Duisburg. In Duisburgs Kunsttempel klangen internationale Volkslieder, Märchen – und die tragische Sage eines heimkehrenden Soldaten.
Der Skulpturen-Trakt gab zwei außergewöhnlichen Raritäten groß besetzter Kammermusik im Rahmen der „Konzerte im Lehmbruck-Museum“ in Duisburg einen besonders reizvollen und hintergründigen Rahmen.
Das betrifft insbesondere das einstündige Musiktheater „Die Geschichte vom Soldaten“, das Igor Strawinskys unmittelbar nach Ende und unter dem Eindruck des Ersten Weltkriegs 1918 für ein Wandertheater komponierte. Genau ein Jahr vor dem Suizid Wilhelm Lehmbrucks.
Die Zeiten für aufwendige Ballett-Produktionen wie den „Feuervogel“ oder „Le Sacre du Printemps“ waren auch für Strawinsky vorübergehend vorbei. Mit sieben, in der Besetzung an Dorfkapellen ausgerichteten, Instrumenten kommentiert der Komponist das Märchen vom heimkehrenden Soldaten, der den trügerischen Verlockungen des Teufels um Reichtum und Glück erliegt und letztlich alles verliert. Die filigrane, rhythmisch und harmonisch raffinierte Partitur, durchsetzt mit bizarren Tanzsätzen und Märschen, setzten die Duisburger Philharmoniker unter Leitung von Mikhail Zhuravlev mit der gebotenen Flexibilität und Präzision um.
Philharmoniker in Duisburg: Eine Reise durch die Volkslieder der Welt
Einen großen Anteil zwischen den Musiknummern nimmt die Rezitation des Märchentextes ein. Und den trug der österreichische Schauspieler und Regisseur Bernhard Bauer mit großem Engagement und Körpereinsatz vor. Stimmlich versetzte er sich in Klangfarbe und Lautstärke souverän in die verschiedenen Rollen. Allerdings führte sein Bemühen um größtmögliche Differenzierung dazu, dass der Text nicht auf allen Plätzen im weiten Raum verstanden werden konnte. Schade. Dafür entschädigte Yuki Kishimoto vom Essener Aalto-Ballett in der Rolle der Prinzessin mit einer anmutigen Choreografie von Denis Unitla.
Nicht weniger originell als Strawinsky instrumentierte der italienische Komponist Luciano Berio 1964 seine Arrangements elf internationaler Volkslieder. Die Melodien der kurzen Gesänge aus den USA, Armenien, Aserbaidschan, Frankreich und diversen italienischen Regionen lässt Berio weitgehend unangetastet und bestätigt mit der ebenso zurückhaltenden wie farbig schillernden Instrumentierung seinen herausragenden Rang als Klangmagier.
Eine Sonderstellung kommt hier der von Jie Zhou ausgeführten Harfenstimme zu, die vor allem die Zartheit der amourösen und elegischen Lieder unterstreicht. So brillant Berio Bratsche, Violoncello, Schlagzeug, Klarinette und Flöte einsetzt: Wie man von einem Komponisten italienischer Schule erwarten kann, wird die Gesangsstimme niemals in Bedrängnis gebracht, sodass die Mezzosopranistin Irina Makarova mit ihrer warmen, substanzreichen Stimme ihren Part mit fein austarierter Nuancierung ohne jede Kraftanstrengung wirkungsvoll ausführen konnte.