Duisburg. Die Zahl der Lkw hat auf Duisburger Straßen stark zugenommen. Parkplätze sind jedoch rar. Das wünschen sich Brummi-Fahrer von den Pkw-Fahrern.
Am Kreuz Kaiserberg soll ein neuer Autohof entstehen – darüber soll der Rat im April entscheiden. Die Pläne gibt es schon seit vielen Jahren, doch nun hat sich ein neuer Investor gefunden, der das Projekt realisieren möchte. Unter Nachbarn in Mülheim und Duisburg regt sich freilich Widerstand. Fest steht allerdings, dass die Zahl der Lkw auf Duisburger Straßen in den vergangenen Jahren zugenommen hat und die Fahrer regelmäßig Schwierigkeiten haben, einen Stellplatz für ihre Pause zu finden. Ein Lichtblick ist da für viele Brummifahrer der Autohof am Schlütershof im Industriegebiet Neuenkamp/Kaßlerfeld. 90 Plätze gibt es hier und am Abend sind diese schnell belegt. Ein Besuch.
Der Rastplatz, der von Nikolaos Tsakalos betrieben wird, hat unter Truckern einen guten Ruf. Seit 2000 gibt es den Autohof, er gehört mittlerweile zur Firma „Circle K“, die „Total Energies“ übernommen hat. „Wir sind hier wie eine große Familie. Man kennt sich über die Jahre“, sagt der Chef. Viele steuern den Parkplatz zwei, drei Mal pro Woche an. Der Gyros-Spieß am Schlütershof ist legendär. „Die haben hier noch einen richtigen Koch, das schmeckt man“, lobt Axel Hogrefe und ordert einen Gyros-Teller, wie ziemlich viele andere Kunden, die vor und hinter ihm in der Schlange stehen. 15 Euro kostet der Stellplatz, inklusive zehn Euro Verzehrgutschein fürs Bistro. Das reicht für die große Portion.
90 Stellplätze gibt es auf dem einzigen Autohof in Duisburg
20 Jahre hat Hogrefe für die Firma „Kreyenhop & Kluge“ Lebensmittel durch Deutschland gefahren und Asia-Shops beliefert. Er war auch oft im Ruhrgebiet unterwegs. „Ich mag die Region, aber man muss wissen, wann die A 40 dicht ist“, sagt er. Sogar die Polizei hat er hier in guter Erinnerung: Einmal war er sich nämlich nicht sicher, ob er mit seinem 18,75 Meter langen Laster durch eine enge Straße passt. Eine Streife hat ihn dann netterweise eskortiert. Weil von der guten alten Zeit nicht mehr viel übrig geblieben ist und der Job immer stressiger wurde, hat er allerdings inzwischen die Seiten gewechselt und plant die Touren der Lkw-Fahrer im Büro.
[Nichts verpassen, was in Duisburg passiert: Hier für den täglichen Duisburg-Newsletter anmelden.]
Bleibt noch der Zeitdruck für die Fahrer. „Bei uns geht es noch, aber bei den Speditionen ist es schlimmer.“ Kreyenhop & Kluge achte auf eine gute Ausstattung der Lkw. Mikrowelle und Fernseher sind inklusive. „Unsere Fahrer sind die wichtigsten Mitarbeiter, das sind die, die der Kunde sieht. Nicht die Verkäufer, die im Büro hocken.“ Mittlerweile muss Hogrefe nicht mehr auf Autohöfen übernachten, aber gelegentlich stoppt er noch gerne in Neuenkamp. „Das Essen ist gut und günstig, warum sollte ich woanders in ein Restaurant gehen?“
Tankstelle hat alles zu bieten, was Trucker unterwegs brauchen: Duschzeug, Scheibenwischer, Hundefutter
Ingo Vollmer ist seit langer Zeit mal wieder in Duisburg. Viele Jahre war er in Skandinavien unterwegs, nun fährt er wieder durch die Republik. „Hier ist es ja wenigstens noch sauber. An manchen Raststätten geht das gar nicht.“ Lkw-Fahrer, die sich die Gebühren fürs Klo sparen wollen, pinkelten einfach in die Ecken. Meistens fährt er deshalb lieber an der Autobahn raus und sucht sich eine Übernachtungsmöglichkeit. Zum Abendessen grillt er sich dann was.
