Duisburg. Wie lange wird die Deichrückverlegung in Mündelheim noch dauern? Die Wirtschaftsbetriebe in Duisburg nennen nach vielen Verzögerungen ein Ziel.
Wie geht es mit der Deichrückverlegung in Mündelheim weiter? Die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Duisburg (WBD) informierten bei der Jahreshauptversammlung des örtlichen Bürgervereins Auskunft zum Stand der Dinge. Erschienen waren der mit dem Deichbauprojekt befasste Peter Belusa (Geschäftsbereichsleiter Infrastruktur), Jan Rother (Projektleiter) und Sven Wagner (Hochwasserschutzexperte).
Deichrückverlegung in Duisburg ist um Jahre in Verzug
Es ist eine unendliche Geschichte: Den ersten Spatenstich für das Großprojekt gab es bereits 2015. Damals ging man von einer Gesamtbauzeit von sechs Jahren aus, 2021 sollte alles fertig sein. Veranschlagt wurde für die Deichrückverlegung und Sanierung der bestehenden Deiche eine Investitionssumme von knapp 60 Millionen Euro. Soweit die Planung.
Aktuell sind von vier erst zwei Bauabschnitte – von Wittlaer bis in Höhe des Mündelheimer Sportplatzes – fast fertiggestellt. Der Lückenschluss in Höhe des ehemaligen Bauernhofs Höfges in Rheinheim soll in diesem Jahr erledigt werden – es werden die einzigen Deichbauarbeiten in diesem Jahr bleiben.
Warten auf Festlegung zur Rheinbrücke – vorher kein Deichbau
Den dritten Bauabschnitts – die eigentlichen Rückverlegung des Deiches um rund 500 Meter beiderseits der der B288/Mündelheimer Brücke können die Deichbauer noch nicht angehen. Um den Deich zurückversetzen zu können, ist die Anfahrt zur Uerdinger Rheinbrücke „aufzuständern“, das heißt höher zu legen, so die Experten.
Aktuell wird zwar der Neubau der Rheinbrücke (Baubeginn soll 2030 sein) bei Straßen.NRW geplant. Ob die alte, denkmalgeschützte Brücke erhalten bleibt und durch einen Neubau an gleicher Stelle ersetzt wird, oder ob eine neue Brücke (wahrscheinlich nördlich) der alten errichtet wird, prüfen die Straßenbauer noch.
In jeden Fall ist der künftige Verlauf der aufgeständerten B288 abhängig von der gewählten Variante. „Unsere Planung für die Aufständerung ist jetzt ausschreibungsreif, sie geht jetzt zu Straßen.NRW.“, sagt Jan Rother. Die Variantenprüfung, so habe man dort signalisiert, soll bis zum Sommer 2024 abgeschlossen sein.“
Grunderwerb, Kampfmittel und Brückenplanung verzögerten das Projekt
Solange die Entscheidung ausstehe, mache es wenig Sinn mit der Rückverlegung des Deiches zu beginnen, erklärt Rother. „Er würde dann funktionslos in der Landschaft stehen, die Landwirte könnten die Flächen nicht mehr nutzen. Baubeginn ist frühestens im nächsten Jahr, dann aber vielleicht zunächst am vierten Bauabschnitt zwischen Haus Grind und Ehingen.
Vorsichtshalber schränkt der Projektleiter seine Aussage aber ein: „Wenn alles glattläuft.“ Verzögerungen an der langen Deichbaustelle kennen die WBD nur allzu gut. „Wir mussten Dichtwände in den Boden einziehen, der hätte bei Hochwasserdruck das dadurch erhöhte Grundwasser nicht aufhalten können“, erklärt der für die Infrastruktur zuständige Peter Belusa einen weiteren Grund der Verzögerung.
Deichrückverlegung in Mündelheim: 2031 soll alles fertig sein
Warum man das erst später festgestellt hat? Dazu der WBD-Experte: „Die ersten Testbohrungen wurden wohl in zu großem Abstand gemacht, die Bodenbeschaffenheit war dann doch nicht so, wie sie eigentlich erwartet wurde.“ Aber auch die im Verlauf der Bauzeit eingetretenen Verschärfungen in Sachen Kampfmittelbeseitigung hätten zu erheblichem Zeitverzug geführt.
Trotz aller weiter bestehenden Unwägbarkeiten wagen die WBD-Fachleute aber eine Prognose: Deichrückverlegung und Sanierung sowie die Aufständerung der B288 sollen im Jahr 2031 abgeschlossen sein – zehn Jahre später als geplant. Man darf gespannt sein.
>> DEICHLÄUFER GESUCHT
- Sven Wagner von der Hochwasserschutzzentrale der Wirtschaftsbetriebe warb im Rahmen der Versammlung des Mündelheimer Bürgervereins um ehrenamtliche Deichläufer, die in Begleitung eines Mitarbeiters der WBD bei Hochwasserlagen den Deich abschnittsweise in Augenschein nehmen und auf Unregelmäßigkeiten prüfen.
- „Sie kennen die Situation am Deich, haben Erfahrung mit dem Hochwasser, können beurteilen, ob die Lage sich kritisch verändert“, erläutert der Hochwasser-Fachmann. Interessierte werden entsprechend geschult und erhalten für ihre Tätigkeit ein „Erfrischungsgeld“.
- Klaus-Dieter Drechsler, der Vorsitzende des Bürgervereins, hält die Beteiligung von Mündelheimer Bürgern für sinnvoll: „Es geht ja auch um unseren Schutz.“