Duisburg-Homberg. Anwohner berichten von Unfällen und Gefahren an der Lauerstraße in Homberg. Die Stadt will jetzt etwas ändern. Sind Fußgänger dadurch sicherer?

Ein Supermarkt, Spielplatz und verkehrsberuhigter Bereich auf der einen Seite, ein belebter Platz und zwei Schulen auf der anderen – und mittendurch führt eine der meistbefahrenen Straßen der Stadt zweispurig in beide Richtungen. Anwohner, Fußgänger und Verkehrsteilnehmer aller Art haben es oft nicht leicht an der Lauerstraße in Duisburg-Homberg.

Dass es dort zu Unfällen und noch viel öfter zu gefährlichen Situationen kommt, weiß Bettina Schmitz nur zu gut. Sie wohnt am wohl brenzligsten Bereich der Lauerstraße, zwischen der Ecke Duisburger Straße und dem Bürgermeister-Wendel-Platz, und kann das Chaos vom Küchenfenster aus beobachten.

Lauerstraße in Duisburg-Homberg: „Ständig passieren Unfälle“

Davon gibts vor ihrer Haustür genug: „Ständig passieren Unfälle.“ Sie zeigt mit dem Finger auf ein Nachbargrundstück gegenüber: „Da ist mal ein Auto im Vorgarten gelandet.“

Ihr Mann Thorsten Schmitz habe vor fünf Jahren selbst mal einen Fußgänger angefahren, der vom Lidl-Parkplatz die Straße an der Verkehrsinsel queren wollte: „Der ist mit vollen Tüten einfach losgegangen, ohne zu gucken“, berichtet er.

Vor zwei Monaten ist ein Fußgänger sogar tödlich verunglückt, als er an fast der selben Stelle von einem Auto erfasst worden war.

Lauerstraße: Mehrere Ursachen führen zu gefährlichen Situationen

Brenzlige Situationen entstehen aus mehreren Gründen. Einerseits ist dort schlichtweg viel Verkehr: Bis zu 5,6 Millionen Kraftfahrzeugen fahren pro Jahr über die Lauerstraße. Das zeigt der Lärmaktionsplan der Stadt aus 2021. Er weist allein in der näheren Umgebung acht Belastungsschwerpunkte aus.

Viele Autos nutzen die Straße, wenn sie über die Friedrich-Ebert-Brücke nach Ruhrort fahren. Lkw sind dort in Richtung Logport unterwegs. Zudem dient unter anderem die Lauerstraße für Lasterfahrer als Verbindung zwischen den Autobahnen 42 und 40.

Vor dem Lidl an der Lauerstraße gibt es eine Verkehrsinsel, an der Fußgänger und Radfahrer die Straße aber oft nicht sicher überqueren könnten, berichten Anwohner. (Archivbild)
Vor dem Lidl an der Lauerstraße gibt es eine Verkehrsinsel, an der Fußgänger und Radfahrer die Straße aber oft nicht sicher überqueren könnten, berichten Anwohner. (Archivbild) © FUNKE Foto Services | Volker Herold

Andererseits ist dort auch zu Fuß eine Menge los. Nahe dem Bürgermeister-Wendel-Platz liegen das Franz-Haniel-Gymnasium und das Schiffer-Berufskolleg. Schüler kreuzen die Lauerstraße, wenn sie zur Schule gehen oder bei Lidl ihr Frühstück holen.

Dasselbe gilt für Anwohner, die gegenüber des Discounters wohnen und dort einkaufen. Hinzu kommen Kinder, die am Spielplatz Erika-Kröger-Straße oder im verkehrsberuhigten Bereich der Straße spielen. Kinder, Schüler und Menschen mit vollen Einkaufstüten, die an Autos und Schwerlasttransportern vorbeimüssen – ein Mix, der gefährlich werden kann.

Anwohner berichtet: Lauerstraße lässt sich schwer überqueren

Viele Anwohner finden, dass die Wege über die Straße zu unsicher sind. Zwar gibt es an der Kreuzung zur Duisburger Straße eine Ampel und am Bürgermeister-Wendel-Platz eine Fußgängerbrücke, die über die Lauerstraße führt. „Die allermeisten versuchen aber, schon viel früher über die Straße zu kommen“, berichtet ein Anwohner, der anonym bleiben möchte.

