Duisburg. Nach dem Angriff auf zwei Kinder in Marxloh schweigt der Beschuldigte (21). Den Opfern geht es etwas besser. Was die MK TikTok zur Tat verrät.
- Messer-Angriff von Marxloh am 28.2. auf Dahlstraße
- Motiv für Attacke noch ungeklärt: MK TikTok ermittelt
- Mädchen (9) und Junge (10) wohl Zufallsopfer – Kindern geht es besser
- Tatwaffe war wohl ein Messer
- 21-Jähriger schweigt in U-Haft, Vorwurf: zweifacher versuchter Mord
- Passant und Vater sollen Angreifer gestoppt haben
- Kinder hatten sich in Grundschule Henriettenstraße geflüchtet
Messer-Angriff in Duisburg-Marxloh: Der Beschuldigte schweigt – Tatwaffe war ein Messer
Freitag, 1. März: Nach dem Messerangriff auf zwei Grundschüler in Marxloh am Mittwoch sind die beiden Opfer auf dem Weg der Besserung. Der des zweifachen Mordversuches beschuldigte 21-jährige Tatverdächtige habe in den Vernehmungen bislang geschwiegen. Das hat die Staatsanwaltschaft heute mitgeteilt. Damit bleibt die Frage nach seinem Motiv weiter offen.
Medienberichte vom Vortag, wonach eine Wette auf der Social-Media-Plattform TikTok das Motiv der Tat gewesen sein könnte (siehe unten), bestätigten die Ermittler weiterhin nicht. Das Handy des Mannes sei sichergestellt worden und werde ausgewertet, sagte eine Polizeisprecherin. Das dauere wegen der großen Datenmengen auf dem Handy an.
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Der 21-Jährige soll laut den Ermittlungen bei seinem Vater in Marxloh gewesen sei. Ohne nachvollziehbaren Grund habe er die beiden Kinder angegriffen. Zuerst habe er auf ein neunjähriges Mädchen eingestochen und dann auf den zehnjährigen Jungen. Ein Passant hat den Messerangreifer laut den Ermittlungen angeschrien und eine Taschenlampe nach ihm geworfen, damit er von den Kindern ablässt. Die verletzten Kinder seien in eine Grundschule zurückgelaufen, wo eine Lehrerin ihnen zu Hilfe gekommen sei.
Die Taschenlampe sei keine „Tat-, sondern eine Abwehrwaffe gewesen“, bestätigte eine Polizeisprecherin am Freitag. Auf dem etwa 600 Meter langen Fluchtweg der Kinder habe die Spurensicherung immer wieder Blutspuren sichergestellt. Beim Täter waren zwei Messer und ein Hammer als mögliche Tatwaffen sichergestellt worden. Tatwaffe sei nach den bisherigen Erkenntnissen eines der Messer gewesen, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Stumpfe Gewalteinwirkung auf die Kinder habe es nicht gegeben.
Der Angreifer war den Ermittlungen zufolge letztlich von seinem Vater gestoppt und entwaffnet worden. Der 69-Jährige habe seinen Sohn bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten, hieß es bereits am Donnerstag. Fragen zu einer psychiatrischen Begutachtung und zur Schuldfähigkeit des Verdächtigen beantworteten Staatsanwaltschaft und Polizei zunächst nicht. (dpa)
Updates bis Donnerstag, 29. Februar: Deutsch-Bulgare und Kinder kannten sich wohl nicht
Donnerstag, 17.30 Uhr: Lesen Sie auch diese Artikel über die Situation in Marxloh und an der Grundschule Henriettenstraße:
Donnerstag, 15.45 Uhr: Auf der Suche nach dem Tatmotiv rücken soziale Netzwerke in den Fokus der Ermittler, das verrät auch der Name der Duisburger Mordkommission: MK TikTok. Es gebe Hinweise darauf, „dass soziale Netzwerke in einem Zusammenhang mit der Tat stehen“, sagt Polizeisprecherin Bettina Balter.
Ein Grund zu dieser Annahme liefere ein Foto, das ein Zeuge vom mutmaßlichen Messer-Angreifer und dessen Vater nach der Tat, kurz vor der Festnahme aufgenommen habe. Darauf habe der 21-Jährige ein Smartphone in der Hand. „Darum hat die Auswertung des Handys zurzeit absolute Priorität“, sagt Balter.
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Nach Informationen unserer Redaktion soll der in U-Haft sitzende junge Mann psychische Gesundheitsprobleme gehabt haben. Dies deckt sich mit Schilderungen von Nachbarn.
