Duisburg-Rheinhausen. „Die große Schlager Hitparade“ elektrisiert mit Bernhard Brink, Peggy March, Claudia Jung und Patrick Lindner die Fans. Mehr Liebe geht nicht.
Was passiert, wenn ein Koch, ein Ex-Jura-Student, eine Arzthelferin und eine Amerikanerin in die Rheinhausenhalle kommen? Sie rocken die Bühne und die Bude bebt. So ist es bei „Die große Schlager Hitparade 2024“ am Samstagabend: Patrick Lindner (63), Bernhard Brink (71), Claudia Jung (59) und Peggy March (75) treten in Duisburg in einer Halle voller begeisterter Fans auf. Mit tosendem Applaus werden die damaligen und immer noch begehrten Stars der leichten Muse begrüßt. Sie schaffen Kuschelatmosphäre. Die Schlagerfans haben uns verraten, warum sie diese Musik so mögen.
Das Publikum ist so alt oder deutlich älter als die Charts-Stürmer von damals. Nur einige wenige sind um die 40 und jünger. Sie alle aber haben sich diesen Abend etwas kosten lassen, Eintrittskarten gab‘s ab knapp 59 Euro.
„Die große Schlager Hitparade 2024“: „Den Bernhard Brink könnt‘ ich so knutschen, der ist so süß“
„Den Bernhard Brink könnt‘ ich so knutschen, der ist so süß“, gesteht die bestens aufgelegte Barbara Engfeld. Die 79-jährige Rheinhauserin ist mit zwei Freundinnen aus dem Stadtteil angerückt, um endlich wieder mal eine tolle Schlagernacht zu erleben.
Mit Ingrid Drewicz (86) und Friederike Freuken-Schubert (63) genießt sie den Abend in vollen Zügen. „Ist das schön hier, endlich mal wieder eine Veranstaltung, die man ohne Einschränkungen besuchen kann. Diese Corona-Jahre sitzen einem wirklich noch in den Knochen“, sagt Freuken-Schubert. Vor mittlerweile sechs Jahren hat sie zum letzten Mal so einen himmlischen Abend erlebt. Als sie in der Pause mal kurz nach draußen geht, um eine Zigarette zu schmauchen, kommen die beiden anderen Freundinnen ins Schwärmen.
Alle Drei haben sich für dieses Event elegant „aufgebrezelt“. Zehn Jahre jünger sehen sie aus, geschminkt, die Fingernägel hübsch lackiert. Lange Ohrringe, moderne Brillen, das Aussehen ist so strahlend wie die Laune. „Man kennt die Stars, liebt die Musik, kann die Texte mitsingen, weil sie deutsch sind, das macht einfach Spaß“, sagen sie. Haben Sie denn mitgesungen und geschunkelt? „Ja, natürlich“, ist die spontane Antwort.
Die Schlagerfeen sind in ihrem Element
Eine Gruppe von Schlagerfans sitzt in der obersten Reihe im Saal. Viele davon sitzen im Rollstuhl. Auch Moderatorinnen und Moderatoren des Internetradios „Schlagerfee Radio“ sind in ihrem Element – erkennbar an ihren schwarzen Sweatshirts mit dem Aufdruck der Internetadresse und dem roten Herz in der Mitte. Immer wieder werden die Handys gezückt, Frauen haben weiß blinkende Kränzchen im Haar, die Moderatorin „Modi Fantasy“ des Internetsenders trägt ein pulsierendes Herz am Revers.
Den Auftakt machen alle vier Stars auf der Bühne gemeinsam. Danach präsentieren sie einzeln ihre Songs, die alten Hits kennen natürlich alle. Als Claudia Jung „Dich ruft die Nacht“ singt, fühlen sich alle angesprochen, darum sind sie ja hier in der Rheinhausenhalle. Ein Fan eilt zur Bühne und überreicht der in Schwarz gekleideten Ikone rote Rosen. Mehr Liebe geht nicht. Gemeinschaft ist angesagt. „Wir zaubern uns hier in Duisburg-Rheinhausen die schönsten Sterne“, verspricht sie dem Publikum warm zugewandt.
Und schon erscheinen auf der riesigen Videowand bunte Sterne und Kugeln. Mobiltelefone werden gezückt, die die dunkle Halle mit ihrem Taschenlampen-Modus in einen Sternenhimmel verwandeln. Was früher Feuerzeug und Wunderkerze bei romantischen Liedern hervorriefen, machen jetzt die Handys. Die in die Luft gestreckten Arme werden nach rechts und links geschwenkt.
Da hält es selbst die Männer nicht mehr auf den Sitzen
Als Patrick Lindner die Bühne betritt, hält es die Fans nicht mehr auf den Sitzen. Mit den Worten „Es ist hier eine Stimmung und ein Empfang, unglaublich lieb“ hat er das Publikum schon im Griff. Wie die anderen Schlagerstars aus früheren Jahrzehnten, nimmt auch er sich auf die Schippe: „Wir sind ja alle im fortgeschrittenen Alter“, stellt er fest und weist darauf hin, dass er 2024 sein 35. Bühnenjubiläum feiert. Sein Hit „Die kleinen Dinge des Lebens“ trifft den Nerv des Publikums.
Von Pennsylvania nach Duisburg-Rheinhausen – das ist natürlich ein Knaller. So kündigt Bernhard Brink Peggy March an, eine Schlager-Ikone, die jeder im Saal kennt. Mit charmantem US-Akzent erzählt sie, dass sie ihre Biografie geschrieben hat. „Ein Buch ohne Skandale, Entschuldigung dafür. Das kann man hier gleich kaufen“, gibt sie den Fans mit auf den Weg. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
Und dann tritt der Moderator der Schlager-Hitparade 2024 als Sänger auf die Bühne: Bernhard Brink singt höchstpersönlich. Da hält es selbst die Männer nicht mehr auf den Sitzen. Applaus, Applaus.
Der 71-Jährige spottet über sein Alter. „Na, ihr guckt so, jetzt kommt was ganz Besonderes, also ich war mal jünger. Auch einer, der so aussieht wie ich, war mal jünger. Manche sagen, ich wär der kleine Bruder von Johannes Heesters.“ Spätestens mit diesen Worten hat er das Publikum gewonnen. Die Männer sind begeistert, die Damenwelt schmilzt dahin. Ein Abend zum Träumen: Für die Künstler und die Besucher.
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- Gerade mal 40 Jahre jung ist Damian, der mit Christoph (39) begeistert der großen Schlager Hitparade in der Rheinhausenhalle folgt.
- Echte Schätze hält er in seinem Arm: Langspielplatten von Peggy March, die nur im Ausland erschienen sind. Eine beispielsweise, die die damals junge amerikanische Sängerin noch mit dunklem Haar zeigt, und rechts unten auf dem Cover sieht man japanische Schriftzeichen. Die Sängerin hat eine Platte mit Liedern auf den Markt gebracht, die sie nur auf Japanisch gesungen hat.
- 40 LPs hat er von der mittlerweile 75-Jährigen zu Hause. Jetzt ist er mit den Langspielplatten, die er sich aus dem Land der aufgehenden Sonne hat schicken lassen, in die Rheinhausenhalle gekommen, um sich Autogramme auf die Plattenhüllen geben zu lassen. Aufregender kann ein Schlagerabend für ihn gar nicht sein.