Duisburg. Über fast 40 Jahre, davon zehn als 1. Bevollmächtigter, hat Dieter Lieske die IG Metall in Duisburg geprägt. Sein Wort wird weiter Gewicht haben.

Zu Dieter Lieske hatte jeder der rund 200 Gäste beim Neujahrsempfang im Wasserwerk Bockum eine Geschichte zu erzählen. „Einer der Großen der Gewerkschaftsbewegung“, nennt ihn Jürgen Kerner, 2. Vorsitzender der Gewerkschaft, „der IG Metall hat er seinen Stempel aufgedrückt“. Die langjährigen Freunde und Weggefährten bereiteten dem 65-Jährigen einen heiteren und auch bewegenden Abschied.

Wichtige Stimme auch in der Duisburger Kommunalpolitik

Fast 50 Jahre in der IG Metall, 37 Jahre in Duisburg, davon 15 im Vorstand. Nach zehn Jahren als ihr 1. Bevollmächtigter hatte der Bissingheimer nach einer Erkrankung dieses Amt bereits Ende 2022 an Karsten Kaus übergeben. Bestens erholt beendet er nun seine berufliche Karriere. Als politischer Mensch bleibt der gebürtige Recklinghäuser „seiner IG Metall“ ebenso erhalten wie der Kommunalpolitik als Ratsherr der SPD – auch dort hat seine Stimme Gewicht.

Die zahllosen Arbeitskämpfe haben ihn geprägt. „Wir leben am westlichen Ende des Schlachthauses der industriellen Arbeitsplätze“, sagte Lieske in seiner Abschiedsrede. Das Ruhrgebiet habe „keinen Strukturwandel, sondern Strukturvernichtung erlebt“. Beim Kampf um Standorte, nicht nur um die großen wie Mannesmann und Krupp-Rheinhausen, stand er mit in der ersten Reihe.

Der Einsatz der 150 Mitarbeiter der Thyssen Schienen Technik (TSTG) gegen die Schließung ihres Werkes in Duisburg, hier bei einer Protestaktion vor dem Rathaus im November 2012, ist einer der zahlreichen Arbeitskämpfe, die Dieter Lieske im Gedächtnis geblieben sind.
Der Einsatz der 150 Mitarbeiter der Thyssen Schienen Technik (TSTG) gegen die Schließung ihres Werkes in Duisburg, hier bei einer Protestaktion vor dem Rathaus im November 2012, ist einer der zahlreichen Arbeitskämpfe, die Dieter Lieske im Gedächtnis geblieben sind. © WAZ FotoPool | Hayrettin ÖZCAN

Ruhrgebietsschnauze, Herz, klare Kante und immer eine Portion Humor

Er sei „immer authentisch“, sagte Jürgen Kerner, „mit dem Vorsitzenden der IG Metall spricht er genauso wie mit jedem Kollegen im Betrieb“. Ruhrgebietsschnauze mit Herz und klarer Kante, stets gewürzt mit einer Portion Humor, das galt auch im Tarifstreit mit den Arbeitgebern mit Sätzen wie diesen: „Ein Igel in der Hosentasche ist keine artgerechte Haltung.“

Seinen Einsatz gegen Rechts würdigte Bärbel Bas, die Bundestagspräsidentin kam „als deine Abgeordnete und persönliche Freundin“. Aus Überzeugung setze sich Lieske ein, „weil du die leidvolle Geschichte der Gewerkschaft in der Nazizeit kennst“. Eine Broschüre zur Ermordung führender Metaller in Duisburg kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme stellte er noch im vergangenen Jahr gemeinsam mit Karsten Kaus vor, zuletzt gehörte er zu den Mitorganisatoren des Protests gegen den Auftritt der AfD-Bundesvorsitzenden Alice Weidel in Duisburg.

Bundestagspräsidentin und OB würdigen Verdienste von Dieter Lieske

Es sei wichtig, „die Gewerkschaften an der Seite demokratischer Politik zu wissen“, betonte OB Sören Link. Dafür sorgen Bezirk künftig seine Nachfolger, in Politik und Stadtgesellschaft wird der Bissingheimer weiter mitmischen. „Ich wünsche mir, dass wir mit dir als streitbarem Menschen weiter rechnen können“, so Link.

Der Terminkalender soll künftig mehr Lücken haben, die Zahl der Ämter und Aufgaben abnehmen, damit mehr Zeit bleibt für Leidenschaften wie Gitarre, Moped-Oldies und die Familie. Frau Beate und Sohn Sören galt Dieter Lieskes großer Dank dafür, die Agenda eines Multi-Funktionärs so lange mitgetragen zu haben: „Es war nicht immer einfach mit mir.“