Duisburg. Beim Auftakt des Ostermarsches Rhein-Ruhr in Duisburg tritt der Hauptredner im Pullover der Moskauer Uni auf. Nicht der einzige Aufreger.

Mehr Demonstranten als im letzten Jahr hatten sich am Samstagvormittag zum Auftakt des diesjährigen Ostermarschs Rhein-Ruhr am Schiffsmaskenbrunnen in der Duisburger City eingefunden. Die Polizei vor Ort schätzte, dass insgesamt von rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgegangen werden könne.

Die sorgten mit ihren Fahnen und Bannern für ein buntes Bild. Flagge zeigten auf diese Weise die Deutsche Kommunistische Partei (DKP), die Linke, das Friedensforum Duisburg, die IG Metall, die MLPD und andere. Regenbogenfahnen und die Flaggen der Friedensbewegung waren ebenfalls nicht zu übersehen. Das „Bündnis Sahra Wagenknecht“ war mit einem eigenen Stand vertreten: Genauso wie die umstrittene Gruppe „Palästina Solidarität Duisburg“. Sie soll im Rahmen der Veranstaltung mit einem Reporter des Online-Blogs „Ruhrbarone“ aneinander geraten sein. Dieser berichtet, dass er angegriffen worden sei, als er ein Foto von der Gruppe machen wollte.

Ein Statement von offizieller Seite gibt es zu dem Vorfall noch nicht.

300 Menschen demonstrierten am Samstag in der Duisburger Innenstadt für Frieden.
300 Menschen demonstrierten am Samstag in der Duisburger Innenstadt für Frieden. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Ostermarsch in Duisburg: Kritik an Außenministerin Baerbock und der Nato

Das Motto des sich über drei Tage erstreckenden Friedensmarsches lautet: „Die Kriege beenden, die Aufrüstung stoppen! Friedensfähigkeit statt Kriegstüchtigkeit!“

Mit dabei war in diesem Jahr auch wieder der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Dieter Lieske, der frühere erste Bevollmächtigte der IG Metall Duisburg-Dinslaken, richtete sich mit einem Grußwort an die Demo-Teilnehmer. Direkt zu Beginn stellte er klar: „Solange die Waffen auf der Welt nicht schweigen, werden die Friedensmärsche von Bedeutung bleiben.“

Klar äußerte er sich auch zum Krieg in der Ukraine, relativierte nicht wie manche seiner nachfolgenden Redner und nannte als Ursache eindeutig „den brutalen Überfall der Russen“. Große Sorge mache ihm zudem, „was derzeit in Israel und im Gaza-Streifen passiert“.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ostermarsches Rhein-Ruhr.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Ostermarsches Rhein-Ruhr. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Hauptredner Reiner Braun, der bis 2022 Co-Präsident des Internationalen Friedensbüro in Genf war, unterstrich die wichtige Arbeit der Friedensbewegung und kritisierte das Verhalten der Bundesregierung im Ukraine-Konflikt scharf: „Wir marschieren gegen eine Welt voller Waffen und machen der Politik dieser Bundesregierung mit ihrer Kriegspolitik eine klare Kampfansage.“

Empört zitierte er die aktuelle Aussage von Außenministerin Baerbock, die Russland vorwarf, die Nato überfallen zu wollen und entgegnete: „Was für ein Unsinn, das Kräfteverhältnis im militärischen Bereich steht mit 15:1 zugunsten der Nato.“ Vorwürfe gegen die Nato erhob Braun auch mit Blick auf die Osterweiterung des Bündnisses: „Immerhin ist die Nato gen Osten gezogen und Russland nicht nach Westen.“

Der Autor und Journalist berief sich auf Willy Brandt und seine damalige Entspannungspolitik: „Wir müssen auch die Sicherheitsinteressen der anderen berücksichtigen.“

Auch wenn Braun den russischen Angriffskrieg als „völkerrechtswidrig“ bezeichnet, hält er an seiner massiven Kritik gegen den Westen und an seiner Linie fest: „Europa und die USA zeigen Schwäche und versuchen ihre Macht mit Klauen und Zähnen zu verteidigen, indem sie nach Osten marschieren.“

Hauptredner trägt T-Shirt der Moskauer Universität

Der 71-Jährige, der seine Rede pikanterweise in einem Kapuzenpullover der staatlichen Moskauer Lomonosov Universität (MSU) hielt, bestreitet vehement, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin nicht verhandlungsbereit sei: „Von westlicher Seite wurde bisher keine Initiative ergriffen, ein Waffenstillstand ist nicht erwünscht.“ Das sei aber das Gebot der Stunde, so Braun, der dringend zu Friedensverhandlungen aufruft. Und eines sei dabei klar: „Eine Friedensordnung gibt es nur gemeinsam mit Russland.“

Reiner Braun bestritt vehement, dass Putin nicht verhandlungsbereit sei.
Reiner Braun bestritt vehement, dass Putin nicht verhandlungsbereit sei. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Als beispielhaft nannte er die Friedensaktivitäten des Vatikans und lateinamerikanischer Staaten. Die Friedensbewegung sei „die Stimme der übergroßen Mehrheit der Menschen“, die weiter zu stärken sei. Gewerkschaften, Kirchen und Umweltbewegungen seien einzubinden, denn: „Frieden bleibt die Ultima Ratio, alles andere ist Untergang.“

>>Ostermarsch Rhein-Ruhr: Abschlusskundgebung in Dortmund

Die Auftaktveranstaltung des diesjährigen Ostermarschs Rhein-Ruhr fand am Ostersamstag traditionell in Duisburg statt.

Eine weitere Station ist am Sonntag Essen, von wo aus eine Fahrradetappe weiter nach Gelsenkirchen führt. Danach geht es über Herne bis nach Bochum. Die Abschlusskundgebung findet in Dortmund statt.