Ein Reporter der Bild-Zeitung zitiert den Vater des 21-Jährigen: Dieser befürchte, sein Sohn habe im Internet eine „Faszination für Mörder“ entwickelt und sei möglicherweise angestiftet worden. Die Polizei äußert sich zu diesen Spekulationen mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht.
Zwei Messer und Hammer sichergestellt
Donnerstag, 14.20 Uhr: Der Haftrichter hat für den 21 Jahre alten Tatverdächtigen Untersuchungshaft angeordnet. Wie die Staatsanwaltschaft erklärt, wird ihm zweifacher versuchter Mord vorgeworfen.
Die Polizei hat außerdem weitere Details bekannt gegeben: Die Einsatzkräfte haben am Mittwoch bei der Festnahme zwei Messer und einen Hammer als mögliche Tatwaffen sichergestellt.
Und: Nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen soll es zwischen den rumänischen Schulkindern und dem Deutsch-Bulgaren keine Verbindung gegeben haben, sie waren demnach wohl Zufallsopfer.
Das neunjährige Mädchen und der zehnjährige Junge werden weiterhin stationär in Krankenhäusern behandelt; in Lebensgefahr schweben sie wie berichtet nicht.
Opferschutzbeauftragte der Polizei Duisburg und Notfallseelsorger hatten Angehörige und Augenzeugen betreut. Das Präsidium bietet auch Ersthelfern, Unfall- und Tatzeugen Hilfe an: Sie können sich beim Kommissariat Kriminalprävention/Opferschutz melden, telefonisch unter 0203 280 4254 oder online auf duisburg.polizei.nrw/polizeilicher-opferschutz.
Messer-Angreifer soll auch noch auf Passanten losgegangen sein
Donnerstag, 11.45 Uhr: Am Tag nach der erschütternden Messer-Attacke auf ein neunjähriges Mädchen und einen zehnjährigen Jungen in Marxloh sind neue Details zum Angriff bekannt geworden, den die Staatsanwaltschaft als versuchten Mord einstuft. Der Täter soll den Ermittlungen zufolge von seinem eigenen Vater gestoppt und entwaffnet worden sein. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
Der 69-Jährige habe seinen Sohn, einen 21 Jahre alten Deutsch-Bulgaren, bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten, hieß es am Donnerstag nach dpa-Informationen zum aktuellen Stand der Ermittlungen.
Der 21-jährige Verdächtige sei bei seinem Vater zu Besuch gewesen und habe danach die beiden Kinder angegriffen. Zuerst habe er auf ein neunjähriges Mädchen eingestochen und dann auf den zehnjährigen Jungen. Ein Passant habe den Messerangreifer angeschrien und eine Taschenlampe nach ihm geworfen, damit er von den Kindern ablässt.
Mann attackiert Kinder in Marxloh
Daraufhin sei der Angreifer auf diesen Zeugen losgegangen. Dann sei der Vater des mutmaßlichen Täters hinzugekommen und habe das dramatische Geschehen beenden können. Die verletzten Kinder seien in die Grundschule zurückgelaufen. Der Sohn soll seinem Vater vor der Festnahme noch mitgeteilt haben, dass auf seinem Handy Informationen zu finden seien, die die Tat erklären würden. Der 21-Jährige soll an diesem Donnerstag wegen versuchten Mordes einem Haftrichter vorgeführt werden.
Hinweise auf eine politisch motivierte Tat gebe es nicht. Polizei und Staatsanwaltschaft wollen sich offiziell erst im Laufe des Donnerstags zu dem Fall äußern.
Updates bis Mittwoch, 28. Februar: Junge und Mädchen (9/10) nach Attacke im Krankenhaus
Mittwoch, 28. Februar: Schulkinder weinen, herbeieilende Eltern diskutieren am Schultor voller Sorge mit Einsatzkräften der Polizei: Ein folgenschwerer Angriff auf zwei Kinder und die unübersichtliche Lage danach hatten am Mittwoch für Aufregung in Duisburg-Marxloh gesorgt. Ein Mädchen und ein Junge, neun und zehn Jahre alt, waren am Mittag auf offener Straße schwer verletzt worden – offenbar von einem 21-jährigen Mann. Die Kinder flüchteten in eine nahegelegene Grundschule, den Tatverdächtigen konnten Fahnder außerhalb des Schulgeländes festnehmen. Die Duisburger Staatsanwaltschaft wirft ihm versuchten Mord vor.