Dann ist da noch die Verkehrsinsel auf Höhe des Lidls. Doch auch dort könnten Fußgänger meist nicht sicher die Straße überqueren. Der Anwohner schildert: „Man kommt entweder wegen der vielen Autos nicht rüber. Oder es wird gefährlich, weil ein Auto anhält, um einen herübergehen zu lassen, aber dann ein anderes Auto überholt und vorbeigeschossen kommt.“

An der Lauerstraße werde ohnehin oft gerast, erklärt der Mann: „Um vier Uhr nachts geht es oft schon los, nachmittags und abends ist es richtig schlimm.“ Ein Grund sei, dass die Straße über eine lange Strecke zweispurig in beide Richtungen verläuft: „Dann ist doch klar, dass zu schnell gefahren wird.“

Fußgängerbrücke soll weichen, Ampel geplant

Doch zumindest an der Situation, die Straße zu überqueren, soll sich bald etwas ändern: Die Fußgängerbrücke soll zurückgebaut werden. Sie führt aktuell vom Bürgermeister-Wendel-Platz über die Lauerstraße zum evangelischen Gemeindehaus, werde laut Anwohnern aber kaum genutzt. Dafür soll an der Kreuzung zur Wilhelmstraße eine Ampel errichtet werden.

Zurzeit führt eine Fußgängerbrücke vom Bürgermeister-Wendel-Platz über die Lauerstraße. Bald soll die Brücke zurückgebaut und eine Ampel errichtet werden.
Zurzeit führt eine Fußgängerbrücke vom Bürgermeister-Wendel-Platz über die Lauerstraße. Bald soll die Brücke zurückgebaut und eine Ampel errichtet werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

In der vergangenen Sitzung der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl traf der Vorschlag der Stadt bereits auf Zustimmung. Der Rat der Stadt entscheidet darüber am 15. April. Laut Beschlussvorlage soll das Projekt insgesamt etwa 385.000 Euro kosten und 2025 umgesetzt werden.

Brücke „nicht die optimale Lösung“

Die Fußgängerbrücke mit Baujahr 1966 soll laut Beschlussvorlage zurückgebaut werden, weil ein Prüfbericht aus 2022 ergeben habe, dass „die vorliegenden Schäden in erheblichem Maße die Dauerhaftigkeit und die Standsicherheit des Bauwerks beeinträchtigen“.

Auch die Stadt erkennt, dass die 75 Meter lange Brücke „nicht die optimale Lösung“ dafür ist, dass Fußgänger und Radfahrer die Straße sicher überqueren können. Die Ampel soll stattdessen „Abhilfe für den Unfallschwerpunkt im Kreuzungsbereich Lauerstraße / Wilhelmstraße“ schaffen. Die zwei Spuren pro Fahrtrichtung sollen aber erhalten bleiben.

Einspurigkeit, Kreisverkehr: Das sagt die Stadt zu Anwohner-Vorschlägen

Einigen Anwohnern bleibt die Zweispurigkeit ein Dorn im Auge. So sagt Bettina Schmitz: „Wenn man eine Spur pro Seite für den Verkehr wegnimmt und stattdessen einen Grün- oder Parkstreifen einrichtet, könnte man die Raser stoppen und die ganze Situation noch viel sicherer machen.“ Auch ein weiterer Kreisverkehr könne helfen, das Tempo der Autofahrer zu drosseln.

Zu diesen Vorschlägen teilt die Stadt auf Anfrage mit, dass gerade noch geprüft werde, „welche (verkehrsplanerischen) Maßnahmen die Verkehrssicherheit verbessern können und auch umsetzbar sind“. Konkretes könne die Stadt erst sagen, wenn die Prüfung abgeschlossen ist.

Ein Problem mit Rasern ist aus den Blitzerzahlen, die die Stadt nennt, aber nicht abzulesen. Im vergangenen Jahr seien 13 Geschwindigkeitsmessungen vorgenommen worden, fünfmal wurde dieses Jahr gemessen. Dabei seien 2,6 Prozent aller Fahrzeuge schneller gefahren als erlaubt. In der ganzen Stadt habe die Quote im vergangenen Jahr bei neun Prozent gelegen.

>> Duisburg-Homberg: Polizei erklärt die Unfälle an der Lauerstraße

  • Die Polizei Duisburg bestätigt auf Anfrage, dass sich die Unfälle an der Lauerstraße auf die Kreuzungsbereiche zur Duisburger Straße und Wilhelmstraße konzentrieren.
  • Die meisten Unfälle an der Lauerstraße würden „aufgrund von Fehlern beim Abbiegen“ zustande kommen, sagt Polizei-Sprecherin Julia Tekock. Aber: „Bei keinem der Unfälle wurden überhöhte Geschwindigkeiten als Unfallursache verzeichnet.“
  • Auch bei den Geschwindigkeitsmessungen der Polizei falle die Lauerstraße nicht durch viele Raser auf. Im Gegenteil: „In Relation der gemessenen Fahrzeuge zu den begangenen Verstößen erscheint die Lauerstraße unauffällig bis unterdurchschnittlich.“
  • Wie viele Unfälle im vergangenen Jahr an der Lauerstraße und im Rest der Stadt passiert sind, ließe sich erst mit der Veröffentlichung der polizeiliche Unfallstatistik 2023 sagen.