Duisburg. Ein Duisburger Traditionsgeschäft versorgt Schallplattenfans seit 40 Jahren. In welchen Genres er besonders gut aufgestellt ist.

Thomas ist fündig geworden. Zwischen Plastik und Pappe, nach viel Hin- und Herklapperei zieht er das Objekt der Begierde aus dem Kasten: The Souther-Hillman-Fury Band von 1974, eins von zwei Alben der Supergroup. Musik ist ja erstmal was Immaterielles, so haptisch wie hier im Duisburger Plattenladen 33 1/3 erwischt man sie selten.

Gehört aber dazu in Zepp Oberpichlers Laden in Duissern, genau wie der wohlige Muff irgendwie, die engen Gänge – und Leute wie Thomas, die sich mit dem Zeigefinger durch Jahrzehnte der Musikgeschichte klappen.

Auf der andern Seite des großen Teichs würde man Thomas „Cratedigger“ nennen, quasi „Kistenschaufler“, der sich durch die schier endlose Menge der Platten wühlt, immer auf der Suche nach raren Schätzen. In Thomas Fall: „Gut erhaltene Platten, Originale, gute Pressungen, sowas“. Die gesellen sich dann zu den 5000 anderen bei Thomas zu Hause, aber um gehört zu werden, nicht als Investment. „Das finde ich ein bisschen strange.“

Duisburger Schallplattenladen: „Wer kommt, kommt gezielt“

80 Prozent der Menschen, die sein Geschäft besuchen, seien Stammkunden, sagt Zepp Oberpichler, das komme hin. „Wir haben hier ja keine Laufkundschaft. Wer kommt, der kommt gezielt, weil er von uns gelesen oder gehört hat.“ Aus Duisburg und Umland natürlich, aber auch aus Holland, Belgien („die Belgier kaufen Singles“), sogar aus Chicago. „Und viele Asiaten, wegen der Klassik-Alben“, sagt Thomas.

Der Herr der Ringe: Zepp Oberpichler führt den Schallplattenladen 33 1/3 in Duisburg.
Der Herr der Ringe: Zepp Oberpichler führt den Schallplattenladen 33 1/3 in Duisburg. © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Aber reicht das? An der genauso altertümlichen wie charmanten Kasse – diese Attribute passen auch hervorragend auf den gesamten Laden – klebt zwar trotzig ein Sticker und verkündet „Vinyl kills MP3“. Trotzdem bleibt die Frage: Wie hält sich so ein Geschäft, in der Streamingwelt, in der Spotify wiederum MP3 schon vor Jahren gekillt hat?

Tradition und Moderne: Duisburg Schallplattenladen setzt auf Social Media

„Einfach ist es nicht“, sagt Oberpichler, der sich deswegen auch schon das ein oder andere hat einfallen lassen, um neue Menschen in den Laden zu locken. „Das Talkformat etwa, oder ‚Oberpichlers Platte der Woche‘, generell auch Social Media.“ Gerade die wöchentliche Plattenkritik hat mittlerweile eine beachtliche Leserschaft – wohl weil Zepp Oberpichler das große Social-Media-Verlangen nach persönlichen Geschichten, Meinungen, Ansichten erfüllt, in seinem Falle eben mit Anekdoten und Kritiken zu alten und neuen („meistens alten“) Platten.

Das funktioniert also schonmal, beantwortet aber noch nicht die Frage, warum die Menschen, die dann kommen, überhaupt Vinyl kaufen und hören sollen. Spotify hat doch schließlich alles auf Knopfdruck. „Viele Kunden wollen ganz bewusst nicht auf Spotify sein. Zum einen, weil alle über Nachhaltigkeit sprechen, Spotify aber ein wahnsinniger Energiefresser ist.“ Und zum anderen, weil Platte hören anders ist.

Die Musik wiederentdecken: mit Platten statt mit Spotify

„Spotify verkürzt die Aufmerksamkeitsspanne“, sagt Oberpichler, „wenn mich eine Nummer nicht nach zehn Sekunden in den Bann zieht, drücke ich einfach weiter. Das habe ich als alter Plattenhörer gar nicht.“ Thomas nickt, „Hinter einem Album steckt ja auch ein Konzept. Man hört bewusster Musik. Das verhält sich ein bisschen wie Fast Food und Slow Food.“

Vinyl tötet MP3: Aber welche Vorteile hat die gute, alte Platte gegenüber Straminggiganten wie Spotify?
Vinyl tötet MP3: Aber welche Vorteile hat die gute, alte Platte gegenüber Straminggiganten wie Spotify? © FUNKE Foto Services | Thomas Gödde

Zu dieser Erkenntnis kommen übrigens auch immer mehr junge Leute, „die kaufen dann häufig die Platten nach, die sie von ihren Eltern kennen“, erzählt Zepp Oberpichler, „aber das Geschäft nach Corona, das läuft trotzdem eigentlich jetzt erst wieder an.“ Dazu gehören auch „Billo-Käufer“, so nennt sie Oberpichler, und meint das nicht so abwertend, wie es klingt. „Die suchen sich dann gezielt die Drei-Euro-Scheiben raus, um möglichst viel kaufen zu können. Das kann ich gut verstehen, das habe ich früher auch so gemacht.“

40 Mal Beach Boys und Götz Alsmanns Weisheit

Brot und Butter, das in Zepp Oberpichlers 33 1/3 aber immer noch die Liebhaber, die positiv Plattenverrückten. „Ich erinnere mich an einen Beach-Boys-Kunden, der hat sogar nach Bestellnummern gesammelt, oder wenn neue Ausgaben mit leicht verändertem Cover auf den Markt kamen. Der hatte die „Pet Sounds“ bestimmt 40 Mal.“ Thomas ist da nicht so für. „Ich brauche keine schlechten Platten, nur um meine Sammlung zu komplettieren. Götz Alsmann hat mal gesagt: ‚Eine Sammlung gehört kuratiert, sonst ist es ein Haufen‘.“

>> 33 1/3 IN DUISBURG: KONTAKT UND MEHR INFORMATIONEN

  • Der Schalltplattenladen 33 1/3 liegt auf der Moltkestraße 47 und ist telefonisch unter 0203 34 13 71 oder per Mail an 33@schallplatten-duisburg.de zu erreichen.
  • Mehr Informationen gibt es im Internet unter schallplatten-duisburg.de und auf Facebook.
  • Auch wenn der Plattenladen keinen bestimmten Schwerpunkt hat: besonders gut aufgestellt ist er im Rock und Pop der 60er und 70er Jahre, im Wave und im Punk.