Die Polizei war gegen 12 Uhr alarmiert und zur Marxloher Dahlstraße gerufen worden, dem Tatort. Die Schülerin (9) und der Schüler (10) waren wohl nach dem Unterricht auf dem Heimweg gewesen. Sie wurden offenbar auf dem Gehweg der Dahlstraße attackiert.
Die verwundeten Kinder konnten sich in die nahegelegene Grundschule an der Henriettenstraße retten. Dort kümmerte sich eine Lehrerin um sie. Die beiden wurden in Krankenhäuser gebracht und stationär aufgenommen. Am Mittwochabend berichtete die Polizei zu ihrem Gesundheitszustand: Beide Opfer schweben nicht in Lebensgefahr. Nach Informationen unserer Redaktion handelt es sich um zwei rumänische Kinder.
Stach der 21-Jährige mit einem Messer zu?
Den Tatverdächtigen hatten Einsatzkräfte kurz nach dem Angriff außerhalb der Schule, in der Nähe des Tatorts, festgenommen. Der 21-Jährige soll sich nicht gewehrt haben. Es sei noch unklar, mit welchem Gegenstand er die Kinder verletzt habe, erklärte Polizeisprecherin Bettina Balter. Nach unbestätigten Informationen unserer Redaktion soll der 21-Jährige auf seine Opfer eingestochen haben, dem Vernehmen nach mit einem Messer. Auch eine Taschenlampe sei sichergestellt worden, hieß es. Das Präsidium machte am Mittwoch keine näheren Angaben zur Tatwaffe.
Zum Motiv und den Hintergründen liegen noch keine eindeutigen Erkenntnisse vor. Unklar ist etwa, ob sich der 21-Jährige und die Kinder kannten. Bei dem Verdächtigen handelt es sich laut Balter um einen Deutsch-Bulgaren.
Er wird an diesem Donnerstag, 29. Februar, wegen des Verdachts des versuchten Mordes einem Haftrichter vorgeführt. Das hat die Staatsanwaltschaft am Mittwochabend bekannt gegeben.
Aufwendige Spurensicherung mit Drohne
Die Polizei sperrte den Bereich um den Tatort auf der Dahlstraße am Mittwochnachmittag für die Ermittlungen und die Spurensicherung weiträumig ab. Stundenlang untersuchten Beamte in weißen Schutzanzügen die Umgebung, sie setzten auch eine Drohne ein.
Der Einsatz war erst gegen 17.45 Uhr beendet. Die Feuerwehr Duisburg beseitigte Markierungen der Polizei und Blutspuren.
Tränen am Schultor: aufgelöste Kinder und aufgeregte Eltern
Die Absperrungen und die Streifenwagen, der Rettungshubschrauber über dem Viertel (siehe unten) und ein Rettungswagen auf dem Schulhof – das bedrohliche Szenario hatte am Mittag viele Eltern im Stadtteil besorgt:
Aufgeregte Väter und Mütter eilten zur Schule an der Henriettenstraße, redeten auf Einsatzkräfte ein. Am Schultor trafen sie auf teilweise weinende Schulkinder. Die Schülerinnen und Schüler waren wohl mit dem Leid und der Angst der beiden verwundeten Opfer konfrontiert gewesen.
>> Schulpsychologen und Schulleitung beraten über Unterstützung
Wie am Mittwoch werde die Schule in den kommenden Tagen durch die Schulaufsicht und die Schulpsychologie eng begleitet, hieß es am Mittwoch aus dem Schulministerium. NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) zeigte sich in einer ersten Reaktion „schockiert“ darüber, dass „zwei Kinder auf ihrem Schulweg Opfer einer Gewalttat geworden sind“.
Auch die zuständige Düsseldorfer Bezirksregierung verwies auf die eingesetzten Schulpsychologen, die neben der Seelsorge bereits vor Ort seien. Derzeit berate die Schulpsychologie mit der Schulleitung das weitere Vorgehen, etwa welche Gesprächs- und Unterstützungsangebote und Informationen für Eltern es gebe, sagte eine Sprecherin der Bezirksregierung mit. (dpa)
>> Rettungshubschrauber kam nicht zum Einsatz
- Viele Menschen im Duisburger Norden waren auch wegen des Rettungshubschraubers auf den Einsatz aufmerksam geworden.
- Diesen hatten die Einsatzkräfte in Duisburg-Marxloh zunächst angefordert.
- Letztlich waren die verletzten Kinder jedoch nach Angaben einer Polizeisprecherin mit Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden.