Duisburg. Mit seinem Mercedes überfährt Skender A. in Duisburg seine Ehefrau und seinen Sohn. Was geschah in den Minuten davor? Paar machte Beobachtungen.

Die Ehe zwischen Skender A. und seiner Frau Alia explodiert am Nachmittag des 1. Oktobers 2023 in Duisburg: Um 13 Uhr eskaliert der letzte Streit zwischen dem Paar, der 26-Jährige überfährt seine Frau und den gemeinsamen Sohn mit seinem Mercedes.

Dann steigt er aus, schlägt und tritt auf die bewusstlose Frau ein. Sie überlebt den Gewaltexzess nicht, stirbt in einer Klinik an ihren schweren Kopfverletzungen. Doch was geschah in den Minuten vor dem tödlichen Angriff? Am dritten Prozesstag haben zwei Augenzeugen ihre Beobachtungen geschildert.

Augenzeugen beobachteten den heftigen Streit vor der Bluttat in Duisburg-Vierlinden

Der 27-Jährige und die 26-Jährige sind mit dem Auto unterwegs zum Fußballspiel eines Freundes, als ihnen das streitende Paar auf dem Gehweg der Herzogstraße im nördlichsten Zipfel Duisburgs auffällt. „Ich habe meinen Mann gebeten, anzuhalten. Ich wusste nicht, ob Hilfe benötigt wurde“, erinnert sich die junge Frau.

Skender A. droht bei einer Verurteilung wegen Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe.
Skender A. droht bei einer Verurteilung wegen Mordes eine lebenslange Freiheitsstrafe. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Dann spricht sie im Gerichtssaal detailliert über ihre Wahrnehmung: Skender A. habe seine Frau in sein Auto ziehen wollen. Dabei habe er sie mehrfach am Handgelenk und am Unterarm gezogen. Alia A. habe sich nach Kräften gewehrt. Daraufhin sei der junge Serbe in sein Auto gestiegen. Er sei durch den Kreisverkehr gefahren und auf die Frau zugefahren. „Er hat so getan, als würde er sie anfahren“, sagt die junge Duisburgerin. Etwa einen Meter vor Alia habe er gebremst. Sie habe daraufhin mit ihrem Fuß eine Abwehrbewegung gegen die Motorhaube gemacht.

Anschließend sei Skender A. nochmal durch den Kreisverkehr gefahren und nochmal in Richtung seiner Frau. Allerdings schien sich die Situation nach Beobachtungen des jungen Paares in diesen Momenten zu beruhigen. Durch das heruntergelassene Beifahrerfenster habe Alia mit ihrem Mann gesprochen. Der Buggy mit dem damals 17 Monate alten Sohn steht in diesen Momenten neben der jungen Mutter. „Der Mann hat das Kind gar nicht beachtet“, sagt die 26-Jährige.

Was wurde bei dem Streit gesagt?

Was bei dem Streit zwischen den Eheleuten gesagt wird, konnten die beiden Duisburger nicht hören. Sie parkten etwa 50 Meter von ihnen entfernt. Sagte die 19-Jährige ihrem Mann in diesem Gespräch, dass sie am kommenden Tag einen Anwaltstermin hat, um die Scheidung einzureichen? Von diesem Termin hatte die Mutter der Toten in ihrer Aussage berichtet.

Weil sich die Lage nach Einschätzung der beiden Zeugen bei dem Gespräch durch das Beifahrerfenster entspannt zu haben schien, fuhren sie schließlich weiter. Kurz darauf geschieht dann wenige Meter weiter an der Oswaldstraße die Bluttat, die der kleine Sohn der beiden trotz schwerer Lungenverletzungen überlebt.

Skender A. verfolgt die Schilderungen des Streits am Dienstagvormittag mit gesenktem Kopf. Der 26-Jährige zeigt keine Regung. Er will sich nach Angaben seiner Verteidiger im Laufe des Prozesses noch äußern. Sein Anwalt deutet durch Nachfragen an, dass Alia A. ihrem Ehemann bei der Auseinandersetzung einen kleinen, roten Gegenstand weggenommen haben könnte. Konkreter wird er bei seinen Fragen aber nicht.

>> Mordprozess gegen Skender A.: Ihm droht eine lebenslange Freiheitsstrafe

  • Skender A. ist in dem Prozess wegen vollendeten und versuchten Mordes angeklagt.
  • Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft handelte er an dem sonnigen Herbsttag „heimtückisch“ und getrieben von Eifersucht.
  • Bei einer Verurteilung droht dem 26-Jährigen eine lebenslange Freiheitsstrafe.
  • Seine Verteidiger halten Mordmerkmale für „konstruiert“. Ein Urteil könnte am Dienstag, 12. März, fallen.