Duisburg-Marxloh. Der Discounter Aldi Süd will in Marxloh eine Vorzeige-Filiale bauen. Das wollen Stadt und Politik verhindern – zugunsten eines neuen Parkhauses.
Der Lebensmitteldiscounter Aldi Süd möchte in Duisburg-Marxloh eine moderne Vorzeige-Filiale bauen und hat dafür dem Chemiekonzern Grillo ein Grundstück abgekauft. Es liegt an der Weseler Straße gegenüber der Grillo-Verwaltung. Die Stadt will an derselben Stelle ein Parkhaus bauen, um beim Umbau des Stadtteils den August-Bebel-Platz autofrei machen zu können.
Dafür verhandelt Stadtentwicklungsdezernent Martin Linne nach eigenen Angaben bereits mit Grillo. Er rechnet demnach damit, dass die Behörden dem Discounter die Neubaupläne nicht genehmigen und bereitet sich darauf vor, dass Aldi das Grundstück dann an den Chemiekonzern zurückgibt.
Davon ist in der Aldi-Konzernzentrale in Mülheim jedoch nicht die Rede. „Aldi Süd möchte weiterhin eine neue Filiale auf dem angesprochenen Grundstück errichten, damit das Unternehmen auch in Zukunft einen Beitrag zur lokalen Nahversorgung leisten kann“, sagt Sprecherin Carolin Sunderhaus auf Anfrage der Redaktion und bekräftigt damit gleichlautende Aussagen aus dem Dezember 2023, als sich der Discounter aus dem Marxloh-Center und damit zunächst aus dem Stadtteil zurückzog.
„Aldi Süd hat das Grundstück 2022 mit Rücktrittsrechten von Grillo erworben“, führt Sunderhaus weiter aus, „die Rücktrittsrechte bestehen weiterhin.“ Jedoch deutet derzeit nichts darauf hin, dass Aldi diese Option wählt und sein Bauvorhaben damit aufgibt.
Vorzeige-Filiale oder Parkhaus? Aldi und Stadt Duisburg sind sich uneins über Bauprojekte
Die Stadtverwaltung und die örtliche Politik sind gegen die Vorzeige-Filiale an diesem Standort und verweisen auf das bestehende Einzelhandels- und Zentrenkonzept. Darin wird für Marxloh und andere Stadtteile festgelegt, wo sich beispielsweise neue Lebensmittelgeschäfte oder Fachhandel ansiedeln dürfen. Das ehemalige Grillo-Grundstück liegt knapp außerhalb des Bereichs, in dem der Stadtrat solche Läden akzeptiert.
Der Bereich beginnt südlich an der Dahlmannstraße, führt nördlich entlang der Weseler Straße bis zur Agnesstraße und bezieht zusätzlich die Fußgängerzone am Pollmannkreuz, den August-Bebel-Platz und das Marxloh-Center mit ein. Der geplante Aldi-Markt liegt damit auf der falschen Straßenseite der Dahlmannstraße, um noch in den Zentrumsbereich zu fallen, in dem sich die Politik solche Lebensmittelläden oder Supermärkte wünscht.
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Obwohl das Grundstück damit nur wenige Schritte von dem festgelegten Bereich entfernt liegt, gibt es Kritik an dem Standort für den geplanten Aldi-Neubau. „Aldi darf sich dort nicht ansiedeln, das verstößt gegen das Konzept“, betont der Marxloher Ratsherr Dieter Stradmann. Der Sozialdemokrat sieht in einem großen Lebensmitteldiscounter außerhalb des Zentrumsbereichs eine Gefahr für bestehende Läden.
„Damit machen wir das Marxloh-Center ganz kaputt“, sagt Stradmann voraus. Ins leere Ladenlokal in dem kleinen Einkaufszentrum am August-Bebel-Platz, aus dem Aldi sich verabschiedet hatte, soll künftig ein anderer Discounter einziehen. Dem Vernehmen nach laufen aktuell aussichtsreiche Gespräche darüber. Diesen Discounter soll ein moderner Aldi-Markt, nur wenige hundert Meter entfernt, nicht vertreiben. „Ohne einen Discounter im Marxloh-Center ist dort nichts mehr los“, befürchtet der Ratsherr.
Sorge um das Marxloh-Center – Händler haben schon „viel Laufkundschaft“ verloren
Tatsächlich haben die Händler im Einkaufszentrum seit dem Rückzug von Aldi kurz vor Weihnachten bereits „viel Laufkundschaft“ verloren, bestätigt der Geschäftsmann Kai-Jens Heinze. Er betreibt den Lotto-Laden mit Postfiliale und ist Vize-Vorsitzender des Marxloher Werberings. Durch den Kundenrückgang sieht sich Dietmar Stradmann in seiner Meinung bestätigt, dass die Stadt Duisburg und der Stadtrat einen großen Aldi auf dem ehemaligen Grillo-Grundstück an der Weseler Straße zwischen Dahlmannstraße und Stockholmer Straße verhindern müssten. Nur so könne das Marxloh-Center überhaupt für einen anderen Discounter attraktiv bleiben und könnten Leerstände verhindert werden.
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Die Bedenken aus dem Stadtteil gegen das Bauprojekt sind Aldi natürlich bekannt. „Die Stadt Duisburg hat in Gesprächen signalisiert, dass – unabhängig von der Größe der Verkaufsfläche – eine Genehmigungsfähigkeit für einen Lebensmitteldiscountmarkt nicht gegeben sei und entsprechend erst Baurecht geschaffen werden müsste“, so Aldi-Sprecherin Carolin Sunderhaus. Dies muss mithilfe eines neuen Bebauungsplans geschehen, der berücksichtigen muss, dass die nahen Grillo-Werke ein Störfallbetrieb sind.
Sowohl für eine Discounter-Filiale als auch für ein Parkhaus müsste der Stadtrat einen neuen Bebauungsplan beschließen. Denn aktuell gilt das Grundstück als Grünfläche und noch sind dort keine Neubauprojekte erlaubt. Das Areal wurde vor dem Verkauf gerodet und liegt seither brach. Dass dort die Bagger für einen Aldi-Markt rollen, schließt Ratsherr Dieter Stradmann jedoch aus: „Das machen wir nicht mit.“ Denn die rot-schwarze Ratsmehrheit ebenso wie die Stadtverwaltung wolle dort lieber ein neues Parkhaus. Doch das Grundstück gehört Aldi Süd.