Roller-Fahrt mit der Vespa durch die Dolomiten unternehmen“, sagt Gianantonio.

Auch Romeo zieht es in die Berge. „Ich bin glücklich, wenn ich mich mit Freunden auf die Jagd durch die heimatlichen Berge begeben kann.“ Und wer weiß, vielleicht reicht sein Blick von da dann wieder bis Venedig, bei klarer Sicht und Sonnenschein. „Wir wollen uns vor allen Dingen bei unserer Kundschaft in Friemersheim für ihre langjährige Treue bedanken“, sagen beide unisono.