Duisburg-Homberg. Um Kapitän zu werden, müssen Auszubildende in Duisburg nicht mal mehr ins Wasser. Wie eine teure Technik schwierige Hafen-Passagen simuliert.

Viele junge Menschen träumen nach wie vor von der Seefahrt. Doch was tun, wenn die Küste weit entfernt ist? Kein Problem in Duisburg, denn direkt in Homberg befindet sich das Schiffer-Berufskolleg.

Hier werden Binnenschiffer, Bootsbauer, Hafenlogistiker und seit Neuestem auch Kapitäne mit Basispatent ausgebildet. Und zwar an insgesamt fünf neuen Fahrstand-Simulatoren, die die gängigen Wasserstraßen extrem realistisch abbilden.

Kapitänsausbildung in Duisburg: Warum es „keinen Sinn machen würde, durch den Hafen zu fahren“

„Wir nehmen hier auch die Prüfungen ab, denn die Szenarien, die wir einprogrammieren können, sind so realistisch, dass es keinen Sinn machen würde, durch den Hafen zu fahren“, erzählt Udo Joosten, Bereichsleiter Binnenschifffahrt beim Schiffer-Berufskolleg Rhein.

Wir nehmen hier auch die Prüfungen ab, denn die Szenarien, die wir einprogrammieren können, sind so realistisch, dass es keinen Sinn machen würde, durch den Hafen zu fahren.
Udo Joosten - Bereichsleiter Binnenschifffahrt beim Schiffer-Berufskolleg Rhein

In der Tat können in den fünf Zimmern, die im 180 Grad-Winkel mit großen Flachbild-Monitoren ausgestattet sind, von der Loreley bis hin nach Rotterdam alle Nadelöhre oder schwierigen Passagen so lange geübt werden, bis es auch in Flachwasser oder bei tückischen Unterströmungen für alle Schüler ein Spaziergang ist.

„Das ist ein großer Vorteil, denn wenn man nur wenig Wasser unter dem Kiel hat, dann ist das Manövrieren deutlich schwieriger, als wenn man in größeren Gewässern mit viel Tiefgang fährt“, erklärt Joosten. Rund zwei Millionen Euro hat die moderne Technik gekostet.

So läuft die Kapitänsausbildung in Duisburg

Das Interesse an dem Berufszweig ist nach wie vor groß, die Seminare sind voll besetzt. Der Blockunterricht dauert 13 Wochen, dann geht’s zurück zu den einzelnen Reedereien und aufs Schiff zur praktischen Ausbildung. Die dauert drei Jahre. Wer das Basis-Kapitänspatent erwerben möchte, der lernt dreieinhalb Jahre.

Auszubildende können schwierige Passagen am Simulator üben. Sogar Prüfungen finden an Flachbild-Monitoren statt, erklärt Udo Joosten, Bereichsleiter Binnenschifffahrt.
Auszubildende können schwierige Passagen am Simulator üben. Sogar Prüfungen finden an Flachbild-Monitoren statt, erklärt Udo Joosten, Bereichsleiter Binnenschifffahrt. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

„Beim Kapitänspatent geht es dann etwas mehr um Nautik, Personalführung und generelle Leitungsfunktionen“, erläutert Joosten. In diesem Semester werden zwei Kapitäne ausgebildet, geprüft wird dreimal im Jahr, sodass die frisch gebackenen Binnenschiffer direkt und ohne lange Wartezeiten in den Job starten können.

Duisburger Auszubildender: „Hatte eigentlich noch nie etwas mit Wasser zu tun“

Einer davon ist Jacob. Seine Prüfung steht in ein paar Wochen an und gerade steuert der junge Mann routiniert durch den Duisburger Hafen. Die Brücke ist recht dunkel, sodass die Instrumente gut ablesbar sind. Jacob sitzt entspannt am Steuerstand und korrigiert ab und an leicht den Kurs, da der Fluss gerade eine Rechtsbiegung macht.

Beim Schiffer-Berufskolleg Rhein steuern Auszubildende durch simulierte Wasserstraßen – mit einem Joystick statt Holzrad.
Beim Schiffer-Berufskolleg Rhein steuern Auszubildende durch simulierte Wasserstraßen – mit einem Joystick statt Holzrad. © FUNKE Foto Services | Rainer Hoheisel

Gesteuert wird übrigens mit einem Joystick. Die großen romantischen Holzräder gehören mittlerweile der Vergangenheit an und wären bei computergesteuerten Schiffen nur hinderlich.

„Ich komme aus Bamberg und hatte eigentlich noch nie etwas mit Wasser, Wassersport oder einem Beruf auf dem Wasser zu tun, aber die Stellenbeschreibung fand ich total spannend und vielseitig“, erzählt er.

Auszubildender muss in der Gastro aushelfen: „Möchte viel lieber ein Schiff führen“

Nach dem Abitur hat er zunächst drei Semester Philosophie studiert, aber dann festgestellt, dass eine Tätigkeit mit etwas höherem Praxisanteil doch besser zu ihm passt.

Dennoch wird er sich nach bestandener Prüfung eine andere Reederei suchen. „Ich arbeite momentan auf einem Tourismus-Flusskreuzfahrtschiff und muss sehr oft in der Gastronomie aushelfen. Ich verstehe die Engpässe dort, aber ich möchte viel lieber ein Schiff führen.“ Der Wechsel wird aller Wahrscheinlichkeit leichtfallen, freie Stellen gibt es genug.

Auch Joosten sieht viel Potenzial auf Europas Wasserstraßen: „Wir haben noch viel Platz auf dem Rhein und die Logistik und das Transportwesen werden sich in Zukunft bestimmt stärker auf die Flüsse verlegen“, ist er sich sicher. Ein Grund mehr, die Zukunft auf dem Wasser zu verbringen.