Heute lässt er sich aber etwas von Nikolaos Tsakalos und seinem Team kredenzen. Die „Specials“ stehen alle auf kleinen Schildern – Gulasch mit Rotkohl zum Beispiel. Im Vorkassenbereich der Tankstelle gibt’s außerdem Verpflegung in Konserven. Zudem Zahnpasta, Duschzeug, neue Scheibenwischer oder Hundefutter. „Alles, was man unterwegs braucht, wenn man keine Gelegenheit hat, am Supermarkt anzuhalten“, meint Tsakalos. Er weiß: Es gibt einige Katzen und Hunde, die mit Lkw-Fahrern auf Tour gehen.
Ingo Vollmer hat „Pascha“ dabei. Der Hund begleitet ihn seit neun Jahren. „Das ist meine Lady“, sagt er liebevoll. Während er Pause macht, schnüffelt der Kleine auf Grünstreifen. Als nächstes geht’s wieder retour Richtung Norddeutschland.
Auf dem Autohof füllen sich die Reihen. Ein Mitarbeiter weist die Fahrer ein, damit alle am Morgen nach ihrer Pause gut vom Hof kommen. „Wir lassen niemanden im Regen stehen. Wenn es mal voll ist, finden wir eine Lösung“, sagt Tsakalos. „Neue Parkplätze wären sinnvoll. Aber eigentlich bräuchten wir davon auch welche im nördlichen Ruhrgebiet bei Bochum oder Dortmund“, erklärt Axel Hogrefe. Und dann hat er noch einen Wunsch: „Ich würde mich freuen, wenn die Autofahrer sich wieder mehr den Paragrafen eins der Straßenverkehrsordnung zu Herzen nehmen und alle mehr Rücksicht aufeinander nehmen.“
>> Für Lkw über 7,5 Tonnen ist das Parken in Wohngebieten über Nacht verboten
Wie viele Lkw in Duisburg unterwegs sind, hat die Stadt Duisburg bisher nicht erhoben. Will sich ein Logistiker in Duisburg ansiedeln, müssen die Betriebe Stellplätze nachweisen. „Dies betrifft Stellplätze für Mitarbeitende, Kunden und Andienungsverkehre und gegebenenfalls weitere Verkehre“, erläutert Stadtsprecherin Gabi Priem. „Bei einem Logistikbetrieb werden in diesem Zusammenhang Flächen auf dem Betriebsgelände oder für den Betrieb gesicherten Grundstücken zum Be- und Entladen, Wiegen, Abstellen und gegebenenfalls als Puffer im Zu- und Ablauf des Betriebs für Lkw berücksichtigt.“ Nach Erkenntnissen der Stadt übernehmen zunehmend unabhängige Fahrer den Transport von Waren – diese gehören dann nicht zu den Speditionen. Diese wiederum parken dann am Straßenrand, um die gesetzlich vorgegebenen Ruhezeiten einzuhalten oder die Zeit bis zum nächsten Auftrag zu überbrücken.
Nach Auskunft der Stadt ist „Parken grundsätzlich, auch für Lkw, laut Straßenverkehrsordnung überall da erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist.“ Für Fahrzeuge mit einer zulässigen Gesamtmasse über 7,5 Tonnen gibt es in der Straßenverkehrsordnung allerdings die ausdrückliche Regelung, dass diese in Wohngebieten in der Zeit von 22 bis 6 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen nicht regelmäßig parken dürfen. Der Verstoß wird mit einem Verwarngeld von 30 Euro geahndet.